"Frivoles Spiel" der Ratingagenturen, Banken rauben Steuerbürger aus - Und die Spaßpartei.

Es war einmal, als die Bundesregierung noch in Bonn am Rhein saß, da standen die Lobbyisten Schlange beim Wirtschafts- und Finanzministerium, um vorsprechen zu dürfen. Heute ist es umgekehrt: Politiker bitten um einen Termin in der Finanzwelt...

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Charles Moore, einflussreicher britischer Wirtschaftsjournalist und neoliberaler Hardliner schrieb (und der konservative Meinungsführer Frank Schirmmacher von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat ihn zustimmend zitiert...): 

 "Globalisierung bedeutet nur, dass Banken die Gewinne internationalen Erfolgs an sich reißen und die Verluste auf jeden Steuerzahler jeder Nation verteilen, sie kommen nur noch nach Hause, wenn sie kein Geld mehr haben, und dann geben die Regierungen ihnen neues Geld.“

Bertold Brecht fragte, was eigentlich das schlimmere Verbrechen sei: Eine Bank zu berauben oder eine Bank zu gründen?
Roosevelt soll gesagt haben:

"eine Regierung des organisierten Kapitals ist genauso gefährlich wie eine Regierung des organisierten Verbrechens."

(Zitiert nach Peter Lenk;  deutscher Bildhauer vom Bodensee)


Der US-Senat erhebt im einem Ausschuss schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank. Die Bank soll mit ihrem Verhalten die Finanzkrise befeuert haben. Der demokratische Senator Ausschussvorsitzende Carl Levin berichtete im April 2011: 

"Bei unseren Untersuchungen sind wir auf eine Schlangengrube voller Gier, Interessenkonflikten und Missetaten gestoßen"

Und die Tageszeitung die taz titelte: 

"Griechenland rettet die Deutsche Bank".

  Last not least: Bre, 21, Politik-Studentin aus New York:

"Das Finanzsystem hat eine Logik von Konkurrenz und Geldgier geschaffen, in der jeder gegen jeden kämpft. Und in der die Medien die Interessen der großen Konzerne vertreten."

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 Prof. Straubhaar, Direktor des Hamburger Welt-Wirtschafts-Instituts und entschiedener Verfechter der Marktwirtschaft, zählt sich zu den Neoliberalen deutscher Schule; diese Neoliberalen der "Freiburger Schule" sind (im Gegensatz zu den klassischen Liberalen und den us-amerikanischen "Chicago-Boys" um Milton Friedmann) schon immer der Meinung gewesen, dass Märkte durch Gesetze reguliert werden müssen.  

 
Angesichts der Banken-, Finanz-, Währungskrise ist sich Prof. Thomas Straubhaar einig mit dem "linken" Elmar Altvater, (emeritierter Professor für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin und u.a. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac und ehemaliger Vorsitzender des Ständigen Volkstribunals gegen europäische transnationale Unternehmen):

In einer Sendung des SWRs diskutieren beide darüber, ob die Linke doch Recht hat/te und wie der Kapitalismus Werte zerstört.

Altvater beschreibt, wie nach dem Zerfall des Ostblocks die Deregulierung zunahm, die Banken immer größer wurden, immer mehr Gewinne gemacht haben, immer weniger Steuern zahlen mussten, immer mächtiger geworden sind, ihr Spiel spielen konnten, so dass die Banken immer mehr, wie es der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Rolf Breuer gesagt hatte, die Politik ins Schlepptau nehmen konnten. Und Breuer fand, dass es „vielleicht so schlecht nicht“ sei, „wenn die Politik im 21. Jahrhundert in diesem Sinne im Schlepptau der Finanzmärkte stünde“. - Dadurch haben wir jetzt nicht nur ein Finanz-Problem, sonder auch ein Demokratieproblem -  meint Altvater, denn Demokratie und Banken sollten dem Volke dienen. 

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Straubhaar und Altvater beschreiben, wie die Rating-Agenturen funktionieren (ein "frivoles Spiel") und sind sich einig, dass die Staaten regulierend eingreifen müssen.Mehr dazu in der Radiosendung (zum Nachhören oder Downloaden).

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Die Finanzkrise in Europa begann in Island.

Inzwischen haben die IsländerInnen ihre Regierung zum Rücktritt gezwungen. Heute vertrauen noch 15% der IsländerInnen ihren Parlamentariern, 3% vertrauen den Banken. Die Spaßpartei stellt seit 2010 den Bürgermeister der Hauptstadt Reykjavík , den Komiker Jón Gnarr. Ministerpräsidentin ist seit Anfang 2009 die lesbische ehemalige Stewardess und Cockpit-Gewerkschafterin Jóhanna Sigurðardóttir. Und es wurde ein Sonder-Staatsanwalt eingesetzt, dessen einziger Job es ist, an der Finanzkrise mitschuldige Banker und Politiker vor Gericht zu bringen. 

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Vielleicht ein Modell aus dem hohen Norden für die WutbürgerInnen in Griechenland, Spanien, Israel und die DemonstrantInnen von der New Yorker Brooklyn-Bridge? Zumindest so lange, bis Europa ein neues und besseres Demokratie-Modell eingefallen ist. ...

Suit & Tie
- A Poem About Post-Crash Iceland  

By Hallgrimur Helgason

Suit and tie
Suit and tie

We’re deadly afraid of the clever guy
Wearing suit and tie


They used to roam the streets of Reykjavik

And thought they were what made the city tic

From bank to lunch with Nikkei, Dow Jones and FTSE

Dressed to kill in Armani, Boss and Gucci

Cheerful, laughing, full of self esteem

The players of our national team

But now you hardly see them anymore

The crisis took them through a different door
Their bank got crunched by Euro, Dollar and Yen

So now they’re trying Tai Chi, Yoga and Zen
Still they’re good in playing the blaming game
The players of our national shame

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Anzug und Krawatte
Anzug und Krawatte 

Wir haben tödliche Angst vor den cleveren Kerlen
Die Anzug und Krawatte tragen. Sie schlenderten durch die Straßen von Reykjavik 

Und dachten, sie wären es, die die Stadt ticken ließen
Von der Bank zum Mittagessen mit Nikkei, Dow Jones und FTSE[1] 

Piekfein gekleidet, um zu töten, in Armani, Boss und Gucci 

Fröhlich lachend, voller Selbstbewusstsein 

Die Spieler unserer Nationalmannschaft
Aber jetzt sieht man sie kaum noch 

Die Krise führte sie durch eine andere Tür
Ihre Bank wurde zermalmt durch Euro, Dollar und Yen

Und jetzt probieren sie Tai Chi, Yoga und Zen
Immer noch sind sie gut in dem Spiel, Anderen die Schuld zu geben
Die Spieler unserer nationalen Schande 
 

Anzug und Krawatte

Der ganze Text des Gedichtes 

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[1] FTSE = Financial Times Stock Exchange Index