Sonntag, September 07, 2008

Pakistan. Wir haben die Shalimar-Gärten angelegt...


Aus: Moshin Hamid, "Der Fundamentalist, der keiner sein wollte".


Der knapp 30-jährige Pakistaner Changez, der in Princeton einen hervorragenden Abschluss gemacht hat, arbeitet zunächst bei einer der führenden Unternehmensberatungen in New York. In seiner Heimat Lahore, der pakistanischen 8-Millionen-Stadt in der Nähe zur indischen Grenze, spricht der redselige Changez einen namenlosen Amerikaner an und lädt ihn zum Essen auf dem Alt-Anarkali-Bazar ein:

"Vielleicht weil es uns gegenwärtig an Reichtum, Macht oder auch nur - ungeachtet gelegentlich hervorragender Leistungen unseres Kricket-Teams - sportlichem Ruhm mangelt, wie es unserem Status als dem Land mit der sechstgrößten Bevölkerung entspräche, legen wir Pakistanis auf unser Essen außerordentlichen Wert. Hier in Alt-­Anarkali besteht er in der Reinheit der dargebotenen Kost; kein einziger dieser würdigen Gastwirte würde es auch nur in Erwägung ziehen, ein westliches Gericht auf die Speisekarte zu setzen. Nein, wir sind vielmehr um­geben von Kebab vom Lamm, dem Tikka vom Huhn, dem gedämpften Fuß der Ziege, dem scharf gewürzten Hirn des Schafs! Das, Sir, sind Köstlichkeiten des Jägers, Köstlichkeiten, durchtränkt von einem Hauch Luxus und wollüstiger Hingabe. Wir haben nichts übrig für die vege­tarischen Rezepte, die man jenseits der Grenze im Osten findet, auch nicht für das sterilisierte, behandelte Fleisch, das in Ihrer Heimat so verbreitet ist! Hier sind wir nicht so zimperlich, wenn es darum geht, uns den Folgen unse­res Appetits zu stellen.

Denn wir waren nicht immer mit Schulden belastet, von ausländischen Leistungen und von Almosen abhän­gig; in den Geschichten, die wir über uns erzählen, sind wir nicht die wahnsinnigen und verarmten Radikalen, die Sie auf Ihren Fernsehkanälen sehen, sondern Heilige und Dichter und - jawohl - siegreiche Könige. Wir haben die Königliche Moschee erbaut und die Shalimar-Gärten in dieser Stadt angelegt, wir haben das Lahore-Fort errichtet, mit seinen mächtigen Mauern und der breiten Rampe für unsere Kampfelefanten. Und als wir das alles erschufen, war Ihr Land noch eine Ansammlung kleiner Kolonien, die am Rande eines Kontinents sein fristeten.

Aber ich werde schon wieder laut und bereite Ihnen zudem erhebliches Unbehagen. Bitte entschuldigen Sie; es war nicht meine Absicht, grob zu sein."

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Pakistan: Ein Land verzweifelt.

Nun schein Pakistan einen echten "Schurken" zum Präsidenten zu bekommen. Das macht aber nichts, denn er ist "unser Schurke", wie ein amerikanischer Präsident einmal über einen anderen Präsidenten zu sagen pflegte: Asif Ali Zardari, Ehemann der ermordeten Benazir Bhutto, wird neuer Präsident Pakistans. Er gilt als korrupt. Zardari, ein Mann, dem die Pakistaner den Spitznamen "Mister 10 Prozent" gegeben haben, weil er sich während der beiden Regierungszeiten seiner Frau schamlos an Staatsaufträgen bereichert hat; der elf Jahre in pakistanischen Gefängnissen saß, wegen Anklagen wie Mord, Korruption und Erpressung. Zardari ist im Moment so unbeliebt wie nie zuvor. Zardari hatte sich zuvor geschickt und mit dem Segen der US-Regierung seines Vorgängers Musharrafs entledigt...