Die Konferenz von Évian
- fand vom 6. Juli 1938 bis zum 15. Juli 1938 im französischen Évian-les-Bains am Genfersee statt.
- Vertreter
von 32 Nationen trafen sich auf Initiative des amerikanischen
Präsidenten Franklin D. Roosevelt, um die Möglichkeiten der Auswanderung
von Deutschen jüfischer Religion aus Deutschland und Österreich zu
verbessern.
- Es ging darum, welche Staaten wie viele Füchtlinge aufzunehmen bereit sind.
- Die Konferenz scheiterte.
- Eine „ungute Parallele“ zu heute sieht Peter Finkelgruen:
„Den Flüchtlingswellen folgte ein großer Krieg.
Wir
haben im Moment eine ähnliche Gefahr. Da ist die Ukraine, und jetzt
will Russland auch noch in Syrien intervenieren. Und die Sache mit dem
Iran ist auch noch lange nicht gegessen. Im Nahen Osten droht eine große
kriegerische Auseinandersetzung.“
Ein Gutes könnte das immerhin haben, scherzt
Peter Finkelgruen dass Israelis und Palästinenser näher zusammenrücken – gegen einen gemeinsamen Feind, sei es der IS oder der Iran.
[Quelle u.a. taz]
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Peter Finkelgruen wurde 1942 in Shanghai geboren,
wohin seine Eltern aufgrund der NS-Verfolgung geflohen waren:
Einige Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich waren in der Lage, Fahrkarten für luxuriöse japanische Dampfschiffe zu erwerben, die Europa von Genua aus verließen.
Die Flüchtlinge beschrieben die dreiwöchige Reise mit reichhaltiger Verpflegung und Unterhaltungsprogrammen angesichts der Umstände als „surreal“. Einige Passagiere versuchten, sich in Ägypten in das britische Mandatsgebiet Palästina einzuschmuggeln.
Die japanische Besatzungsmacht in Shanghai ließ jüdisches Eigentum konfiszieren und verhängte eine Ausgangssperre; zum Verlassen des Ghettos war ein Passierschein notwendig. Der größte Teil der Flüchtlinge kam nach 1937; 1939 wurden die Einreisebestimmungen verschärft, und erst mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 wurde eine Flucht in das Ghetto von Shanghai unmöglich.
[wikipedia]
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Quelle: taz Oktober 2015 |
1943 wurde der Shanghaier Stadtteil Hongkew/Hongkou auf Druck der deutschen Regierung von den japanischen Besatzern zum Ghetto für sogenannte staatenlose Flüchtlinge erklärt (Shanghaier Ghetto),
Eine Schiffsreise nach Israel gerät dem Autor zu einer Reise in die Vergangenheit. Geboren in Schanghai, wohin die Eltern als Juden aus Nazideutschland fliehen mußten, wuchs Peter Finkelgruen in Prag und im israelischen Kibbuz auf. Widerwillig kehrte er als junger Mann mit seiner Großmutter nach Deutschland zurück. Finkelgruen studierte in Freiburg, Bonn und Köln. 1981 wurde er Korrespondent der Deutschen Welle in Israel und leitete dort bis 1988 das Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung. Peter Finkelgruen lebt und arbeitet in Köln.
- >>> Zum Buch "Erlkönigs Reich".
- Ursula Krechels Roman „Shanghai fern von wo“ erzählt „die Geschichte seiner Eltern“.
- Joshua Sobols Theaterstück „Schöner Toni“ basiert auf Recherchen zum SS-Mann Malloth (gestorben 2002), der Finkelgruens Großvater Martin im Lager Theresienstadt am Tag der Ankunft erschlug.
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Die Konferenz von Évian 1938.
Die Geschichte wiederholt sich 2015?
Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 begann die Zahl der deutschen Auswanderer jüdischer Religion stark anzusteigen.
- Trotz der Wirtschaftskrise in den Aufnahmeländern fanden viele politisches Asyl.
- Obwohl die Situation für die jüdischen Deutschen in Deutschland immer schwerer wurde ließ die Bereitschaft zur Aufnahme in den Zielländern nach.
- Die Briten erließen im November 1937 zur Beruhigung der gesellschaftlichen Lage in Palästina rigide Aufnahmebeschränkungen für dieses Gebiet.
Die praktische Flüchtlingshilfe dieser Jahre lag weitgehend in den Händen des sogenannten
Nansen-Büros (Internationales Nansenamt für Flüchtlingsangelegenheiten), das 1931 vom
Völkerbund [Vorgänger der UNO] eingerichtet worden war.
- Speziell für die deutschen EmigrantInnen wurde 1933 in Lausanne das Hochkommissariat für Flüchtlinge aus Deutschland eingerichtet.
Da 1938 die Flüchtlingsströme von Auswanderern aus Deutschland erneut anstiegen war bald klar,
dass es hier einer internationalen Vereinbarung bedurfte, um die immer unerträglicher werdende Situation in den Griff zu bekommen. In dieser Lage
übernahmen die Vereinigten Staaten die Initiative und schlugen eine Konferenz vor; als Ort war zunächst Genf, der Sitz des Völkerbundes vorgesehen, doch befürchtete die Schweiz eine Beeinträchtigung ihres Verhältnisses zum deutschen Nachbarn, so dass sich schließlich Frankreich bereit erklärte, die Konferenz auf seinem Territorium in Évian stattfinden zu lassen.
Ursprünglich war nur daran gedacht, die Situation der aus Deutschland fliehenden Menschen jüdischer Religion zu regeln.
Schnell erkannten aber insbesondere nationalistische und antisemitische Vertreter osteuropäischer Staaten die Gelegenheit, auf ihr jeweiliges „Judenproblem” hinzuweisen.
- Damit standen die möglichen Zielländer vor der Perspektive, nicht mehr lediglich 500.000 deutsche jüdische Flüchtlinge, sondern möglicherweise zusätzlich mehrere Millionen Menschen aus Osteuropa aufnehmen zu sollen.
- Der anfängliche humanitäre Impuls geriet so in den Hintergrund,
- und „Juden” wurden nunmehr weitgehend als „Problem” betrachtet.
- Bald wurde klar, dass sich die Aufnahmebereitschaft der meisten Länder in engen Grenzen hielt.
So erklärten mehrere Konferenzteilnehmer, ihr Land sei grundsätzlich
kein Einwanderungsland, andere wiesen darauf hin, dass sie
lediglich den Transit von jüdischen Flüchtlingen zulassen könnten; im Übrigen würde eine weitere Zuwanderung lediglich dem Antisemitismus weiteren Auftrieb geben. Die Vereinigten Staaten hielten an ihrer
Quote von jährlich 27.370 Einwanderern aus Deutschland und Österreich fest.
Es gab diverse
Pläne zur Ansiedlung jüdischer Siedler, so im von der Sowjetunion eingerichteten Autonomen
Gebiet Birobidschan oder in der
portugiesischen Kolonie Angola. Eine unautorisierte Zeitungsmeldung aus Südafrika nannte
Madagaskar als mögliche Zufluchtstätte.
Tatsächlich waren diese Projekte kaum praktikabel. Der Versuch des Diktators der
Dominikanischen Republik Rafael Trujillo, sich dadurch zu profilieren, dass sein Land die Einwanderung von 100.000 Juden zugestand, reiht sich in diese Projekte wegen seiner in Frage gestellten Motive ein: Man warf ihm vor, er wolle dadurch von seiner Terrorherrschaft ablenken; außerdem würden rassistische Motive hinter der Entscheidung stehen, da es Trujillo darum gehe, das „weiße” Element in seinem Land durch die Einwanderung zu stärken (tatsächlich gelangten lediglich 600 Juden in die Dominikanische Republik).
- 15.000 Juden retteten sich nach China, ehe auch dieses Land seine Türen vor den Juden verschloss.
Letztlich war das einzige konkrete Ergebnis
die Gründung des Intergovernmental Committee on Refugees, auch Comité d’Évian genannt, das künftig in Kooperation mit Deutschland die Modalitäten der deutschen jüdischen Auswanderung regeln sollte. Dessen Erfolge hielten sich wegen der Weigerung der Völkergemeinschaft, Deutsche jüdischer Religion im Rahmen konkreter neuer Kontingente aufzunehmen, in engen Grenzen. Zudem wurden bereits im nächsten Jahr durch den Kriegsausbruch die Auswanderungsmöglichkeiten erneut drastisch eingeschränkt.
(Quelle)
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Quellen: Schwäbsiches Tagblatt, taz |
Hausaufgabe ;-) :
- Was kommt dir irgendwie bekannt vor?
- Suche Parallen zwischen 1938 und 2015.
- Finde Unterschiede.
- Und diskutiere mit deinen Nachbarn darüber.
- Lernt uns das etwas?
- Wenn ja: Was? - Wenn nein: Warum nicht?
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