Logo der taz-Akademie |
______________________________________________
Haus der Kulturen der Welt, Berlin |
Was sagen sie, was man in Russland über Europa denkt, womit das West-Europa gemeint ist. In Russland sprechen Präsident Putin und seine Medien gerne von GAYROPA. Und die Journalstinnen aus Transnistrien haben zuhause gelernt, dass in "Europa" so ungefähr jeden Tag eine Schwulen-Parade stattfindet, dass die Menschen ein ausschweifendes Leben führen und der sittliche Verfall um sich greift. - Vielleicht so, wie Otto Dix es 1928 sah:
Otto Dix, Metropolis, 1928 |
Ok, nach 14 Tagen Berlin hatte sich der Eindruckschon etwas korrigiert...
Was suchen diese JournalistInnen? Einige sagen: Sie suchen Europa nicht geographisch, weder wollen sie in "Europa" bleiben, noch möchten sie unbedingt, dass ihr Land sich der EU anschließt. Ich weiß, sagt eine der Frauen bescheiden, dass wir der EU nichts zu bieten haben, dass wir für die EU nur Ballast wären; "unser Land ist ein eigener Planet". Aber sie möchte von Europa lernen:
Vor dem Haus der Kulturen der Welt |
- Pressefreiheit,
- Unabhängikeit der Gerichte,
- das Volk soll Herr im eigenen Haus sein,
- studieren können, wo man möchte und wo es am besten ist
- Europa sei das Land, in dem man sich frei bewegen kann, viel Geld verdienen, glücklich sein und positiv in die Zukunft schauen kann. ____________________________
Und Eurasien?
Eurasien, der Gegen-Entwurf zu Europa. Statt dass Europa und Frankreich der Mittelpunkt Europas sind oder bleiben und immer mehr Länder Europas an sich saugen oder anziehen, soll Russland zum Zentrum des neuen Eurasiens werden. So Putins Vision. Ein Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok mit Russland als geografischen, politischen und kulturellem Zentrum. Eurasische Union EaU statt Europäischer Union EU. - Gut, kann man sagen: Warum auch nicht?
Kleiner Witz aus Russland am Rande:
- Frage: Was ist der Unterschied zwischen Eurasien und der EU?
- Antwort: In die EU will jeder rein, in Eurasien soll und muss jeder rein. :-)
Quelle: wikipedia, Eurasien |
Gut, kann man sagen, da ist auch was dran.
Und Russland hat mit der Krim im April 2014 ja schon mal angefangen,die UdSSR hat es auch schon mal probiert ( Ungarn 1956, Tschecheslowakei 1968...), die USA tuen ja auch ihr Bestes, um ihren Laden und ihre Hinterhöfe zusammen zu halten - ebenso wie die Volksrepublik China im ostchinesischen und südchinesischen Meer und anderswo.
Und wie geht Eurasien? Erst Zoll-Union, dann richtige Union.
"Die Eurasische Union
soll in naher Zukunft mit den Staaten Russland, Weißrussland, Armenien und Kasachstan entstehen. Sie wurde nach Vorbild der Europäischen Union gegründet.
Tadschikistan und Kirgisistan könnten als Mitglieder folgen. Bereits im Oktober 2011 unterzeichneten die Staaten Russland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldawien, Tadschikistan, die Ukraine und Weißrussland ein Abkommen über die Bildung einer Freihandelszone.
Lange Zeit hatte Wladimir Putin erfolglos versucht, die Ukraine in die Planungen zur Eurasischen Union einzubeziehen. Im August 2013 beantragte die Ukraine einen Beobachterstatus in der Eurasischen Union. Unter Wiktor Janukowytsch hatte sich die ukrainische Regierung jedoch auch zum Ziel gesetzt, im November 2013 ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union zu unterzeichnen, was von Beobachtern als endgültige Abwendung von der Eurasischen Union bewertet wurde.
Das geplante Assoziierungsabkommen wurde jedoch aufgrund politischer Differenzen zwischen der Ukraine und der Europäischen Union und des Einflusses von Russland im November 2013 ausgesetzt. Außerdem kündigte die Regierung an, die wirtschaftliche Kooperation mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu intensivieren.
Diese Ankündigung führte in Kiew zu Unruhen (siehe Euromaidan) und schließlich zum Sturz des Präsidenten Janukowytsch und seiner Regierung." [wikipedia]
______________________________________________
Aus einem taz-Panther-Seminar |
Der Verdienst und die Renten seien gestiegen, ebenso die Stipendien für die Studierenden; es seien zwar nur kleine Verbesserungen, aber man habe das Gefühl, es gehe aufwärts unter Putin.
______________________________________________
Eben jener Russland-Korrespondent schreibt über Putin und seinen Eurasien-Plan:
Ein noch fiktiver Kontinent bildet eine neue russische Utopie.
Dahinter verbergen sich Ressentiments gegen Demokratie, Pluralismus und Liberalität.
... "Mit der Annexion der Halbinsel Krim hat Russland ein neues Zeitalter eingeläutet. Nichts wird so sein wie vorher. Die Hoffnung, Russland würde sich längerfristig dem Westen zuwenden, ist erst einmal zerbrochen. Mit dem militärischen Eingriff machte der Kreml deutlich:
Die Schlacht um die Integration des postsowjetischen Raumes sei die Schlacht um Kiew, meint der Professor Alexander Dugin von der Moskauer Lomonossow-Universität. Er ist als Vordenker der „eurasischen“ Ideologie einer der bekanntesten Intellektuellen in Russland und im staatlichen Fernsehen ständig präsent.
- Die politischen und geopolitischen Veränderungen seit dem Ende des Systemgegensatzes 1991 sind aus Moskauer Sicht dringend korrekturbedürftig. Bisherige Regeln gelten nicht mehr....
Kurzum: Der faulende Westen steht einem messianischen Russland gegenüber, das sich für dessen mentale und geistige Erneuerung bereithält." [Der ganze Artikel]
- Die Vormachtstellung fällt der russischen Ethnie zu.
- Dass das Imperium vorübergehend verschwand, sei ein historischer Irrtum, der behoben werden müsse.
- „Revolutionärer Expansionismus“, nennt sich das in der Theorie der „Neoeurasier“, die sich auf die eurasische Schule der Emigration nach der Oktoberrevolution 1917 berufen.
- Sie berufen sich auf die Idee der „russischen Besonderheit“, die auf einem zivilisatorischen Sonderweg zwischen Ost und West beruhe. Dahinter verbergen sich Ressentiments gegen Demokratie, Pluralismus und Liberalität.
- Kollektiv und Staat sind die Leitprinzipien, denen sich das Individuum unterzuordnen hat.
- Autorität darf nicht infrage gestellt werden, das russische Ich ist kollektiv.
____________________________________
Siehe auch:
- Oligarchen-Wechsel 2004 in der Ukraine
- Unser Gas und Öl aus Russland
- Die Revolution in der Ukraine 2013/14 ist eher ein Oligarchenwechsel
- Länder-Analysen Forschungsstelle Osteuropa an der Uni Bremen
- Razumkov-Zentrum
- Ukraine-Analysen Bundeszentrale für Politische Bildung
pdf-Datei unter: