UDOPIA 04

Einige Notizen zum Tagesgeschehen, zu Abendland und Morgenland, zur (De-)Regulierung der Wirtschaft, zu Arm und Reich, Krieg und Frieden, Liebe und Hass, Glaube und Unglaube, homo und hetero, jung und alt, Gesundheit und Krankheit, Ost und West ...

Sonntag, Januar 26, 2020

Von der Chuzpe der Hohenzollern - 1918 - 2019


Wikipedia:
Chuzpe [xʊtspə], auch Chutzpe (aus dem jiddischen חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חֻצְפָּה [chuzpà] für „Frechheit, Anmaßung, Dreistigkeit, Unverschämtheit“ entlehnt) ist eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit.
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"Verdrossen irrt an diesem Freitag, dem 22. November 1918, der ehemalige Leutnant Maus in den Berliner Straßen herum. Sein Vater ist Legationsrat [Amtsbezeichnung im Auswärtigen Dienst], einer von der alten Sorte, die ihn täglich nach Heldentaten ausfragt, um damit im Amt zu punkten.
Leutnant Maus hatte ein halbes Jahr in einem elsässichen Lazarett gelegen, seine linke Schulter ist steif und noch nicht ganz geheilt... .
Und nun ist er da und weiß in der Stadt so wenig mit sich anzufangen, wie die Zehntausende, die noch anmarschieren. ... Man hat im ehemaligen Lunacafé eine Stelle für »behelfsmäßige Entlassung von Heeresangehörigen« eingerichet. Maus gerät mittags hinein. Im Gedränge tappt ihm jemand auf den Rücken und steckt den Kopf von hinten über seine Schulter."

November 1918: "Die Fürsten haben sich in die Mauselöcher verkrochen"

"Jemand" ist ein ehemaliger Schul- und Studienkamerad von Leutnant Maus, der im Krieg Hilfsdienst tat und auch nicht weiterweiß. Später trifft sich Leutnant Maus mit diesem Kameraden und seinem "Fräulein" in seiner eigenen Wohnung. Bald spann sich ein Gespräch an. ...
Sein Kamerad zitierte:
»Die Hohenzollern hatten gehofft, bei Kriegsende siegreich durch das Brandenburger Tor zu ziehen, statt dessen ist das Proletariat eingzogen. Alle Throne in Deutschland sind gestürzt. Die Fürsten, die Generale, die Krautjunker, die Massenmörder haben sich in die Mauselöcher verkrochen.«
Quelle: a.a.O. Seite 11-17, Auszüge. _______________________________________________

Das Ende der Hohenzollern

Prinz Maximilian Alexander Friedrich Wilhelm von Baden (kurz: Max von Baden, * 10. Juli 1867 in Baden-Baden; † 6. November 1929 in Konstanz) war 1918 der letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs und der letzte Thronfolger des Großherzogtums Baden. Der als relativ liberal geltende Prinz, ein Cousin Kaiser Wilhelms II., übernahm das Amt des Reichskanzlers in der Schlussphase des Ersten Weltkriegs am 3. Oktober 1918 und hatte es bis 9. November etwa fünf Wochen lang inne. Da die Kriegsniederlage des Deutschen Reiches bereits feststand, sollte Max von Baden im Zuge der sogenannten Oktoberreformen das parlamentarische Regierungssystem unter Beibehaltung der Monarchie formell einführen. Als Staatssekretäre berief er neben einigen bürgerlich-konservativen Parteipolitikern zum ersten Mal in der Geschichte des Reiches auch zwei Vertreter der im Reichstag die Mehrheitsfraktion bildenden Sozialdemokraten ins Regierungskabinett. Dies sollte sowohl Vertrauen bei der Bevölkerung als auch bei den Kriegsgegnern der alliierten Mächte schaffen, um erträgliche Friedensbedingungen für Deutschland zu erreichen. [...] 
Um zumindest die Monarchie als solche zu retten und die Revolutionäre zu beschwichtigen, verkündete Max von Baden am späten Vormittag des 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers, auch den Thronverzicht des Kronprinzen.
Kaiser Wilhelm hatte tatsächlich nur in Aussicht gestellt, als Kaiser, nicht aber als preußischer König abzudanken. Die Handlung Max von Badens wurde durch Wilhelm II. und dessen Sohn erst im Nachhinein schriftlich bestätigt (vom Kaiser am 28. November 1918 und vom Thronfolger am 1. Dezember 1918). 
Daraufhin übergab Max von Baden – da er die bisherige Reichsverfassung als hinfällig annahm – die Reichskanzlerschaft an Friedrich Ebert, den  und Vorsitzenden der stärksten Reichstagspartei, der SPD. Quelle

Kronprinz Wilhelm (1882-1951) durfte, sollte, konnte
nicht mehr Kaiser werden. -
Foto: 15 Jahre später am Tag von Postdam. Quelle. »Der wegen der Flucht und der Gerüchte über seinen Lebenswandel seit 1919 geradezu als „unmöglich“Quelle geltende Kronprinz vertrat im Einvernehmen mit seinem Vater bereits im Mai 1924 die Auffassung, dass zunächst „ein Diktator den Karren aus dem Dreck ziehen“ müsse.« ___________________________________________________

Die Vorläufige neue Regierung des Deutschen Reiches unter Friedrich Ebert, der "Rat der Volksbeauftragten", bestand aus 6 Männern, je 3 von USPD und SPD, amtierend vom 10. November 1918 bis zum 13. Februar 1919. Der Vollzugrat unter Friedrich Ebert tagte im "Preußischen Abgeordnetenhaus", das in der Kaiserzeit Sitz des Preußischen Landtages gewesen war. Heute "Berliner Abgeodnetenhaus", Sitz des Landeparlamentes von Berlin.

(Das Schloss des Hohenzollern-Kaisers Wilhelm II. war von revolutionären Marine-Soldaten, Matrosen der Volksmarinedivision, besetzt. Der Kaiser selber am 9. November 1918 in seinen Zug, den "Hofzug", umgezogen, am Morgen des 10.11. dann in die Niederlande abgereist, wo er um "Internierung" bat und mit seinen Offizieren darüber nachsann, ob die kaiserliche Armee nun im eigenen Land gegen gegen die Räteregierung in den Bürgerkrieg geschickt werden sollte oder vielleicht doch lieber den Weltkrieg weiterführen und noch einmal eine Offensive gegen die französiche und amerikanische Armee, die "Entente", starten...

"Wilhelm II. dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, nach eigener Aussage in der Hoffnung, die Situation im Reich zu stabilisieren.
Er gab nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren"

Sitzung des Vollzugsrats des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin  Quelle

"Als Revolutionsregierung übte der Rat in etwa die Kompetenzen aus, die nach der Bismarckschen Reichsverfassung Kaiser und Reichskanzler zugestanden hatten. Die Volksbeauftragten kontrollierten die Staatssekretäre der vormals kaiserlichen Reichsleitung, die größtenteils weiterhin im Amt blieben. Der Rat war ein Kollektivorgan, in dem nominell alle sechs Mitglieder gleichberechtigt waren. Faktisch übte jedoch (M)SPD-Chef Friedrich Ebert die Funktion des Vorsitzenden aus. [Wikipedia]
(MSPD = Mehrheits-SozialdemokratInnen oder "Mehrheitler/innen". --- Im Unterschied zur USPD = Unabhängige SozialdemokratInnen = "Unabhängige".)

Politisch über der Regierung stand (eigentlich ursprünglich) der "Vollzugsrat": Der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin".
Er hatte die Aufgabe, bis zum Zusammentritt des ersten Reichsrätekongresses im Dezember 1918 sowohl die provisorische Regierung des gesamten Deutschen Reiches (den Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert) als auch die preußische Regierung (den preußischen Volksrat unter Paul Hirsch) zu kontrollieren. Am Abend des 10. November 1918 waren etwa 3000 Arbeiter- und Soldatenräte im Cirkus Busch zusammengekommen. Eine Legitimationskontrolle fand nicht statt. Die Mehrheit von ihnen unterstützte die Politik der MSPD und die bereits am Vortag zwischen den Parteien beschlossene Bildung des Rates des Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert. Der Vollzugsrat bestand zunächst aus je 14 Soldaten und 14 Arbeitern, jeweils 7 von (M)SPD und 7 aus der USPD. wude dann später um Räte aus dem Rest des Reiches ergänzt.
"Die eigentliche Bedeutung des Vollzugsrats als Kontrollorgan der Regierung endete mit dem ersten Reichsrätekongress (16. bis 21. Dezember 1918) und der Bildung eines Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik. Damit verlor der Vollzugsrat seine reichsweite Bedeutung. In dem neuen Gremium war dann allerdings nur die Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, die (M)SPD vertreten, denn die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die USPD, boykottierte die Wahl. [Wikipedia u.a.]
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Die alte Ordnung im Sinne von Kaiser-Familie, Adel und Oberster Heeresleitung wieder herstellen

Quelle
In der Übergangszeit zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik wollte die Oberste Heeresleitung (OHL) in der ersten Dezemberhälfte 1918 - und zwar bevor der Reichsrätekongress tagen konnte - die revolutionären Unruhen in Berlin mit Gewalt beenden: Durch das sogenannte Generalkommando Lequis. Die OHL setzte dafür auf eine Zusammenarbeit mit den durch die Sozialdemokraten dominierten „Mehrheitssozialisten“, der (M)SPD unter Friedrich Ebert. Chef der OHL war Oberst Groener. Vermittler der Major Bodo von Harbou. Entsprechend Harbous Planung als Stabschef von Lequis marschierten Mitte Dezember 1918 neun Felddivisionen aus verschiedenen Himmelsrichtungen auf Berlin zu.

  • Das Unternehmen scheiterte, weil Soldaten den Gehorsam 
    verweigerten.
    Beteiligt war Lequis auch bei der versuchten Niederschlagung der im Berliner Stadtschloss (siehe oben) einquartierten Truppen der Volksmarinedivision in Berlin zu Weihnachten 1918. Am 24. Dezember 1918 früh morgens wurden das Berliner Schloss und der Marstall von den Truppen des Generalleutnant Lequis mit Kriegsgerät beschossen.
  • Aufgrund der Unterstützung durch die herbeigeströmte Zivilbevölkerung mussten die Truppen jedoch wieder abziehen. 

Quelle

Im März 1919, als 1 Million Menschen streikten und es zu Unruhen und Gefechten kam, wurden dann härtere Mittel gegen Revolutionäre eingesetzt: Am Morgen des 6. März griffen Einheiten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division mit Artillerie, Minenwerfern und Kampfdoppeldeckern in die Kämpfe ein und schlugen revolutionäre Trupps, ArbeiterInnen, AnwohnerInnen und Matrosen vom Alexanderplatz in die Seitenstraßen zurück. Am 8. März wurden Arbeiterviertel durch schwere Artillerie und Flugzeuge bombardiert, Freikorps schossen auf Menschensansammlungen und in Fenster, willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesordnung, das Berliner Gewerkschaftshaus war von Militär umstellt. ... Am Montag, 10. März, wurde der Streik beendet, es wurde wieder gearbeitet. ... [Quelle: Dallner, "Die Meuterei auf der »Deutschland« 1918/19", S. 197ff]

Am März 1920 fand ein weiterer Versuch statt, die alte kaiserliche Ordnung wieder zu errichten, der sog. Kapp-Putsch durch die Brigade Erhardt. Anführer war General Walther von Lüttwitz (der "Vater der Freikorps") mit Unterstützung von Erich Ludendorff und dem Beamten Wolfgang Kapp. Kapp und seine Leute besetzten die Reichskanzlei in Berlin, die Regierung rief zum Streik auf und floh erst nach Dresden, dann nach Stuttgart. -

  • Nach 100 Stunden war der Putsch gescheitert, denn: "Wie ein Mann streikte die gesamte Arbeiterschaft [...]. Der Generalstreik erfasste am Sonntag dem 14. März Berlin und am Montag mit voller Wucht das ganze Reich und legte die Putschregierung vollkommen lahm." [a.a.O. S. 222ff]
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Die Chuzpe  
der Hohenzollern besteht heute darin, unterstützt von ihren Anwälten rein formaljuristisch zu argumentieren und bewusst und ausdrücklich politische und moralische Fragen der Revolution von 1918/19 außen vor zu lassen: Die Blutweihnacht, die Bombardierungen der Stadtviertel zu Gunsten und im Interesse der alten Privilegien des Adels: So weit wie derzeit(!) möglich die alte Ordnung im Sinne von Kaiser-Familie und Adel wieder herstellen". -- (Vielleicht mit ein Grund, dass die Verhandlungen mit dem Staat zunächst nicht öffentlich/geheim geführt wurden: Mit  Empörung in der Bevölkerung war - zu Recht - zu rechnen... . ) 
Ob die Gerichte nun eben diesen historischen, politischen und moralischen Kontext unberücksichtigt lassen werden? --- Man wird sehen. 
Der Kniff:
Die Hohenzollern-Anwälte möchten die Geschichte, die Moral, die Politik... so weit wie möglich außen vor lassen und rein juristisch mit dem Ausgleichsleistungs-Gesetz aus Jahre 1994 beginnen, in dem es um Entschädigungen für nach 1945 getätigten Enteignungen durch die damalige DDR ging.

Diesen Enteigneten stehen nach diesem Gesetz für diese Enteignungen Aussgleichs-Leistungen durch die heutige Bundesrepublik zu. Aber nur unter einer Bedingung(!): 
Die Familie/"das Haus" Hohenzollern dürfte während der Weimarer Republik (1918ff) und der Zeit des Nationalsozialismus (1933ff) dem NS-Regime keinen "erhebliche Vorschub" geleistet haben.
s.a.:
  •  Die Causa Hohenzollern im Kulturausschuss des Bundestages
  • und/oder Hohenzollern und Nationalsozialismus 
  • Rede von Charlotte Elisabeth Motschmann, (geb. Baroness Düsterlohe, CDU), gehalten am 16. Januar 2020 im Bundestag (Video, 8 Minuten, zur Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE: "Keine Entschädigung an Nachkommen der Monarchie",  Bundestagsdrucksache 19/14729)  
  • Hohenzollern: 45 Presseschau-Absätze 
  • "Spiegelfechterei", "Juristerei" ... .
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Die fürstlichen Besitztümer 

waren in der Revolution 1918/19 zwar beschlagnahmt, jedoch nicht enteignet worden, da die Weimarer Verfassung in Artikel 153 das Privateigentum garantierte. Die Fürsten forderten nun hohe finanzielle Entschädigungen für entgangene Gewinne und die freie Verfügungsgewalt über ihren Besitz zurück.

Quelle

Ein Großteil der vielfach unter sozialer Not leidenden Bevölkerung reagierte empört, als 1925 Gerichtsurteile bekannt wurden, welche die Fürstenabfindungen unterstützten.

Der Anstoß für ein Volksbegehren zur entschädigungslosen Fürstenenteignung kam von der im Sommer 1925 entstandenen kleinbürgerlichen Protestbewegung der Inflationsgeschädigten, die sich insbesondere durch ein Urteil über eine 33%-ige Aufwertung einer Papiermarkrente des Großherzogs von Sachsen-Weimar provoziert sah und forderte, Fürstenabfindungen auf den Aufwertungssatz für Kriegsanleihen (2,5 %) zu begrenzen.


Die Empörung 
Befürwortet wurde die Enteignung des gesamten fürstlichen Vermögens auch von zahlreichen prominenten Künstlern und Intellektuellen wie
  • Kurt Tucholsky, 
  • Erwin Piscator, 
  • Käthe Kollwitz, 
  • Albert Einstein, 
  • Max Pechstein 
  • oder Heinrich Zille. 





Zu den Enteignungsgegnern gehörten u.a.:
  • die monarchistische DNVP, 
  • die DVP 
  • und nationale Verbände 
  • ebenso wie Reichspräsident Paul von Hindenburg 
  • und die Kirchen. 
Der Volksentscheid am 20. Juni 1926

Quelle
Beim Volksentscheid am 20. Juni 1926 gewann der Gesetzentwurf des Volksbegehrens nicht die verfassungsrechtlich erforderliche Zustimmung der absoluten Mehrheit der knapp 40 Millionen Wahlberechtigten.
Etwa 14,5 Millionen Wähler stimmten mit "Ja", gut 1,1 Millionen mit "Nein" oder gaben ungültige Stimmzettel ab.
Die Gegner des Volksbegehrens - darunter die BVP und die beiden Kirchen - hatten dazu aufgerufen, der Abstimmung fernzubleiben, was faktisch einem "Nein" gleichkam. In Bayern ergab sich die niedrigste Zustimmungsquote aller Länder.

Nach dem gescheiterten Volksentscheid am 20. Juni 1926 einigten sich die meisten Länderregierungen mit ihren Fürstenhäusern relativ zügig auf finanzielle Kompromisse.

In Preußen kam bereits am 15. Oktober 1926 ein Ausgleich zwischen dem Land und dem Haus Hohenzollern zustande. 
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Rückgabe- bzw. Nutzungsforderungen der Hohenzollern
 
Heute wieder: Griff nach dem Schloss -
Der letzte Schlossbau der Hohenzollern - Schloss Cecielienhof in Potsdam -
wurde unter Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn Kronprinz Wilhelm
und dessen Gemahlin errichtet.
Und noch ein Schloss und noch ein Gemälde...
"Bis zu seiner Flucht im Jahre 1945 bewohnte das Kronprinzenpaar Cecilienhof. Im September 1945 enteignete die sowjetische Besatzungsmacht die Familie Hohenzollern entschädigungslos. Dies hat Auseinandersetzungen zwischen der öffentlichen Hand und der Hohenzollernfamilie um Rechtmäßigkeit und Umfang der Enteignung sowie entsprechende Rückgabe- bzw. Nutzungsforderungen zur Folge. Letztere dehnten sich im Jahr 2019 auf Cecilienhof aus." Quelle 

Vielleicht statt Familien-Posing mit Frack: 
Doch lieber etwas mehr Scham und Demut
angesichts der Geschichte?
"In Schloss Cecilienhof in Potsdam stiefelten die Hohenzollern mit Hakenkreuzbinden herum. Heute wollen sie dort wieder wohnen Georg Friedrich von Preußen (hier mit Ehefrau Sophie) will auf Schloss Cecilienhof in Potsdam wohnen. Das wurde dem Adelsgeschlecht nach Ende des Nationalsozialismus weggenommen. Georg Friedrich beschönigt die Vergangenheit seiner Vorfahren. Dabei stiefelte sein Urgroßvater mit Hakenkreuzbinde und SA-Uniform herum. [...] Seit dem Ende der DDR versuchen die Erben von Wilhelm II. und dem Kronprinzen verstärkt, an frühere Besitztümer zu gelangen. Doch nach gültiger Gesetzeslage sind von Entschädigungen diejenigen ausgenommen, die Unrechtssystemen wie dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub leisteten."  [Quelle]



Cecilienhof 2019 mit Graffiti-Spuren der Sowjet-Armee

 Kronprinz Wilhelm 1932 an Adolf Hitler

[...] »ist (neben so einigem anderen) etwa zweifelsfrei überliefert, dass der Kronprinz 1932 Hitler nach Schloss Cecilienhof lud, um mit den Nazis ein Bündnis zu schmieden. Nach dem Motto „Du Kanzler, ich Präsident“, so sollte es aufgehen.
Aber Ex-Kaiser Wilhelm verbot seinem Sohn, dem Kronprinzen, aus dem Exil ein solches Bündnis einzugehen. Und zwar aus purem Ekel vor der demokratischen Republik.


Der Ex-Kaiser an seinen Sohn: „Ich enterbe dich“.
Der Ex-Kaiser schrieb an seinen Sohn: „Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.“ « [Quelle]

Flugblatt zur Fürsteneinteignung 1926. Quelle
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Prinz Max von Baden und die Volksabstimmung zur Fürstenenteignung

Den letzten Rest gab Max dann wohl die Aufregung um eine Volksabstimmung über die entschädigungslose Enteignung der vormals regierenden Herrscherhäuser, die eine große (informelle) Koalition linker Kräfte im Frühjahr 1926 auf den Weg gebracht hatte.
Die damit verbundene Propaganda, die auch vor seinem Bodenseekreis nicht haltmachte, muß ihm sehr nahe gegangen sein. Das Referendum zerstörte nachhaltig seinen Glauben an die loyale Gesinnung der Bürger im Freistaat Baden ihrem entthronten Herrscherhaus gegenüber. Vor allem das erfolgreiche Volksbegehren dafür, bei dem sich im März 1926 fast 35 Prozent der Badener in die ausgelegten amtlichen Listen eintrugen, darunter auch sehr viele Oberbadener, muß ihn erschüttert haben. 

»Wir werden durch den Fürstenenteignungsrummel in Atem gehalten«, schrieb er. Was die »Demagogie« aus dieser Sache »zu machen verstanden hat, ist hanebüchen, und die Kurzsichtigkeit des Bürgertums, das nur von dem schönen Gedanken erfaßt und geblendet war: dem andern dürfe es nicht besser gehen und dabei alle Konsequenzen der Enteignung übersah, empfiehlt seine Intelligenz sehr wenig.« 

Im Amtsbezirk Überlingen, wo Salem lag, stimmten am 20. Juni 1926 fast 47 Prozent der stimmberechtigten Einwohner für die entschädigungslose Enteignung der Fürstenvermögen, mithin auch speziell für die Expropriation des Herrn Max Prinz von Baden. So war ihm ein weiteres Ideal zerbrochen, auf das er fest gebaut hatte: die Anhänglichkeit des badischen Volkes an seine angestammte Dynastie. 
Gleichwohl gehörte aber gerade er zu jener winzigen aristokratischen Spitzengruppe, die ihren Elitestatus fast ungeschmälert in die neue Zeit hatte hinüberretten können; die freie Herren in des Wortes umfassender Bedeutung waren insbesondere jeder Notwendigkeit enthoben, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. [...] den durch den Untergang der Monarchie ausgelösten Fall mental einigermaßen aufzufangen und mit dem ihm verbliebenen ökonomischen, sozialkulturellen und nicht zuletzt auch moralpolitischen Kapital zu kompensieren. [Quelle: Lothar Machtan a.a.O.]
Quelle


Karikatur "Preisend mit viel schönen Reden",
die aus Anlass der Volksabstimmung erschien.
Zeichnung von Erich Schilling.
Abb. aus: Simplicissimus 30 (1926), Heft 44 vom 1.2.1926, 641.
(Bayerische Staatsbibliothek, 2 Per. 18 pe-30,1)
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Samstag, Januar 04, 2020

Anonyme Lehrergeständnisse. Zum Beispiel: Weg mit den Gender-Wortmonstern!

Ja, da fängt es schon an:

Auf https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-gestaendnis-weg-mit-den-gender-wortmonstern-a-1301850.html


Lehrer(!) - Geständnisse. - Lehrerinnen gestehen nichts?
  • Warum eigentlich nicht? 
  • Haben sie nichts zu gestehen? 
  • Gestehen sie nicht anonym?
  • Ich persönlich, als Blogger, glaube übrigens, dass dieses "anonyme Geständnis" fake ist, erfunden ist, um die Menschheit gegen Gymnasial-Lehrer(!) aufzubringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gebildeter Mensch, wie es Gymansial-Lehrer(!) ja sind,  tatsächlich diesen Text verfasst hat. _____________________________________________

DER anonyme Lehrer(!) schreibt:

Sie haben jetzt schon keine Lust mehr weiterzulesen, weil Sie die sperrigen Formulierungen stören? Sie haben es gut, denn Sie können jetzt einfach wegklicken! Als Lehrer muss ich diese bürokratischen Formulierungen täglich hören und lesen - auf Konferenzen, in Behördenschreiben und Elternbriefen.
Schlimmer noch: Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen. Denn durch diese Norm von höchster Stelle wurde die geschlechtsübergreifende Form praktisch abgeschafft. Schreibe ich dann doch: 'Liebe Schüler, bitte kommt morgen zur ersten Stunde, ich bin wieder gesund', bleiben die Mädchen womöglich zu Hause.

Oder ich bekomme einen Rüffel der Schulleitung oder werde zum Chauvi des Monats gewählt. Dabei bin ich passionierter Windelwechsler, Wäscheaufhänger, Koch, Küchenwischer, Elternzeitnehmer, Ins-Bett-Bringer, Antikarrierist, ja sogar Französischlehrer!
Aber als solcher eben auch Sprachästhet - und beim Lesen dieser Wortblasen und -monster schwillt mir leider immer die Halsschlagader an. Sprache bitte immer so einfach wie möglich und nur so kompliziert wie nötig!

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.

Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

'Schülerschaft' klingt holzig
Zugegeben: Zwischenzeitlich hatte ich fast meinen Frieden mit den Kolleginnen und Kollegen gemacht, indem ich einfach nur noch KuK, SuS oder LuL schrieb. Bis genau ein solcher Kollege erklärte, diese 'Internetsprache' gehöre nicht in ein ordentliches Protokoll.

Was tun also, um den Behörden noch zu gefallen und sich trotzdem mutig den Wortmonstern entgegenzustellen? Mit 'Studierenden', 'Kollegium' oder 'liebe Leute' gehe ich ja gerne konform. Notfalls auch noch mit 'Schülerschaft' - das klingt zwar ein wenig holzig, nervt aber weniger.

Überraschenderweise hat ausgerechnet ein Informatikprofessor der Fernuniversität Hagen eine interessante Lösung gefunden. In einem Kurs zu Programmiermethoden verwendet er als Reaktion auf einen Beschluss des Rektorats zum Sprachgebrauch nur noch die weibliche Form: Es sei für ihn keine Option, 'verständliche Sprache auf dem Altar der Gleichstellung zu opfern', so steht es im Vorwort. In einem Studienfach, das zu etwa 80 Prozent Männer studieren, mag das manch einer absurd finden. Andererseits habe ich mich schon immer darüber geärgert, dass ich früher meine männliche Form mit der geschlechtsübergreifenden Form teilen musste! Wie schön wäre es doch, eine Form ganz für mein Geschlecht allein zu haben!

Übrigens werde ich jetzt Beschwerde bei der Schulbehörde einreichen. Auf einer Einladung der Schulleitung steht: 'Liebe Schülervertreterinnen und Schülervertreter!' Es müsste aber heißen: 'Liebe Schülerinnenvertreterinnen, Schülerinnenvertreter, Schülervertreterinnen und Schülervertreter!'"
Jaja. Manchmal wird es sperrig und langwierig.
Wenn ich z.B. bei einer Feierlichkeit/Ehrung/Ansprache in der Schule hören muss:"Sehr geehrter Herr Schulrat X, sehr geehrter Herr Direktor X, sehr geehrte Eltern-Vertreter Xy, liebe Eltern, lieber Schüler und Schülerinnen, liebe Hausmeister, liebe Sekretärinnen, liebe....Da habe ich es gut, denn ich kann einfach weghören. Die Lieben und sehr Geehrten interessieren mich ja nicht. Ich ehre sie nicht, und ich liebe sie nicht. Oder? Diese Anredereien sollte man doch lieber unterlassen. Oder gibt es nicht-hierarchische Alternativen? Und wann sind sie sinnvoll und angemessen. Zum Beispiel: "Liebe Anwesende". Oder...
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Zitat:
Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen.

Ja. - Das ist wirklich sehr schlimm und sehr bedauerlich!
Neuerdings muss man/ich ja auch seine(!)/meine Rede beginnen mit "Sehr geehrte Damen und Herren". Ich darf nicht beginnen mit "Sehr geehrte Herren und Damen". Und auch nicht mit "Sehr geehrte Herren". Denn seit geraumer Zeit gibt es in meiner Stadt in der Tat mehr Schulleiterinnen(!)  als Schulleiter(!) -  selbst an den Gymnasien. - Was für eine Schande! - Da haben die es im Irak, im Iran, in Ägypten, die Muslime(!) halt, doch irgendwie besser als wir im christlichen Abendland. - Finde ich zumindest.

Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Wir leben ja  in einer Demokratie. (Anders als die da im Orient.)
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DER Sprachästhet schreibt weiter:

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.


Ja, eben. Wann wendet man sich ausschließlich an eines der (zwei/vielen?) Geschlechter* ? Okay, manchmal schon. Zum Beipiel: "Schüler benutzen bitte in der Turnhalle ausschließlich die Umkleidekabine für Jungen." - Doch schon Sigmund Freud* wusste, dass es nicht nur 2 Geschlechter gibt und dass der Übergang zwischen den Geschlechtern fließend ist. -- Jaja, das gibt dann Probleme... Zum Beispiel mit den Toiletten. Nicht nur in der Schule. --- Aber es gäbe auch sehr einfache Lösungen. Wenn man denn wollte. Und sich damit tiefer und empathisch beschäftigt hätte.

Und wer hat von ihm, dem(!) Gymnasial-Lehrer(!),  jemals verlangt, solche Mathe-Aufgaben mit Ponys und Autos zu stellen?  (Mann[!] kann auch etwas an den Haaren herbeiziehen. - DAS Haar. DIE Haare)
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Zitat:
Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

Ja, gut. Das ist sehr wahr.
Wie kann man(!) das machen? In manchen Büchern von Autoren(!) lesen ich im Vorwort: "Wenn ich von Patienten spreche, dann möchte ich Patientinnen nicht benachteiligen. Ich schließe Patientinnen ein." --- Oder bei Autorinnen(!): "Wenn ich ausschließlich von Leserinnen spreche, dann möchte ich männliche Leser nicht benachteiligen; ich tue das nur aus sprach-ästhetischen Gründen und schließe die männlichen Leser ein." --- Okay. Kann man machen.

Aktuell gibt es in der Schriftform(!) sehr viele Vorschläge und Experimente. Statt exklusiv "Schüler" zu schreiben zum Beispiel:
  • SchülerInnen (seit Ur-Zeiten, das sogenannte Binnen-I) 
  • Schüler-innen (auch seit Ur-Zeiten, der sog.SPIEGEL-Strich)
  • Schüler_innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler/innen
  • Schüler*innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler:innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler¡innen (hyper-feministisch)
  • ...  
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In der mündlichen(!) Anrede hat sich bei Veranstaltungen durchgesetzt, von Schüler_innen und Lehrer_innen zu sprechen. Das bedeutet: Nach Schüler_ und Lehrer_ den Bruchteil einer Sekunde eine Pause zu machen und dann mit _innen fortzufahren. So ergibt sich kein Wort-Ungetüm: "Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schülerinnen und Schüler". Und auch der Ästhetik ist wohl Rechnung getragen. Ein Kompromiss, an den man sich gewöhnen kann, gewöhnen sollte (?), so wie damals, anno dazumals, an "Sehr geehrte Damen und Herren".
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Freuds [1905] Sichtweise wirkt dabei in vieler Hinsicht ziemlich «queer», wenn er beispielweise beschreibt, dass «weder im psychologischen noch im biologischen Sinne eine reine Männlichkeit oder Weiblichkeit» gefunden werden könne, vielmehr jede Person «eine Vermengung ihres biologischen Geschlechtercharakters mit biologischen Zügen des anderen Geschlechts [...]»  aufweise.


Eingestellt von udopia-04 um 20:25 Keine Kommentare:

Mut und Feigheit vor dem Freund. FFF, AfD, Gender und anderes....

Jüngst las ich einen interessanten Artikel.
Der begann so:
Und dann schlägt immer diese Stille über uns zusammen. Sekundenlang. Peinlich. Dann klopft mir oft das Herz bis zum Hals. Ich weiß, jetzt riskiere ich etwas, eine Beziehung, eine Freundschaft, in jedem Falle die gute Stimmung.

Zunächst ist es einen Moment lang so, als hätte ich laut gerülpst. Erst zeigt sich blanke Überraschung im Gesicht des anderen, dann fällt das Stimmungsthermometer um 15 Grad. Der oder die andere blickt weg. Dann kommen diese peinlichen Schrecksekunden, bevor der andere, die andere zum verbalen Gegenschlag ausholt. Dabei hatte ich nur eine Frage gestellt.

Als Mensch, als Bürgerin, als Journalistin befasse ich mich seit zehn Jahren mit Umweltthemen, dem Artensterben, der Rohstoffausbeutung und dem Klimawandel. Mein Beruf hat es mir erlaubt, mit Expert:innen zu sprechen oder Fachtexte zu lesen, einige wenige Reisen haben mich an Orte geführt, wo ich mir die Auswirkungen unserer Misswirtschaft anschauen konnte. Ich selbst bin dadurch keine Fachfrau geworden. Auch keine Ökoheilige – allenfalls in Teilzeit. Aber vieles habe ich in meinem Leben hin zu einem naturverträglichen Lebensstil geändert. Die Bilanz ist nicht perfekt, aber sagen wir so, ich habe keine Angst, meinen ökologischen Fußabdruck mit dem anderer zu vergleichen. Ich habe kapiert: Die ökologische Krise hat ein riesiges Ausmaß. Was wir da als globales Experiment betreiben, ist nichts weniger, als das lebendige Betriebssystem der Erde zu löschen.

Immer weniger oft kann ich, will ich daher schweigen, wenn wieder mal einer von seiner Reise nach Sri Lanka berichtet, vom geilen Kite­surfing-Trip nach Frankreich schwärmt oder vom Gletscherskitag, dank Schneekanone schon Ende Oktober. Ich frage also, welchen Energieverbrauch das Ausnutzen einer Ski-Saisonkarte eigentlich so bedeutet. Bohre nach, warum die Freundin Flugreisen macht, aber zugleich in der Rolle der gütigen Flüchtlingshelferin aufblüht. Weiß sie wirklich nicht, dass sie mit ihrem CO2-Ausstoß Fluchtgründe kräftig mitproduziert? Ich hake bei einem Bekannten nach, woher das Lithium für sein neues E-Bike und die seltenen Erden im schicken Milchschäumer herkommen? Spreche die Frau vor dem Biomarkt an, die ihre Ökoeinkäufe in ihren Riesen-SUV wuchtet. Frage die Freundin, die wegen der „positiven Energie“ in ein indisches Yoga-Retreat fliegt, ob ihr klar ist, dass die irren Mengen an klimaschädlichen Gasen, die sie damit gerade Ländern wie Indien aufbürdet, auch nicht durch „ganz viel“ Spiritualität kompensiert werden? Dass der Kurztrip nach New York auch dann Zukunft vernichtet, wenn er der lang gehegte „Herzenstraum“ der eigenen Tochter ist. Was steckt hinter diesem privaten Konsumverhalten – Egoismus, Verdrängung oder geringes Wissen

über ökologische Zusammenhänge? [...]
____________________________________________
 "Und dann schlägt immer diese Stille über uns zusammen. Sekundenlang. Peinlich. Dann klopft mir oft das Herz bis zum Hals. Ich weiß, jetzt riskiere ich etwas, eine Beziehung, eine Freundschaft, in jedem Falle die gute Stimmung."

Ja. Das ist sehr gut beschrieben. So geht es uns wohl auch mit anderen kontroversen Themen, die wir im Freundes- und Bekanntenkreis ansprechen: Ist die Gender-Debatte eine Ideologie. Oder ist die Kritik an der Gender-Debatte eine Ideologie? Muss Merkel weg oder sollte sie wegen Herbst 2015 den Friedennobelpreis bekommen? Sind die AfD-WählerInnen Nazis oder Protest-WählerInnen? Und so weiter... .

Und dann frage ich mich:
Ist das, was in dem oben zitierten Artikel beschrieben wird nun:
Puritanismus/
Hysterie/
Preußischer Protestantismus a la Friedrich dem Großen /
Der aktuell gültige Irrtum/
Pessimismus/
Eine korrekte Analyse/
Eine notwendige Analyse/
Ein Weckruf/ ..... ???

Bitte ergänzen. Und begründen.


Höre dazu auch (27 Minuten): 
 

https://avdlswr-a.akamaihd.net/swr/swr2/wissen/sendungen/wissen/swr2wissen-20190917-der-philosoph-karl-popper-und-die-offene-gesellschaft.m.mp3 

Eingestellt von udopia-04 um 18:15 Keine Kommentare:
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