Wikipedia:
Chuzpe [xʊtspə], auch Chutzpe (aus dem jiddischen חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חֻצְפָּה [chuzpà] für „Frechheit, Anmaßung, Dreistigkeit, Unverschämtheit“ entlehnt) ist eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit.
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"Verdrossen irrt an diesem Freitag, dem 22. November 1918, der ehemalige Leutnant Maus in den Berliner Straßen herum. Sein Vater ist Legationsrat [Amtsbezeichnung im Auswärtigen Dienst], einer von der alten Sorte, die ihn täglich nach Heldentaten ausfragt, um damit im Amt zu punkten.
Leutnant Maus hatte ein halbes Jahr in einem elsässichen Lazarett gelegen, seine linke Schulter ist steif und noch nicht ganz geheilt... .
Und nun ist er da und weiß in der Stadt so wenig mit sich anzufangen, wie die Zehntausende, die noch anmarschieren. ... Man hat im ehemaligen Lunacafé eine Stelle für »behelfsmäßige Entlassung von Heeresangehörigen« eingerichet. Maus gerät mittags hinein. Im Gedränge tappt ihm jemand auf den Rücken und steckt den Kopf von hinten über seine Schulter."
"Jemand" ist ein ehemaliger Schul- und Studienkamerad von Leutnant Maus, der im Krieg Hilfsdienst tat und auch nicht weiterweiß. Später trifft sich Leutnant Maus mit diesem Kameraden und seinem "Fräulein" in seiner eigenen Wohnung. Bald spann sich ein Gespräch an. ...
Sein Kamerad zitierte:
»Die Hohenzollern hatten gehofft, bei Kriegsende siegreich durch das Brandenburger Tor zu ziehen, statt dessen ist das Proletariat eingzogen. Alle Throne in Deutschland sind gestürzt. Die Fürsten, die Generale, die Krautjunker, die Massenmörder haben sich in die Mauselöcher verkrochen.«
Quelle: a.a.O. Seite 11-17, Auszüge. _______________________________________________
Das Ende der Hohenzollern
Prinz Maximilian Alexander Friedrich Wilhelm von Baden (kurz: Max von Baden, * 10. Juli 1867 in Baden-Baden; † 6. November 1929 in Konstanz) war 1918 der letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs und der letzte Thronfolger des Großherzogtums Baden. Der als relativ liberal geltende Prinz, ein Cousin Kaiser Wilhelms II., übernahm das Amt des Reichskanzlers in der Schlussphase des Ersten Weltkriegs am 3. Oktober 1918 und hatte es bis 9. November etwa fünf Wochen lang inne. Da die Kriegsniederlage des Deutschen Reiches bereits feststand, sollte Max von Baden im Zuge der sogenannten Oktoberreformen das parlamentarische Regierungssystem unter Beibehaltung der Monarchie formell einführen. Als Staatssekretäre berief er neben einigen bürgerlich-konservativen Parteipolitikern zum ersten Mal in der Geschichte des Reiches auch zwei Vertreter der im Reichstag die Mehrheitsfraktion bildenden Sozialdemokraten ins Regierungskabinett. Dies sollte sowohl Vertrauen bei der Bevölkerung als auch bei den Kriegsgegnern der alliierten Mächte schaffen, um erträgliche Friedensbedingungen für Deutschland zu erreichen. [...]
Um zumindest die Monarchie als solche zu retten und die Revolutionäre zu beschwichtigen, verkündete Max von Baden am späten Vormittag des 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers, auch den Thronverzicht des Kronprinzen.Daraufhin übergab Max von Baden – da er die bisherige Reichsverfassung als hinfällig annahm – die Reichskanzlerschaft an Friedrich Ebert, den und Vorsitzenden der stärksten Reichstagspartei, der SPD. Quelle
Kaiser Wilhelm hatte tatsächlich nur in Aussicht gestellt, als Kaiser, nicht aber als preußischer König abzudanken. Die Handlung Max von Badens wurde durch Wilhelm II. und dessen Sohn erst im Nachhinein schriftlich bestätigt (vom Kaiser am 28. November 1918 und vom Thronfolger am 1. Dezember 1918).
Kronprinz Wilhelm (1882-1951) durfte, sollte, konnte nicht mehr Kaiser werden. - Foto: 15 Jahre später am Tag von Postdam. Quelle. »Der wegen der Flucht und der Gerüchte über seinen Lebenswandel seit 1919 geradezu als „unmöglich“Quelle geltende Kronprinz vertrat im Einvernehmen mit seinem Vater bereits im Mai 1924 die Auffassung, dass zunächst „ein Diktator den Karren aus dem Dreck ziehen“ müsse.« ___________________________________________________ |
Die Vorläufige neue Regierung des Deutschen Reiches unter Friedrich Ebert, der "Rat der Volksbeauftragten", bestand aus 6 Männern, je 3 von USPD und SPD, amtierend vom 10. November 1918 bis zum 13. Februar 1919. Der Vollzugrat unter Friedrich Ebert tagte im "Preußischen Abgeordnetenhaus", das in der Kaiserzeit Sitz des Preußischen Landtages gewesen war. Heute "Berliner Abgeodnetenhaus", Sitz des Landeparlamentes von Berlin.
(Das Schloss des Hohenzollern-Kaisers Wilhelm II. war von revolutionären Marine-Soldaten, Matrosen der Volksmarinedivision, besetzt. Der Kaiser selber am 9. November 1918 in seinen Zug, den "Hofzug", umgezogen, am Morgen des 10.11. dann in die Niederlande abgereist, wo er um "Internierung" bat und mit seinen Offizieren darüber nachsann, ob die kaiserliche Armee nun im eigenen Land gegen gegen die Räteregierung in den Bürgerkrieg geschickt werden sollte oder vielleicht doch lieber den Weltkrieg weiterführen und noch einmal eine Offensive gegen die französiche und amerikanische Armee, die "Entente", starten...
"Wilhelm II. dankte offiziell am 28. November 1918 ab, 19 Tage nach Ausrufung der Republik, nach eigener Aussage in der Hoffnung, die Situation im Reich zu stabilisieren.
Er gab nie den Wunsch auf, wieder auf den Thron zurückzukehren"
Sitzung des Vollzugsrats des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin Quelle |
"Als Revolutionsregierung übte der Rat in etwa die Kompetenzen aus, die nach der Bismarckschen Reichsverfassung Kaiser und Reichskanzler zugestanden hatten. Die Volksbeauftragten kontrollierten die Staatssekretäre der vormals kaiserlichen Reichsleitung, die größtenteils weiterhin im Amt blieben. Der Rat war ein Kollektivorgan, in dem nominell alle sechs Mitglieder gleichberechtigt waren. Faktisch übte jedoch (M)SPD-Chef Friedrich Ebert die Funktion des Vorsitzenden aus. [Wikipedia]
(MSPD = Mehrheits-SozialdemokratInnen oder "Mehrheitler/innen". --- Im Unterschied zur USPD = Unabhängige SozialdemokratInnen = "Unabhängige".)
Politisch über der Regierung stand (eigentlich ursprünglich) der "Vollzugsrat": Der "Vollzugsrat des Arbeiter- und Soldatenrates Groß-Berlin".
Er hatte die Aufgabe, bis zum Zusammentritt des ersten Reichsrätekongresses im Dezember 1918 sowohl die provisorische Regierung des gesamten Deutschen Reiches (den Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert) als auch die preußische Regierung (den preußischen Volksrat unter Paul Hirsch) zu kontrollieren. Am Abend des 10. November 1918 waren etwa 3000 Arbeiter- und Soldatenräte im Cirkus Busch zusammengekommen. Eine Legitimationskontrolle fand nicht statt. Die Mehrheit von ihnen unterstützte die Politik der MSPD und die bereits am Vortag zwischen den Parteien beschlossene Bildung des Rates des Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert. Der Vollzugsrat bestand zunächst aus je 14 Soldaten und 14 Arbeitern, jeweils 7 von (M)SPD und 7 aus der USPD. wude dann später um Räte aus dem Rest des Reiches ergänzt.
"Die eigentliche Bedeutung des Vollzugsrats als Kontrollorgan der Regierung endete mit dem ersten Reichsrätekongress (16. bis 21. Dezember 1918) und der Bildung eines Zentralrates der Deutschen Sozialistischen Republik. Damit verlor der Vollzugsrat seine reichsweite Bedeutung. In dem neuen Gremium war dann allerdings nur die Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands, die (M)SPD vertreten, denn die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die USPD, boykottierte die Wahl. [Wikipedia u.a.]
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Die alte Ordnung im Sinne von Kaiser-Familie, Adel und Oberster Heeresleitung wieder herstellen
Quelle |
- Das Unternehmen scheiterte, weil Soldaten den Gehorsam
verweigerten.
Beteiligt war Lequis auch bei der versuchten Niederschlagung der im Berliner Stadtschloss (siehe oben) einquartierten Truppen der Volksmarinedivision in Berlin zu Weihnachten 1918. Am 24. Dezember 1918 früh morgens wurden das Berliner Schloss und der Marstall von den Truppen des Generalleutnant Lequis mit Kriegsgerät beschossen. - Aufgrund der Unterstützung durch die herbeigeströmte Zivilbevölkerung mussten die Truppen jedoch wieder abziehen.
Quelle |
Im März 1919, als 1 Million Menschen streikten und es zu Unruhen und Gefechten kam, wurden dann härtere Mittel gegen Revolutionäre eingesetzt: Am Morgen des 6. März griffen Einheiten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division mit Artillerie, Minenwerfern und Kampfdoppeldeckern in die Kämpfe ein und schlugen revolutionäre Trupps, ArbeiterInnen, AnwohnerInnen und Matrosen vom Alexanderplatz in die Seitenstraßen zurück. Am 8. März wurden Arbeiterviertel durch schwere Artillerie und Flugzeuge bombardiert, Freikorps schossen auf Menschensansammlungen und in Fenster, willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesordnung, das Berliner Gewerkschaftshaus war von Militär umstellt. ... Am Montag, 10. März, wurde der Streik beendet, es wurde wieder gearbeitet. ... [Quelle: Dallner, "Die Meuterei auf der »Deutschland« 1918/19", S. 197ff]
Am März 1920 fand ein weiterer Versuch statt, die alte kaiserliche Ordnung wieder zu errichten, der sog. Kapp-Putsch durch die Brigade Erhardt. Anführer war General Walther von Lüttwitz (der "Vater der Freikorps") mit Unterstützung von Erich Ludendorff und dem Beamten Wolfgang Kapp. Kapp und seine Leute besetzten die Reichskanzlei in Berlin, die Regierung rief zum Streik auf und floh erst nach Dresden, dann nach Stuttgart. -
- Nach 100 Stunden war der Putsch gescheitert, denn: "Wie ein Mann streikte die gesamte Arbeiterschaft [...]. Der Generalstreik erfasste am Sonntag dem 14. März Berlin und am Montag mit voller Wucht das ganze Reich und legte die Putschregierung vollkommen lahm." [a.a.O. S. 222ff]___________________________________
Der Kniff:Die Chuzpeder Hohenzollern besteht heute darin, unterstützt von ihren Anwälten rein formaljuristisch zu argumentieren und bewusst und ausdrücklich politische und moralische Fragen der Revolution von 1918/19 außen vor zu lassen: Die Blutweihnacht, die Bombardierungen der Stadtviertel zu Gunsten und im Interesse der alten Privilegien des Adels: So weit wie derzeit(!) möglich die alte Ordnung im Sinne von Kaiser-Familie und Adel wieder herstellen". -- (Vielleicht mit ein Grund, dass die Verhandlungen mit dem Staat zunächst nicht öffentlich/geheim geführt wurden: Mit Empörung in der Bevölkerung war - zu Recht - zu rechnen... . )
Ob die Gerichte nun eben diesen historischen, politischen und moralischen Kontext unberücksichtigt lassen werden? --- Man wird sehen.
Die Hohenzollern-Anwälte möchten die Geschichte, die Moral, die Politik... so weit wie möglich außen vor lassen und rein juristisch mit dem Ausgleichsleistungs-Gesetz aus Jahre 1994 beginnen, in dem es um Entschädigungen für nach 1945 getätigten Enteignungen durch die damalige DDR ging.
Diesen Enteigneten stehen nach diesem Gesetz für diese Enteignungen Aussgleichs-Leistungen durch die heutige Bundesrepublik zu. Aber nur unter einer Bedingung(!):
Die Familie/"das Haus" Hohenzollern dürfte während der Weimarer Republik (1918ff) und der Zeit des Nationalsozialismus (1933ff) dem NS-Regime keinen "erhebliche Vorschub" geleistet haben.
s.a.:
- Die Causa Hohenzollern im Kulturausschuss des Bundestages
- und/oder Hohenzollern und Nationalsozialismus
- Rede von Charlotte Elisabeth Motschmann, (geb. Baroness Düsterlohe, CDU), gehalten am 16. Januar 2020 im Bundestag (Video, 8 Minuten, zur Beratung des Antrages der Fraktion DIE LINKE: "Keine Entschädigung an Nachkommen der Monarchie", Bundestagsdrucksache 19/14729)
- Hohenzollern: 45 Presseschau-Absätze
- "Spiegelfechterei", "Juristerei" ... .
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Die fürstlichen Besitztümer
waren in der Revolution 1918/19 zwar beschlagnahmt, jedoch nicht enteignet worden, da die Weimarer Verfassung in Artikel 153 das Privateigentum garantierte. Die Fürsten forderten nun hohe finanzielle Entschädigungen für entgangene Gewinne und die freie Verfügungsgewalt über ihren Besitz zurück.
Quelle |
Ein Großteil der vielfach unter sozialer Not leidenden Bevölkerung reagierte empört, als 1925 Gerichtsurteile bekannt wurden, welche die Fürstenabfindungen unterstützten.
Der Anstoß für ein Volksbegehren zur entschädigungslosen Fürstenenteignung kam von der im Sommer 1925 entstandenen kleinbürgerlichen Protestbewegung der Inflationsgeschädigten, die sich insbesondere durch ein Urteil über eine 33%-ige Aufwertung einer Papiermarkrente des Großherzogs von Sachsen-Weimar provoziert sah und forderte, Fürstenabfindungen auf den Aufwertungssatz für Kriegsanleihen (2,5 %) zu begrenzen.
Die Empörung
Befürwortet wurde die Enteignung des gesamten fürstlichen Vermögens auch von zahlreichen prominenten Künstlern und Intellektuellen wie
- Kurt Tucholsky,
- Erwin Piscator,
- Käthe Kollwitz,
- Albert Einstein,
- Max Pechstein
- oder Heinrich Zille.
Zu den Enteignungsgegnern gehörten u.a.:
- die monarchistische DNVP,
- die DVP
- und nationale Verbände
- ebenso wie Reichspräsident Paul von Hindenburg
- und die Kirchen.
Quelle |
Etwa 14,5 Millionen Wähler stimmten mit "Ja", gut 1,1 Millionen mit "Nein" oder gaben ungültige Stimmzettel ab.
Die Gegner des Volksbegehrens - darunter die BVP und die beiden Kirchen - hatten dazu aufgerufen, der Abstimmung fernzubleiben, was faktisch einem "Nein" gleichkam. In Bayern ergab sich die niedrigste Zustimmungsquote aller Länder.
Nach dem gescheiterten Volksentscheid am 20. Juni 1926 einigten sich die meisten Länderregierungen mit ihren Fürstenhäusern relativ zügig auf finanzielle Kompromisse.
In Preußen kam bereits am 15. Oktober 1926 ein Ausgleich zwischen dem Land und dem Haus Hohenzollern zustande.
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Rückgabe- bzw. Nutzungsforderungen der Hohenzollern
Heute wieder: Griff nach dem Schloss - Der letzte Schlossbau der Hohenzollern - Schloss Cecielienhof in Potsdam - wurde unter Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn Kronprinz Wilhelm und dessen Gemahlin errichtet. Und noch ein Schloss und noch ein Gemälde... |
Vielleicht statt Familien-Posing mit Frack: Doch lieber etwas mehr Scham und Demut angesichts der Geschichte? |
Cecilienhof 2019 mit Graffiti-Spuren der Sowjet-Armee |
Kronprinz Wilhelm 1932 an Adolf Hitler
[...] »ist (neben so einigem anderen) etwa zweifelsfrei überliefert, dass der Kronprinz 1932 Hitler nach Schloss Cecilienhof lud, um mit den Nazis ein Bündnis zu schmieden. Nach dem Motto „Du Kanzler, ich Präsident“, so sollte es aufgehen.
Aber Ex-Kaiser Wilhelm verbot seinem Sohn, dem Kronprinzen, aus dem Exil ein solches Bündnis einzugehen. Und zwar aus purem Ekel vor der demokratischen Republik.[...] »ist (neben so einigem anderen) etwa zweifelsfrei überliefert, dass der Kronprinz 1932 Hitler nach Schloss Cecilienhof lud, um mit den Nazis ein Bündnis zu schmieden. Nach dem Motto „Du Kanzler, ich Präsident“, so sollte es aufgehen.
Der Ex-Kaiser an seinen Sohn: „Ich enterbe dich“.
Der Ex-Kaiser schrieb an seinen Sohn: „Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.“ « [Quelle]
Prinz Max von Baden und die Volksabstimmung zur Fürstenenteignung
Den letzten Rest gab Max dann wohl die Aufregung um eine Volksabstimmung über die entschädigungslose Enteignung der vormals regierenden Herrscherhäuser, die eine große (informelle) Koalition linker Kräfte im Frühjahr 1926 auf den Weg gebracht hatte.
Die damit verbundene Propaganda, die auch vor seinem Bodenseekreis nicht haltmachte, muß ihm sehr nahe gegangen sein. Das Referendum zerstörte nachhaltig seinen Glauben an die loyale Gesinnung der Bürger im Freistaat Baden ihrem entthronten Herrscherhaus gegenüber. Vor allem das erfolgreiche Volksbegehren dafür, bei dem sich im März 1926 fast 35 Prozent der Badener in die ausgelegten amtlichen Listen eintrugen, darunter auch sehr viele Oberbadener, muß ihn erschüttert haben.
»Wir werden durch den Fürstenenteignungsrummel in Atem gehalten«, schrieb er. Was die »Demagogie« aus dieser Sache »zu machen verstanden hat, ist hanebüchen, und die Kurzsichtigkeit des Bürgertums, das nur von dem schönen Gedanken erfaßt und geblendet war: dem andern dürfe es nicht besser gehen und dabei alle Konsequenzen der Enteignung übersah, empfiehlt seine Intelligenz sehr wenig.«
Im Amtsbezirk Überlingen, wo Salem lag, stimmten am 20. Juni 1926 fast 47 Prozent der stimmberechtigten Einwohner für die entschädigungslose Enteignung der Fürstenvermögen, mithin auch speziell für die Expropriation des Herrn Max Prinz von Baden. So war ihm ein weiteres Ideal zerbrochen, auf das er fest gebaut hatte: die Anhänglichkeit des badischen Volkes an seine angestammte Dynastie.
Im Amtsbezirk Überlingen, wo Salem lag, stimmten am 20. Juni 1926 fast 47 Prozent der stimmberechtigten Einwohner für die entschädigungslose Enteignung der Fürstenvermögen, mithin auch speziell für die Expropriation des Herrn Max Prinz von Baden. So war ihm ein weiteres Ideal zerbrochen, auf das er fest gebaut hatte: die Anhänglichkeit des badischen Volkes an seine angestammte Dynastie.
Gleichwohl gehörte aber gerade er zu jener winzigen aristokratischen Spitzengruppe, die ihren Elitestatus fast ungeschmälert in die neue Zeit hatte hinüberretten können; die freie Herren in des Wortes umfassender Bedeutung waren insbesondere jeder Notwendigkeit enthoben, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. [...] den durch den Untergang der Monarchie ausgelösten Fall mental einigermaßen aufzufangen und mit dem ihm verbliebenen ökonomischen, sozialkulturellen und nicht zuletzt auch moralpolitischen Kapital zu kompensieren. [Quelle: Lothar Machtan a.a.O.]
Quelle |
Karikatur "Preisend mit viel schönen Reden",
die aus Anlass der Volksabstimmung erschien.
Zeichnung von Erich Schilling.
Abb. aus: Simplicissimus 30 (1926), Heft 44 vom 1.2.1926, 641.
(Bayerische Staatsbibliothek, 2 Per. 18 pe-30,1)
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