Freitag, Dezember 11, 2015

Was machen eigentlich die deutschen Flugzeuge in Syrien und im Irak so? - 10. Dezember 2015

Screenshot tagesschau 20 Uhr vom 10. Dezember 2015
Nix Besonderes.

Was die Deutschen Soldaten in Afghanistan machten und machen
war klar. Das weiß doch jede/r:
  1. Brunnen bohren
  2. Schulen bauen
  3. Frauen und Mädchen in die Schule begleiten.
Screenshot tagesschau 10. Dezember 2015, 20 Uhr
Und in Syrien und im Irak? 
Das weiß jetzt durch die tagesschau von gestern auch jede/r. Niemand soll je wieder sagen können, er habe von nichts gewusst:

  1. „Vom IS beherrschte Gebiete in Syrien erkunden
  2. auch Einsätze über dem Irak sind bei einer entsprechenden Genehmigung Bagdads möglich". 
  3. [aus der Türkei heraus, von Incirlik aus] „sollen sie den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat unterstützen,
  4. mit ihren Aufklärungsflügen Bilder von Syrien aufnehmen und auswerten.“
Mit anderen Worten:Ein bisschen umherfliegen und erkunden, ein bisschen unterstützen (wodurch eigentlich?), und ein paar Fotos machen und diese hinterher anschauen (wozu eigentlich?).

Also lauter gute Sachen. Eigentlich was jede/r von uns imUrlaub auch so macht: Die Gegend erkunden, schöne Fotos  machen und dann gleich in Facebook posten. Oder so.

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Frau in England nach dem Beschluss des britischen Parlaments vom 2.12.15
nun auch Syrien zu bombardieren...
Mit einer Mehrheit von 174 Stimmen hatten die Abgeordneten
den Plänen der konservativen Regierung
von Premierminister David Cameron zugestimmt.
Kurz nach der Billigung starten die Maschinen. 
66 Labour-Abgeordnete stimmten mit der Regierung.

Screenshot tagesschau 10. Dezember 2015, 20 Uhr

Ein Leserbriefschreiber dichtete in der südwestpresse vom 11.12.15 dazu:

CDU- und SPD-Bundestagsabgeordnete hatten für den Syrieneinsatz gestimmt.
Liebe Abgeordnete der Großen Koalition, ... nachdem Sie dem deutschen Kriegseinsatz auch in Syrien zugestimmt haben, möchte ich Sie bitten, das Lied der Deutschen, das heißt die Nationalhymne, durch den nachfolgenden Text zu ersetzen. Dann sind auch alle drei Strophen wieder singbar.
"Deutschland, Deutschland über
alles / über all schon in der Welt,
Wie es jetzt durch Bombenterror
fast allparteilich zusammen hält
von Kabul bis nach Damaskus,
und Mali, in Afrika -
Deutschland, Deutschland über alles,
sind wir im Krieg jetzt auch schon da [...]
hurra wir dürfen mit da rein.
[...]
Wonach wir in Frieden strebten
Wird durch Militär ersetzt!
Kampf statt Menschlichkeit und Freiheit,
Recht wird gleich mit ausgesetzt - "
[...]

Nun ja, einen Poetikpreis wird es für diese Zeilen voraussichtlich nicht geben. Aber ...
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Kristin Helberg meint:
Die Syrer wollen WENIGER Bomben, nicht MEHR. Warum hört denn keiner richtig zu?

Wahrscheinlich weil der Syrien-Einsatz in Wahrheit kein Einsatz für Syrien ist, sondern eine politische Geste. Nach dem Terror von Paris hat Bündnispartner Frankreich um Hilfe gebeten, und um das klapprige Europa nicht noch mehr ins Wanken zu bringen, eilen wir Deutsche herbei.

Quelle
Ohne zu fragen, was den Menschen in Syrien eigentlich helfen würde, beschließen wir aktionistisch einen Militäreinsatz, von dem wir genau wissen, dass er nichts bringt. Denn veraltete Tornados aus den Zeiten des Kalten Kriegs sind bei einem asymmetrischen Kampf gegen nichtstaatliche Terrorgruppen kaum zu gebrauchen. Der bevorstehende Einsatz ist nicht nur sinnlos, sondern auch kontraproduktiv [...] In freudiger Erregung wartet der IS auf die Invasoren aus dem Westen. Er weiß, dass ihm in Syrien jede Bombe mehr Anhänger verschafft.[...]

Deshalb ist das einzige militärische Engagement, das in Syrien Sinn ergibt, der Schutz von Zivilisten. Seit Jahren fordern zivilgesellschaftliche Gruppen genau das – Flugverbotszonen oder Schutzzonen, in denen die Menschen sicher wären vor den Luftangriffen des Regimes und in denen Oppositionelle eine alternative Ordnung aufbauen könnten. [...] eine dritte, sehr einfache Möglichkeit, um Zivilisten zu schützen: eine „No-Bombing-Zone“ oder Bombenverbotszone.[...]

Doch statt mit Bombenverbotszonen Fluchtursachen zu bekämpfen, schicken wir 1.200 BundeswehrsoldatInnen – ohne klares Ziel, ohne Strategie, ohne Plan. Wie die Syrer das finden? Zynisch. Zum Schutz von Zivilisten war ein deutscher Militäreinsatz in Syrien jahrelang „undenkbar“, aber aus Solidarität zu Frankreich stellen wir innerhalb von drei Wochen sechs Tornados und eine Fregatte bereit. 134 Millionen Euro kostet das – anders eingesetzt, könnten wir mit diesem Geld Hunderttausenden Syrern eine Flucht nach Deutschland ersparen. [Der ganze Text]


Todesfuge: Der Tod soll kein Meister aus Deutschland sein...
Bildquelle