Montag, November 27, 2017

Warum die SPD nur noch 20% hat. - Martin Schulz: "Ich strebe gar nix an."


1972
 "Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen". Es war eine Befreiung: Das Plakat hat eine Auflage von 70.000 Stück, dazu kommen 200.000 Postkarten und Aufkleber. Dieses Motiv hat sich bis heute ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Ich bin ein passionierter Bahnfahrer, und bei fast jeder Fahrt kommt jemand, der nicht „Guten Tag“ sagt, sondern stattdessen "Deutsche Arbeiter... " murmelt. Viele sagen mir, ich hätte an ihrer politischen Sozialisation mitgewirkt. Meine Arbeit scheint nicht ganz sinnlos gewesen zu sein. (Quelle)

Das war einmal. 1972.
Damals war das natürlich ironisch gemeint.
Heute haben die Ex-Führer von Sozialdemokratie in Deutschland und New Labour in der Tat und tatsächlich ihre Villa. Im Tessin oder wo auch immer. Und sie schämen sich dessen nicht.

Gerhard Schröder in Deutschland:
"Seit dem Ende seiner politischen Karriere ist er wieder als Rechtsanwalt sowie in verschiedenen Positionen als Wirtschaftslobbyist tätig, unter anderem als Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG (Ostsee-Pipeline) und Rosneft. Er ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA." [wikipedia]
Tony Blair in England:

"Die große Mehrheit der Abgeordneten saß schon zu Zeiten der Premierminister Tony Blair und Gordon Brown im Unterhaus. Die haben mit ihrer politischen Karriere den Boden bereitet für die lukrativen Jobs danach. Blair hat ein Vermögen von mindestens 20, vielleicht sogar 100 Millionen Pfund [1 Pfund ist aktuell 1,12 Euro] angehäuft, er muss es ja nicht mehr deklarieren. Bekannt ist, dass er Geld von der Regierung Kasachstans kassiert hat, und auch Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate haben ihn bezahlt. Brown ist Berater der US-Vermögensverwalter Pimco, die im Zuge der Finanzkrise Papiere von Lloyds aufgekauft hat. Diese Bank war mit Staatsgeldern gerettet worden, als Brown Schatzkanzler war." Labour lernte nach der Machtübernahme 1997 schnell. Hatte zum Beispiel John Reid, als Labour in der Opposition war, gegen den Verkauf der Gefängnisse an die Sicherheitsfirma Group4 gewettert, so schanzte er als Verteidigungs- und später Innenminister dem Unternehmen Regierungsaufträge zu."[Quelle]

Ich weiß nicht,
was genau UNS das HEUTE sagt. 
Nur: Die Sozialdemokraten sind nicht mehr - wie vor 100 Jahren oder vielleicht noch vor 40 Jahren - die Partei der Menschen, die sozial abgestiegen sind oder Angst vor einem sozialen Abstieg haben. Das scheinten aktuell - zu Unrecht - die AfD zu sein in Deutschland, die Rechtspopulisten in Frankreich, Trump-Fans  in den USA (zumindest was die weißen Männer betrifft, die gerne an die pussy fassen dürfen möchten).

Und was will Martin Schulz?
"Ich streb gar nix an."




Sonntag, November 26, 2017

Flüchtlinge, CDU: Der größte Fehler von Helmut Kohl. Und der größte Fehler von Angela Merkel

  • Wer gerne wissen möchte, was der größte Fehler von Kanzler Helmut Kohl war, kann das hier nachlesen. Nämlich:
  • Und wer darüber hinaus wissen möchte,
    was der größte Fehler von Kanzlerin Angela Merkel war, kann das zum Beipspiel in Cicero erfahren.
    Nämlich:

»Man muss nicht Viktor Orbán heißen und ungarischer Hardliner sein, um zu sagen: Angela Merkel hat einen Fehler gemacht. Und zwar den größten in ihrer bisherigen Kanzlerschaft. Damit schadet sie dem Land – und sich selbst.
Etwas über 25.000 Quadratmeter Nutzfläche bei 620 Mitarbeitern bietet das Berliner Kanzleramt, zahllose sanitäre Einrichtungen, eine funktionierende Heizung und einige für gewisse Zeit verzichtbare Abteilungen obendrein. Mit Hubschrauberlandeplatz umfasst das Terrain knapp 75.000 Quadratmeter. Viel Platz also für Zelte und Container.
Ideal. Man sollte ohne weitere Umschweife daran gehen, das Kanzleramt vorläufig und teilweise als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Schließlich hat die Amtsinhaberin selbst in ihrer denkwürdigen Sommerpressekonferenz dargetan, dass jetzt nicht Vorschriften und beamtenhaftes Bedenkenträgertum Richtschnur sein dürfen, wenn es gilt, die Abertausenden Flüchtlinge schnell und unbürokratisch unterzubringen.
In dieser Pressekonferenz hat Angela Merkel den katastrophalsten Fehler ihrer Amtszeit begangen, indem sie sagte, „wir schaffen das“ und damit all jene Flüchtlinge in Marsch setzte, die Deutschland und Europa jetzt an die und über jede Grenze der Hilfsbereitschaft führt."« 

"From the Old to the New World" shows German emigrants boarding a steamer in Hamburg
and arriving in New York. Harper's Weekly, (New York) November 7, 1874 (Quelle)
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Das kann man so sehen, oder auch ...

Im Jahr 2015 kamen etwas 800.000 Flüchtende ins deutsche Land. Aus unterschiedlichen Motiven.
  1. Manche von ihnen haben ein Recht nach Deutschland zu kommen, weil im deutschenGrundgesetz das Recht auf Asyl festgeschrieben ist. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 16a, (1):  "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht".
  2. Andere haben ein Anrecht, in Deutschland geschützt zu werden auf Grund der Genfer Flüchtlings-Konvention (GFK) der Vereinten Natione, die Deutschland ratifiziert hat. Die GFK gewährt kein Recht auf Asyl, begründet also keine Einreiserechte für Individuen, sie ist ein Abkommen zwischen Staaten und normiert das Recht im Asyl, nicht auf Asyl. Flüchtlinge im Sinne der Konvention werden als Personen definiert, die sich aufgrund einer begründeten Furcht vor Verfolgung außerhalb des Staates aufhalten, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen. Die Genfer Flüchtlingskonvention ist – entgegen weit verbreiteter Annahme – nicht pauschal auf Kriegsflüchtlinge anwendbar, außer bei den nachstehend aufgeführten spezifischen Fluchtgründen, die sich fallweise auch aus Kriegen und Bürgerkriegen ergeben können. Auch Fluchtbewegungen durch Naturkatastrophen und Umweltveränderungen stehen außerhalb des Schutzes durch die Konvention.Anerkannte Flüchtlinge im Sinne der Konvention sind solche, die verfolgt werden wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, politischer Überzeugung.
  3. Von Le Havre aus setzten der badische Revolutionär Friedrich
    Hecker und seine Begleiter
    am 20. September 1848 nach New York über.
    Wieder Andere sind auf der Suche nach einem besseren Leben (so wie es viele Deutsche nach der gescheiterten Revolution von 1848 oder nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg in der Schweiz, in den USA, in Argentinen und anderswo gesucht haben. Diese  haben aber kein juristisches Anrecht auf ein Leben in Deutschland.
  4. Darüber entscheiden die deutschen Gerichte. Es ist eine Frage der unabhängigen Justiz in einem demokratischen Rechtsstaat.
Warum noch?
Es gibt Menschen in Deutschland und in anderen z.B. südeuropäischen Ländern, die das ganz prima finden, dass so viele ausländische Menschen nach Deutschland und Europa kommen.

Zum Beispiel:
"Die Not der Menschen ist die Gelddruckmaschine für ihre Ausbeuter. Manchmal tragen die Flüchtlinge noch diese Rettungswesten, die keine sind. Sie sehen echten Rettungswesten ähnlich, sind aber mit Zellstoff gefüllt. Die lassen sich die libyschen Schleuser teuer bezahlen." 
Chamesddine Marzoug, 51 Jahre alt, beerdigt in Tunesien die Toten, die das Mittelmeer anschwemmt. Quelle 

Und dabei denke ich jetzt nicht an die liberalen weltoffenen Gutmenschen, sonder an die knallharten UnternehmerInnen, zum Beispiel die Plantagenbesitzer und Konzerne in Südeuropa: Viele von ihnen profitieren von den illegalen Menschen und Geflüchteten aus Nordafrika und anderen Ländern, die in Italien und Spanien unter Plastikplanen hausen und für einen Lohn weit unter dem Landes-Mindestlohn und ohne Sozialabgaben (für Krankenversicherung und Rentenversicherung) bei der Ernte von Tomaten und anderen Früchten helfen und damit weit billiger sind als die einheimischen weißen europäischen ItalienerInnen und SpanierInnen, die Gewinnspanne der Plantagenbesitzer erhöhen und ... . Statt gegen die Ausbeutung der Armen durch die Konzerne richtet sich dann der Hass des weißen europäischen Mannes gegen die Armen, die ein besseres Leben suchen.

Quelle

Und in Deutschland gibt es WohnungsbesitzerInnen und BesitzerInnen von kleinsten Drecklöchern, die angesichts des Fehlens von bezahlbarem Wohnraum in den Städten Deutschlands ihre Räume auf Kosten der deutschen Kommunen und SteuerzahlerInnen nun "großzügig und human" für Geflüchtete zur Verfügung stellen. Auch hier richtet sich der Hass und der Neid oft gegen die Falschen: Nicht gegen die Miet-Haie, sondern gegen die Opfer: Und das sind nicht nur die Erst-Opfer, also die Gefüchteten, sonder auch die Folge-Opfer: Die Kommunen und braven SteuerzahlerInnen so wie die eingeborenen ärmeren Wohnungssuchenden.

Quelle
Ein biodeutscher Mieter in Berlin:
"Der Vermieter in meiner letzten WG hatte die Seele eines Suchmaschinen-Algorithmus. Kurz nach meinem Einzug wurde ich Hauptmieter und war gezwungen, einen neuen Vertrag zu unterschreiben, in dem stand, die durchgerockte Wohnung sei frisch renoviert. Sonst hätte man uns auf die Straße gesetzt. Wir sparten und steckten, als wir auszogen, rund 6.000 Euro plus Arbeitszeit ins Ausziehendürfen. Der Vermieter zog uns trotzdem 150 Euro von der Kaution ab. Wegen einer klemmenden Türklingel und einer lockeren Steckdosenabdeckung." (Quelle
Das Bremerhavener Auswandererhaus. Quelle
Vorschlag zur Güte

Chamesddine Marzoug, 51 Jahre alt, beerdigt in Tunesien die Toten, die das Mittelmeer anschwemmt."Ich sehe fast jeden Tag Tote hier an der, tunesischen Küste. Eigentlich bin ich Taxifahrer, früher habe ich auch als Fischer gearbeitet. Jetzt fische ich Menschen aus dem Meer. Hier in Zarzis werden viele leblose Körper angeschwemmt. Libyen ist ja nicht weit. Von dort versuchen die Menschen mit dem Boot nach Europa überzusetzen. Wegen der Strömungsverhältnisse werden die Toten dann in Zarzis angeschwemmt. Oft sind sie schon vor vielen Wochen gestorben, wenn ich sie finde. Ich begrabe sie eigenhändig, die namenlosen Flüchtlinge. Ich will ihnen wenigstens das geben, was sie zu Beginn ihrer Reise zu finden hofften — dort drüben in Europa: Würde, Respekt und Achtung. [...]
Seit mehr als zehn Jahren mache ich das jetzt schon. Geld bekomme ich dafür keines. Das erwarte ich auch gar nicht. Es ist doch selbstverständlich, anderen Menschen Respekt zu erweisen — egal, welcher Religion sie angehören oder wo sie herkommen. Ich finde, Respekt ist unsere Pflicht. Das will ich auch meinen Kindern vermitteln. Ich habe zwei Söhne und drei Töchter. Sie und meine Frau unterstützen mich, sie stehen voll hinter mir. [...]
Dort, am Ende einer Mülldeponie, liegt die uneingezäunte Sandfläche, auf der höchstens noch vier oder fünf Tote Platz finden werden. Eingepackt in einen schwarzen Plastiksack, gekennzeichnet durch ein kleines Holzschild mit Datum, liegen hier die Menschen mit ihren Hoffnungen und Wünschen begraben. Ihre Angehörigen warten wohl verzweifelt auf ein Lebenszeichen von ihnen.
Ich hoffe, dass ich irgendwie ein neues Grundstück kaufen kann für einen zweiten Friedhof. Ein Kühlauto bräuchte ich auch. Und ich wünsche mir, dass wir die Toten sehr viel professioneller identifizieren können. Vielleicht werden die Namenlosen dann eines Tages ihren Namen zurückbekommen — und die Angehörigen so ein Stück Gewissheit."


Also hier nun der Vorschlag:
    1. Wenn DU auch der Meinung bist, dass der größte Fehler der Kanzlerin Angela Merkel im Jahr 2015 war, die deutsche Grenze (vorübergehend) zu öffnen, dann überweise doch einfach einen angemessen Betrag an die SchlepperInnen, damit diese ihre Fake-Schwimmwesten noch günstiger an die Flüchtenden abgeben oder optimieren können. 
    2. Alternativ: An Chamesddine Marzoug, damit er ein neues Stück Land für den Friedhof kaufen kann.
    Siehe auch:
    Nebenbei:
    1. Wir haben es geschafft.
      Und:
    2. Balkanroute faktisch dicht

    Mittwoch, November 22, 2017

    JAmaika/ NOmaika. Nun freuen wir uns auf die neue Minderheits-Regierung.


    Nein, Deutschland 2017 ist nicht Weimar. Oder?

    Das Grundgesetz hat vorgebeugt und die Bonner hat von der Weimarer Republik  gelernt.
    Ob es (das Grundgesetz)  in dieser neuen Situation, in die Deutschland erstmals gelangt ist, tragen wird, wird man/frau sehen:


    Bis wann muss eine Entscheidung fallen?
    Das Grundgesetz sieht keine Frist vor, wann eine Regierung stehen muss. Artikel 63 Grundgesetz sagt, dass der „Bundeskanzler auf Vorschlag des Bundespräsidenten vom Bundestag“ gewählt wird, nennt aber keinen Zeitraum. Verfassungsrechtler gehen zwar davon aus, dass der Präsident eine „angemessene Frist“ einhalten muss. „Angemessen“ ist aber ein dehnbarer Begriff.

    Was passiert bis zu einer Entscheidung?
    Die alte Bundesregierung bleibt geschäftsführend im Amt. Kanzlerin und Minister behalten fast alle Rechte und Pflichten und können weiterhin Gesetze in den Bundestag einbringen. Vertrauensfrage oder Misstrauensvotum sind aber nicht möglich. Weder Merkel noch die Opposition im Bundestag können Neuwahlen erzwingen.

    Wie kommt es dann zu Neuwahlen?
    Der Präsident muss dem Bundestag einen Kanzlerkandidaten vorschlagen. Bekommt dieser im ersten Wahlgang keine absolute Mehrheit, beginnt die zweite Wahlphase. Sie dauert 14 Tage. In dieser Zeit kann der Bundestag eigene Kandidaten vorschlagen und so viele Wahlgänge durchführen, wie er will – bis doch jemand eine absolute Mehrheit bekommt.
    Falls es nicht dazu kommt?
    Dann startet die dritte Wahlphase. Wenn jetzt ein Kandidat die relative Mehrheit erzielt (also Merkel zum Beispiel nur mit den Stimmen der Union die Abstimmung gewinnt), hat der Bundespräsident sieben Tage für eine Entscheidung: Entweder ernennt er den Kandidaten zum Kanzler – oder er löst das Parlament auf. Dann gibt es innerhalb von sechzig Tagen Neuwahlen.
     
    Wie würde so eine Minderheitsregierung funktionieren?
    Eigentlich wie jede andere. Der Präsident ernennt weiterhin auf Vorschlag des Kanzlers die Minister, die Regierung behält alle Rechte und Pflichten. Nur die Gesetzgebung wird schwierig: Für jedes Gesetz, für jeden Haushalt und für jedes Bundeswehrmandat müsste die Regierung wahrscheinlich aufs Neue eine Bundestagsmehrheit finden.
    Quelle: Tobias Schulze, taz
    • Da die SPD (ihr aktueller Kanzler-Kandidat Herr Schulz zumindest) sich von einer großen Koalition verabschiedet hat (nicht ohne guten Grund)
    • und da die FDP (Herr Lindner) sich von JAmaika und einer Minderheitsregierung schwarz/gelb verabschiedet hat,
    • bliebe dann wohl nur noch schwarz/grün als Minderheitsregierung übrig.
    •  Warum auch nicht?
      Okay: Diese Minderheitsregierung würde nicht jedermann und jederfrau gefallen.
      Muss sie aber auch nicht: In einer Demokratie erntscheidet (aktuell noch) die Mehrheit im Parlament. Manchmal die einfache und manchmal die absolute Mehrheit.
    • Okay:
      Herr Özdemir hat sich mit seiner Überanpassung ans Deutschtum schon einmal als Diplomat disqualifiziert, zumindest was die Gespräche und Verhandlungen Deutschland-EU-Türkei betrifft. Das spräche gegen schwarz-grün in der Außenpolitik, zumindest gegen Herrn Özdemir als Außenminister. 
    Aber Neuwahlen - die Alternative - bringen (voraussichtlich) auch keine Lösung.
    Das Argument, dass Neuwahlen die Steuerzahler*innen 100 Millionen Euro kosten, ist keins: Eine Demokratie muss sich ihre Staatsform schon man etwas kosten lasten. Besonders dann, wenn die Bundesrepublik Deutschland es sich offenbar leisten kann, allein durch ihre Steuergesetzgebung jährlich auf 17 Milliarden Euro Steuer-Einnahmen zu verzichten.

    Und besonders schäbig ist die Argumentation: Bei Neuwahlen könnte die AfD noch dazu gewinnen. - Was für eine erbärmliche Bergründung! Warum könnte das denn so sein??
    Quelle: taz
    Wie lange so eine Minderheitenregierung halten würde, weiß man nicht. Manche sagen: Ein Jahr sollte es schon sein, damit sich die anderen Parteien (SPD, FDP) wieder konsolidieren können.
    Bis dahin haben die anderen Partien - wenn es nicht funktioniert - ihre Messer gewetzt und dann kann man immer noch Neuwahlen machen: 
    Die SPD hat den Seeheimer Herrn Schulz, dessen Hype nicht lange hielt, gestürzt und vielleicht Frau Nahles als Kanzler.Kandidatin gekürt oder auch Herrn Scholz aus Hamburg oder Frau Schwesig. (Hypothese: Eher die Frauen als den Mann.)

    Schade eigentlich: Denn Herr Schulz hat seine Stärken, er hat das Parlament in Europa in Straßburg gegen die EU-Kommisssion in Brüssel aufgewertet. 

    Quelle: taz
    Die eigentliche Entscheidungsfrage ist (global) eine Frage des Menschenbildes:
    Möchte ich
    • die demokratischen Errungenschaften der Franzözischen Revolution und der Aufklärung verteidigen (Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit ),
    • die Einstellung, dass "alle men are created equal" und das humanistische Weltbild
    • und das christliche Weltbild (Mat. 25: "Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan")?

    Oder
    möchte ich zurück zu einem archaischen Weltbild
    der Stammesreligionen/ der Nationen des 18. Jahrhunderts (die damals ihren Grund hatten)/ des Egoismus/ des Rassismus/ des Sexismus ("und züchtig waltet am Herde die Hausfrau - der Mann muss hinaus ins feindliche Land" & “Grab them by the pussy. You can do anything.”)/ des Autoritarismus und des Führer-Kultes wie aktuell in Russland, der Türkei, den USA/ der Vorrherrschaft weißen Mannes ...
    „Polen: ‚Ein weißes Europa brüderlicher Nationen.‘ Für mich ist das ein wunderbares Ziel!“
    „Wir schulden den Afrikanern und Arabern nichts. Sie haben ihre Kontinente durch Korruption, Schlendrian, ungehemmte Vermehrung und Stammes- und Religionskriege zerstört und nehmen uns nun weg, was wir mit Fleiß aufgebaut haben.“
    Ja, Herr Jens Spahn von der CDU wartet schon darauf, endlich seine all zu liberale Partei-Genossin Angela Merkel ablösen zu können. Vielleicht kann er er dann mit seinen eher konservativen und ultra-konservativen Partei-FreundInnen aus den fundamentalistischen christlichen Kreisen und zusammen mit den national-liberalen FreundInnen aus Lindners FDP, so wie der AFD, der Blauen Wende von Frau Petry  mittels einer Kalition der neuen Art eine konservative Revolution/ Restauration/ autoritäre Revolte  einleiten.


    Ja. Sie dürfen das. 
    Quelle
    "DAS" Volk gibt es nicht.
    Aber in einer Demokratie entscheidet die Mehrheit des Volkes.
    Man wird sehen.

    Zwei Sichtweisen 
    Informativ

    Donnerstag, November 02, 2017

    Von der Rettung des Abendlandes und der Zerstörung des Morgenlandes

    Was als Abendland definiert wurde, änderte sich im Laufe der Zeit immer wieder. Ebenso wie sich im Laufe der Geschichte immer wieder änderte, wie Europa abgegrenzt wurde.


    Der Satz "Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat" wird mal Napoleon Bonaparte mal dem französischen Philosophen Voltaire zugeschrieben.
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    Nach 1945, so schreibt Volker Weiß (siehe unten - in Bezugnahme auf den deutschen Historiker Axel Schildt ) habe der Begriff des Abendlandes zunächst - trotz seiner widersprücklichen Traditionen und Deutungsvarianten im Laufe der Jahrhunderte - eine große integrative Kraft besessen. NationalsozialistInnen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus gebrauchten  den Begriff Abendland als gemeinsamen Kampfbegriff gegen den Bolschewismus in der Sowjetunion und im eigenen Land. (Weiß, a.a.O. S.175) Im Kalten Krieg wurden dann auch die USA dem Abendland zugeschlagen. Erst ab Mitte der 1960er Jahre sei dann die Vorstellung vom Christlichen Abendland durch den säkularisierten/verweltlichten Begriff Europa abgelöst worden. 


    Auch der deutsche Erzähler Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich, Schweiz) benutzte nach 1945 noch gerne das Wort Abendland, z.B. sprach er für die Zeit nach 1933 und auch noch für die Jahre nach 1945 von einer "faschistischen Epoche des Abendlandes". (In: Nietzsches Philosopie im Lichte unserer Erfahrung, GW IX, S. 702)

    Über alle Zeiten hinweg, so der deutsche Soziologe Richard Faber, sei der Begriff Abendland stets benutzt worden um zu polarisieren. Der Begriff wurde immer wieder als "politischer Kampfbegriff" benutzt, um sich gegen einen zeitgenössischen Gegner - z.B. den Orient, den atheistischen Bolschewismus, die barbarisch und despotische Bedrohung durch Russland,  ... - abzugrenzen und wurde dementsprechend zu verschiedenen Zeiten jeweils zum ausgesuchten Gegner passend neu definiert. (Weiß a.a.O., z.B. S. 177 und 179)

    Derzeit sind bei PEGIDA, die "das Abendland" verteidigen wollen, "der" Islam und die Flüchtenden der zeitgenössische Gegner. 

    In der Geschichte war "der" Islam eher nicht der Gegner, siehe oben. -  Wenn es gegen den das Morgenland/den Orient ging, dann ging es auch schon mal gegen das christliche Byzanz. 
    Oder das christlich-katholische Frankreich zog zusammen mit dem christlich-anglikanischen England und dem muslimischen Osmanischen Reich Seit` an Seit` gegen Russland: So geschehen im Krimkrieg 1853-1856. "Das türkische Kalifat galt bei seinen Unterstützern als aufklärungswillig und modernisierungsfähig, während man dem [christlich-] orthodoxen Zarenreich diese Tugenden absprach. In Großbritannien, führt Figes aus, existierte Mitte des 19. Jahrhunderts eine romantische Sympathie für den Islam als grundsätzlich wohlmeinende und fortschrittliche Kraft [...]." (Zit. nach Weiß S. 178; s.a. Orlando Figes, [britischer Historiker]:  Krimkrieg, 2011)
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    Quelle
    In Deutschland assoziieren wir mit Abendland vielleicht auch das deutsche Volkslied Abend wird es wieder (Text von Hoffmann von Fallersleben, 1837, Melodie Johann Christian Heinrich Rinck). 

    Abend wird es wieder:
    über Wald und Feld
    säuselt Frieden nieder,
    und es ruht die Welt.


    Nur der Bach ergießet
    sich am Felsen dort,
    und er braust und fließet
    immer, immer fort. [...]

    Die Verwendung des Wortes Abend-Landes vermittelt emotional den Abend, das Säuseln, den Frieden, die Ruhe: Das, was man sich in unruhigen Zeiten wünscht. WIR wollen Ruhe und Frieden, sehnen uns nach Ruhe und Frieden.
    ABER "MAN" lässt UNS ja nicht in Ruhe und Frieden, wir haben einen Gegner, der uns das nicht gönnt oder der unverdient an unserer Ruhe und unserem Frieden teilhaben will. - Da müssen wir uns doch wehren, oder?

    Das ist die unterschwellige Botschaft.
    So ist es. Ist es so?

    "Für etwas anderes als Abgrenzung taugt der Begriff >christliches Abendland< nicht, er ist Kampf und Ausgrenzungsbegriff, eine völlig erfundene Fiktion. Er wird zur Manipulation benutzt, jetzt auch von einer [...] Bewegung, die ihre politischen Ziele mit Leidenschaftlichkeit vernebelt."


    [Manfred Becker-Huberti, katholischer Theologe an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar in Rheinland-Pfalz. Quelle ]

    Bei Bedarf und Interesse >>  auch