Mittwoch, August 31, 2011

Ai Weiwei, China, Mao Zedong und die billigen chinesischen Arbeitskräfte

Ende August 2011:  
Ai Weiwei redet wieder 

PEKING rtr | Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei hat erstmals seit seiner Entlassung aus der Haft Ende Juni die Regierung der Volksrepublik öffentlich kritisiert. Im Internet warf er ihr vor, sie verwehre den Bürgern ihre Grundrechte. Ai bestätigte am Montag, dass die Äußerungen auf der Internetseite des Magazins Newsweek tatsächlich von ihm stammten.  ... 
Die Regierung gehe nicht genug gegen die wuchernde Korruption vor. Zudem bemängelte Ai das Rechtssystem und die Politik gegenüber den Wanderarbeitern.

"Jedes Jahr kommen Millionen nach Peking, um Brücken, Straßen und Häuser zu bauen. Sie sind Pekings Sklaven", empörte sich Ai. "Wem gehören die Häuser? Denen, die zur Regierung gehören, den Bossen der Kohlekonzernen, den Chefs der großen Firmen. Sie kommen nach Peking, um Geschenke zu verteilen - und das Ergebnis ist, dass die Restaurants und Karaoke-Bars und Saunen reich werden." 
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Sonntag, August 28, 2011

"Genialität" ist die schönste aller Diagnosen


"Kein Privatgymnasium ist zu teuer, kein Lernschwerpunkt zu ausgefallen, keine Sportart zu anstrengend, um nicht dem ewigen Eltern-Ehrgeiz untergeordnet zu werden: dem Wunsch, zur Elite zu gehören."  (vgl. swr2-forum). 

Zur Eitelkeit kann es auch gehören, das eigene Kind auf Teufel komm raus als Ausweis für seine hohe Intelligenz auf ein Gymnasium für Hochbegabte zu schicken, in das in Schwäbisch-Gmünd zum Beispiel. - Auch um damit später die Chancen im Beruf zu verbessern: "Ich habe mein Abi auf einer Schule für Hochbegabte gemacht."- "Ich bin Lehrer auf einem Gymnasium für Hochbegabte". (Da fällt doch etwas von dem Glanz auch auf die Lehrkraft :-)

Und "Genialität" ist die schönste aller Diagnosen, da gibt es eine Art Lichterkranz um das Haupt, und jeder schaut ein wenig hinauf nach oben. - Dabei "gibt" es gar keine "Hochbegabten", sondern das Wort ist ein Konstrukt, ein erfundener Name für die die 2% der TeilnehmerInnen, die bei Intelligenztests die höchste Punktzahl haben.  (Meistens haben die dann einen IQ von 130+). Doch, wie heißt es so schön: "Intelligenz ist, was der Intelligenztest gemessen hat".  

Wenn also die Intelligenztests anders konstruiert werden, dann werden manche TeilnehmerInnen auf einmal hochbegabt sein und andere über Nacht vielleicht nicht mehr. - Und wenn sich auf einmal alle Menschen beim Intelligenztest dumm stellen würden oder keine Lust mehr hätten, diese Tests auszufüllen, dann wären die Dummen, die es nicht gemerkt haben, plötzlich hochbegabt ;-).

TESTE dich selbst:
Ergänze den Satz:  "Unter den Blinden ist der Einäugige König. Und unter IntelligenztestteilnehmerInnen ist...."

Freitag, August 26, 2011

Schließt sich die EU der Türkei an?



 "Für mich und viele meiner Freunde war die EU immer ein Versprechen auf eine sozialere Gesellschaft. Wenn ich mir nun anschaue, wie innerhalb der EU gerade die sozial Schwachen die Folgen von Finanzkrise ausbaden müssen, frage ich mich, ob die EU wirklich noch ein soziales Projekt ist. Wenn die EU diese Erwartung nicht mehr einlösen kann, ist sie für mich uninteressant geworden." -  Sagt Saruhan Oluc, der seit vielen Jahren in der zersplitterten türkischen Linken die Fäden zieht.  Er ist nicht so sehr enttäuscht, dass der Beitrittsprozess nicht vorankommt.

Zeynep Taskin, die in der Stiftung des ermordeten armenischen Journalisten und Menschenrechtlers Hrant Dink arbeitet, sagt: "Die EU spielt doch für uns als Menschenrechtler schon lange keine Rolle mehr. Die Zeiten, als die EU Druck machen konnte und sich auch für Reformen in der Türkei eingesetzt hat, sind doch lange vorbei." Sie würde sich zwar freuen, wenn ein türkischer EU-Beitritt wieder aktuell würde, doch sie rechnet nicht mehr damit. "Beide Seiten tun doch schon lange nichts mehr dafür. Die EU ist in der Türkei ja schon fast in Vergessenheit geraten."

Der wichtigste Grund, warum Europa derzeit kaum noch eine Rolle spielt, ist aber nicht so sehr der Frust über die europäische Hinhaltetaktik, sondern die völlig veränderte ökonomische Situation. Anders als vor zehn Jahren, steht die Türkei heute nicht mehr als Bittsteller vor den Toren Europas. War das Land damals gebeutelt durch ökonomische Dauerkrisen und durch das schwere Erdbeben von 1999 mehr oder weniger am Boden, ist es heute der europäische Tigerstaat par excellence.

Seit 2002 hat die Türkei Wachstumsraten von rund 7 Prozent, die Inflation wird wirksam bekämpft, die Banken sind gesund und mit dem Großraum Istanbul hat das Land eine Trumpfkarte, die von einschlägigen Analysten derzeit zu einer der aussichtsreichsten Regionen weltweit gezählt wird. Brauchen wir da noch die EU?

Ausgerechnet in der Bild am Sonntag sagte kürzlich Daimler-Benz-Chef Dieter Zetsche: "Die Türkei hat alles, was wir an asiatischen oder südamerikanischen Staaten bewundern: eine junge Bevölkerung, die wissbegierig und leistungsbereit ist. Wir haben Fabriken in der Türkei, die Vorzeigewerke weltweit sind. Daraus ergeben sich riesige Wachstumspotenziale für ein behäbig gewordenes Europa"

(Quelle: taz vom 26.8.11) 

p.s.: Alternativ bietet sich ja auch noch der Anschluss der EU an Polen an. :-)