Fast täglich beklagt "der Westen" neue Tote in Afghanistan. Es ist gut, dass die Toten beklagt werden, und es wäre gut, wenn "der Westen" nicht nur seine eigenen Toten beklagen würde, sondern alle Menschen, die in Afghanistan durch diesen Kriegseinsatz sterben müssen. Oder ist es ein Friedenseinsatz? Oder Aufbauhilfe? (siehe auch die Posts vom 27. Oktober und 3. November 2006 in diesem Blog).
In den letzten 14 Tagen traf es zehn französische Soldaten, wenige Tage vorher wurden drei kanadische und US-amerikanische Helferinnen ermordet, später traf es drei Polen, am Montag einen Dänen, Ende August den 29-jährigen Hauptfeldwebel der Bundeswehr, der auf eine Mine fuhr. Kurz darauf töteten Bundeswehrsoldaten eine afghanische Frau und zwei Kinder an einem Kontrollpunkt...
Seit Beginn des Bundeswehreinsatzes 2002 sind nun (offiziell) 28 deutsche Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF getötet worden. - Deutschland stellt mit derzeit 3280 Soldaten in Afghanistan das drittgrößte Kontingent; das derzeitige ISAF-Mandat der Bundeswehr läuft am 13. Oktober 2008 aus, die Bundesregierung beabsichtigt, das Mandat um 1.000 Soldaten auf 4.500 zu erhöhen und um 14 Monate bis nach der Bundestagswahl 2009 zu verlängern. Mehr Soldaten, das bedeutet auch: Mehr Tote. Auf beiden Seiten. - (Nicht mitgezählt werden übrigens die Toten des deutschen Kommandos Spezialkräfte KSK aus Calw, denn dessen Auftrag und Einsatz sind geheim, nicht einmal alle Bundestagsabgeordneten werden über deren Engagement wirklich informiert.) -
Laut Hilfsorganisationen wurden bei Kämpfen und Anschlägen in Afghanistan allein in diesem Jahr bereits mehr als 3000 Menschen, darunter rund 1000 Zivilisten getötet. Sterben in Afghanistan gehört zum bitteren Alltag. Offizielle Zahlen gehen von einer Steigerung der Zwischenfälle gegenüber 2007 um 40 Prozent aus. Und dieser Trend wird sich nach einem Urteil des Berliner Verteidigungsministeriums 2009 fortsetzen.
Nach Auffassung des Wehrbeauftragen Robbe (SPD) soll der deutsche "Staat für die langfristige Sicherung der Pflege der Gräber zuständig sein". Es sei wichtig, das Andenken der bei Friedens-Einsätzen umgekommenen Soldaten hochzuhalten. Damit schließt sich Reinhold Robbe der Forderung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge an: Es könne nicht sein, dass der Tod eines Soldaten zu einem "Berufsunfall" herabgesetzt werde. - Stobbe spricht ausdrücklich von Soldaten, die bei Friedens-Einsätzen ums Leben gekommen sind. Russland spricht von seinen Truppen, die derzeit in Georgien stationiert sind, ebenfalls von Friedens-Truppen. Der Volksbund spricht von Kriegs-Gräbern, dafür ist er zuständig. Sonst müsste man den Bund umbenennen in Volksbund Deutscher Friedensgräberfürsorge. Oder?
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