Montag, August 20, 2007

Lawrence von Arabien und der Krieg im Irak...


Vom Archäologen zum Soldaten
 
Vor ziemlich genau 100 Jahren beendete E.T. Lawrence (* 16.8.1888) im Alter von 18 Jahren die High-School in Oxford, legte die Aufnahmeprüfung am Jesus-College ab, bewies im Aufnahmegespräch für ein Stipendium seine Kenntnisse über mittelalterliche Keramik und Grabplatten und bezog im Oktober 2007 als Stipendiat (neuere Geschichte) und Student die Universität Oxford. -


Im Herbst 1908 besprach er mit C.F. Bell, dem stellvertretenden Direktor des Oxforder Ashmolean-Museums, seine weiteren Pläne, und Bell fragte Lawrence:
"Warum gehen Sie nicht ins Heilige Land und versuchen, ein für allemal die viel diskutierte Streitfrage zu klären, ob die Kreuzfahrer den Spitzbogen und das Spitzbogengewölbe nach orientalischen Vorbildern bauten [...] oder ob sie es waren, die den Arabern diese Konstruktion beibrachten?" - Das war der auslösende Moment für Lawrence` erste Reise in den Nahen Osten und damit auch dafür, dass aus Thomas Edward Lawrence (von seiner Familie "Ned" genannt) schließlich Lawrence von Arabien wurde.



Lawrence fand die Reise (1909) ins Heilige Land - das noch zum osmanischen Reich gehörte - enttäuschend, da die Landschaft so gar nicht dem entsprach, was er vorzufinden erwartet hatte: Hinter Kapernaum dreißig Kilometer weit nur Disteln... Und er hoffte: "Je eher die Juden es bebauen, desto besser; ihre Siedlungen sind gleichsam Oasen in einer Wüste". -
Lawrence bekam in Oxford vom Jesus-College Geld für weiterführende Studien: Das Thema für seine Bachelor-Arbeit sollte lauten: "Mittelalterliche Bleiglasur-Keramik vom 11. - 16. Jahrhundert".


Seine Pläne änderten sich drastisch, als er die Möglichkeit erhielt, mit David George Hogarth, dem keeper des Ashmolean-Museums, zu Ausgrabungen nach Syrien zu reisen: "Mr. Hogarth geht graben, und ich fahre in 14 Tagen nach Syrien, um die Täler zu erhöhen und die Berge zu erniedrigen; auch um Arabisch zu lernen." -


Am 10. Dezember 1910 bricht Lawrence auf zu den Ruinen von Karkemish an den Euphrat. Bei den Ausgrabungen lernt er Dahoum kennen, einen jungen Araber von 14 oder 15 Jahren, der Hilfsjunge der Expedition war, "wunderbar gewachsen und sehr gut aussehend" [so der berühmte Archäologe Leonard Wooley]; Dahoum trug für die Archäologen Wasser, erledigte Botengänge und Besorgungen. Lawrence schrieb in einem Brief nach Hause: "... ein interessantes Wesen; er kann ein paar Worte Arabisch ... lesen und ist überhaupt intelligenter als die übrigen. ... Ich werde versuchen, ein Auge auf ihn zu haben und abwarten, was geschieht." - Dahoum verkörpert für Lawrence all das, was er an der arabischen Bevölkerung bewundert. Oder umgekehrt: Die arabische Bevölkerung verkörpert für Lawrence nunmehr all das, was er an dem jungen Dahoum bewundert?:


"Glücklicherweise ist die Gegend bislang vom Einfluss des Auslands verschont geblieben; hättet ihr das Unheil erlebt, das der Einfluss der Franzosen und - in einem geringeren Maße - der Amerikaner angerichtet hat, würdet ihr nicht wünschen, dass er sich ausdehne. Die absolut hoffnungslose Vulgarität des halb-europäisierten Arabers ist erschreckend. Tausendmal besser der [von der europäischen Zivilisation] unbeleckte Araber. Der Ausländer kommt immer hierher, um zu lehren, wo er vielmehr lernen sollte, denn in allem, Verstand und Wissen ausgenommen, ist der Araber im allgemeinen der bessere Mensch von beiden." -


1914. Erster Weltkrieg.
November 1914, Indien ist noch britische Kolonie. Eine Einheit der indischen Armee landet an der Küste Mesopotamiens, dem Land zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris, dem heutigen Irak. Ziel der Operation ist es, die lebenswichtigen britischen Erdölanlagen des Persischen Golfes zu sichern. Binnen drei Wochen befindet sich der Unterlauf von Euphrat und Tigris, das Shatt al Arab, bis hinauf nach Basra in der Hand der Indien-Armee, sprich: Der Briten.
30 Jahre später, im zweiten Weltkrieg schickt Adolf Hitler seinen Wüstenfuchs Feldmarschall Erwin Eugen Rommel nach Nordafrika, um von Norden und vom Süden her in einer Zangenbewegung den Persischen Golf mir seinen Rohstoffquellen zu erobern. Das scheiterte in El Alamain in der Schlacht gegen die Alliierten unter dem britischen General Montgomery (1942).
Und 90 Jahre später, im Irakkrieg 2003, ist Basra erneut einer der Haupt-Kriegsschauplätze für die USA und Großbritannien: Die britischen Truppen konzentrierten sich im Süden des Iraks auf die Einnahme der Hafenstadt Umm Kasr, der Sicherung der Ölquellen im Süden des Landes und der Einkreisung und anschließenden Einnahme der Stadt Basra.

Fortsetzung folgt....