"Es gibt die Möglichkeit, diese Hoffnung möglich zu machen, die darin besteht, dass man mit Anderen für Andere etwas von seinem Glück abgibt und sich nicht mehr schämen muss, alleine glücklich zu sein."
- Sagt Rupert Neudeck, Mitbegründer von Cap Anamur.
Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e. V. ist eine deutsche Hilfsorganisation, die von Christel und Rupert Neudeck sowie dem Schriftsteller Heinrich Böll gegründet wurde. Sie entstand aus dem Hilfskomitee Ein Schiff für Vietnam, das 1979 durch die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge, der so genannten Boatpeople, mit der zum Hospitalschiff umgebauten Cap Anamur weltweit bekannt wurde. Im Laufe der folgenden Jahre wurden tausende vorwiegend vietnamesische Flüchtlinge gerettet und an Bord des Schiffes mit Medikamenten und Nahrung versorgt. Es entspann sich in der Folge ein politisches Tauziehen um die Aufnahme der Flüchtlinge in der Bundesrepublik. [wikipedia]
Rupert Neudeck 1982 in Hamburg nach der Rückkehr des Schiffes aus Vietnam |
Im Chinesischen Meer wurden Schiffe gechartert, um im Vietnamkrieg geflüchtete VietnamesInnen aufzufischen. Die Cap Anamur war eins dieser Schiffe, sie fuhr 3 Jahre durch das Chinesische Meer und wurde zum Symbol der Rettung.
Erneut in die Schlagzeilen geriet das Schiff im Juli 2004. Bei ihrem ersten Einsatz im Mittelmeer wurden 37 Flüchtlinge vor der afrikanischen Küste an Bord genommen, welche ihre Herkunft zuerst mit „Sudan“ angaben, wobei sich herausstellte, dass 31 aus Ghana und sechs aus Nigeria stammten. Ihre Anträge auf Asyl in Deutschland wurden abgelehnt, da sich das Schiff nicht in deutschen Gewässern befand. Nach fast dreiwöchiger Blockade erteilten die italienischen Behörden der Cap Anamur am 12. Juli die Einlaufgenehmigung in den sizilianischen Hafen Porto Empedocle. Die 37 Flüchtlinge wurden in ein Lager gebracht. Kurz nach der Landung wurde das Schiff beschlagnahmt, der Kapitän, der 1. Offizier und der Chef der Hilfsorganisation Elias Bierdel wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einreise festgenommen.
"Camus war jemand, der diese Aktion mit begründet hat. Obwohl er schon gestorben war, war Die Pest für uns eine Art Bibel für die humanitäre Arbeit.
"Wir wollen nicht alleine glücklich sein", das ist genau der Dialog zwischen Dr. Bernard Rieux und dem Journalisten Rambert in der Peststadt Oran." (Rupert Neudeck).
„Herr Doktor“, sagte Rambert, „ich gehe nicht weg, ich will bei Ihnen bleiben.“ ... Aber Rieux richtete sich auf und sagte mit fester Stimme, das sei Blödsinn, man brauche sich nicht zu schämen, wenn man das Glück vorziehe. "Ja", sagte Rambert, "aber man kann sich schämen, wenn man ganz allen gkücklich ist. "
"Man kann sich schämen, alleine glücklich zu sein. - Das ist das Fundament für alle humanitäre Arbeit. Über diesen Satz hinaus brauche ich nichts mehr." (Rupert Neudeck)
Quelle der Cap-Anamur-Bilder: Arte-Doku Camus, Lektüre für`s Leben |
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Und Frontex?
Quelle: Frontex |
Die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (European Agency for the Management of Operational Cooperation at the External Borders of the Member States of the European Union) ist eine Gemeinschaftsagentur der Europäischen Union mit Sitz in Warschau. Gegründet 2004. Sie ist zuständig für die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten an den Außengrenzen der EU. [wikipedia]
Auch Frontex sagt von sich, dass es Menschenleben rettet. Das ist nicht ganz falsch, jedoch zynisch: Frontex ist dazu da, Flüchtlinge daran zu hindern, in die EU zu kommen. Wenn sie z.B. im Mittelmeer Boote aufbringen, dann werden die Flüchtlinge dorthin zurück gebracht, wo sie hergekommen sind. Es gibt auch Berichte, dass die aufgebrachten Schiffe dabei schon einmal untergehen. Kollateralschaden?
"Wie das ARD-Magazin „Monitor“ am Mittwoch (16.10.2013) berichtete, war Frontex bis in jüngster Zeit daran beteiligt, Flüchtlinge auf hoher See abzufangen und in Drittstaaten zurückzuschicken. Obwohl diese sogenannten „Push back“-Operationen nicht nur nach der Genfer Flüchtlingskonvention illegal sind, sondern auch in einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs 2012 noch einmal als menschenrechtswidrig verurteilt wurden, musste Frontex-Chef Ilkka Laitinen zugeben, dass seine Organisation nach wie vor daran beteiligt ist.
Das illegale Zurückdrängen von Flüchtlingen, womit ihnen jede Chance genommen wird, überhaupt Asyl zu beantragen, wird von Flüchtlingsorganisationen seit Jahren beklagt. Aber in der Praxis geht es für Frontex genau darum." Quelle
Furore machte Frontex auch im Tatort "Der illegale Tod" vom Sonntag, den 15. Mai 2011. Recherchen über Frontex haben zu dieser Geschichte geführt, die auf einem wahren Fall basiert.
Insgesamt wurde neun Monate lang für das Drehbuch des Tatort recherchiert: In Warschau bei der Frontex-Zentrale, am Hamburger Hafen beim Zoll, in Nordafrika und in Ghana. Heraus gekommen ist auch "Kinder von Sodom und Gomorrha. - Warum afrikanische Jugendliche nach Europa flüchten". Das Feature kann man hier nachhören. (53 Minuten).
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Jens Jarisch sagt aber auch:
Ferdinand Hodler - Der barmherzige Samariter (1883) |
»Letztlich gibt es für Frontex-Einsatzkräfte widersprüchliche Anweisungen:
Auf See stehen die Dienstanweisungen der Bundespolizei, die jeweiligen Frontex-Maßgaben und das internationale Seerecht miteinander in Konflikt. Deswegen kommt den Kapitänen der jeweiligen Frontex-Boote tatsächlich ein hoher "Ermessensspielraum" zu.« (Jens Jarisch, Radiomacher)
Auf See stehen die Dienstanweisungen der Bundespolizei, die jeweiligen Frontex-Maßgaben und das internationale Seerecht miteinander in Konflikt. Deswegen kommt den Kapitänen der jeweiligen Frontex-Boote tatsächlich ein hoher "Ermessensspielraum" zu.« (Jens Jarisch, Radiomacher)
Jens Jarisch sagt aber auch:
"Die Flüchtlings-Politik wird nicht von den GrenzschützerInnen gemacht:
Als ich den Frontex-Exekutivdirektor Ilkka Laitinen einmal in Warschau interviewt habe, sagte er: »Ich glaube, die Schlüsselfrage hier ist zu verstehen, dass Grenzsicherung nicht die Ursache ist für das, was an der Grenze passiert.« Und damit hat er Recht: Flüchtlingspolitik wird nicht von den Grenzschützern gemacht, sondern von Regierungen, deren Entscheidungen von Wählern doch hoffentlich beeinflusst werden." ____________________________