Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB)
beklagt die soziale Ungerechtigkeit in diesem Land. Der Augsburger Betriebsseelsorger Erwin Helmer (60) kämpfte bei Amazon wie in der eigenen Kirche gegen Leiharbeit und prekäre Beschäftigung. Und er hat einen Heiligen erfunden:
Sankt Prekarius |
"Das Standbild habe ich in Zusammenarbeit mit der Christlichen Arbeiter-Jugend Bayern schnitzen lassen. Die Figur hat leere Hosentaschen, trägt Jeans und einen Besen. Dieser Heilige dient als Symbol für prekäre Beschäftigung – Leiharbeit, Niedriglohnjobs, Werkverträge. Er begleitete uns bereits bei Aktionen vor dem Arbeitsgericht, bei Betriebsversammlungen, Straßenaktionen und in Gottesdiensten. Denn immer mehr Menschen arbeiten in solchen Verhältnissen."Die fetten Jahre sind vorbei...
Spielfilm Deutschland/ Österreich aus dem Jahre 2004 |
Auch an den Universitäten: Wissenschaftliches Prekariat
Alle beklatschen den Studentenansturm - aber sie haben nur Kleingeld dafür:
Egal, worum es geht - Hochschulbau, Wohnen und Essen oder Studienbedingungen -, überall regiert Schmalhans.
[...] Am schlimmsten ist es vielleicht beim Hochschulbau. Hier ermüdet der Run auf die Unis die Hörsäle und Seminarräume. Zugleich ächzen die Hochschulen unter der Überalterung und Auszehrung ihrer Gebäude. In Düsseldorf tropft es in Büros und Seminarräumen. So ähnlich sieht es an vielen deutschen Universitäten aus. "Sanierung und Modernisierung der Hochschulbauten sind jahrzehntelang vernachlässigt worden. Jetzt rächt sich diese Politik", sagt der Präsident der deutschen Rektoren, Horst Hippler, der taz.[..]
Mangel herrscht überall. - Das hat zunächst einen erfreulichen Grund. Seit 2009 steigt die Zahl der Studierwilligen steil an. Gab es damals noch knapp über 400.000 Erstsemester, so sind es jetzt mit schöner Regelmäßigkeit 25 Prozent mehr. [..]
Aus der Portokasse aber lässt sich gerade bei Dozenten und Professoren der Studienboom nicht bezahlen. Bei bestimmten Personalkategorien wie wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Lehrbeauftragten ist die Situation längst eskaliert. "Es gibt Beschäftigungsverhältnisse, die sind schlechter als in der Gastronomie", sagt der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaft der Linken, Tobias Schulze. [...]
... aber offenbar nicht für alle:
Titelbild Manager-Magazin März 2013 |
Die fetten Jahre sind zurück,
schreibt das Magazin im März 2013.
"Uns geht's besser, als wir glauben. Deutschland, das prophezeit eine umfangreiche Studie der Unternehmensberatung McKinsey für manager magazin, steht am Beginn einer langen Wachstumsphase. Wie Deutschland diese goldene Ära erreichen kann, damit befasst sich die Titelgeschichte des aktuellen Hefts."Gleichzeitig schreibt das Magazin aber auch:
"Die Arbeitslosigkeit in den 17 Euro-Ländern hat einen neuen Rekord erreicht. Im Februar waren rund 19 Millionen Menschen ohne Job. Während Deutschland mit 5,4 Prozent am besten dasteht, klettert die Quote in Griechenland und Spanien über die Marke von 26 Prozent."
(Quelle)
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Man kann sich fragen:
- Sieht McKinsey die goldene Ära richtig voraus?
- Und für wen kommt eigentlich die goldene Ära? Für die Manager und/oder die Gemanagten?
- Kann man darauf wetten?
Die Industrieländerorganisation OECD mit Sitz in Paris hat errechnet, dass China noch 2016 die Vereinigten Staaten als größte Volkswirtschaft der Welt überholen wird. (Die Eurozone hat China bereits hinter sich gelassen.) -
Während Europa und Japan auch in den nächsten Jahren weitgehend stagnieren werden und die US-Wirtschaft vielleicht um zwei bis drei Prozent wachsen wird, entwickele sich China, „unaufhaltsam weiter“, urteilt Gurría:
„Es sieht halt derzeit einfach nicht gut aus für die alten Industrieländer.“
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Auch auf Frau Herrmann von der taz würde ich in diesem Falle eher wetten als auf McKinsey:
»...es bleibt der irritierende Verdacht, dass Eliten wie Lemminge sind, die munter in den eigenen Untergang springen – und ihre Wähler dabei ebenfalls in den Abgrund reißen. Bei der Eurokrise ist nur noch die Frage, wann dieser „Lehman-Moment“ erneut eintritt.
Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass wir ihn mit der verkorksten „Rettung“ von Zypern gerade schon erlebt haben. Denn Zypern und Lehman Brothers haben eines gemein: Man hielt sie anfangs für unbedeutend. Zypern hat nur etwa 800.000 Einwohner, Lehman war eine eher unwichtige Bank. - Bei den Kleinen kann man es ja mal probieren, scheint die Idee der selbstgewissen Eliten zu sein.
Italien hat keine Regierung, Slowenien auch eine Bankenkrise, Malta einen überdehnten Bankensektor, Spanien ist in der Rezession, Portugal überschuldet – und Griechenland häuft neue Defizite auf, weil sich die Wirtschaft in freiem Fall befindet.
Die allgemeine Unsicherheit nach der Lehman-Pleite zwang Kanzlerin Merkel zu einem historisch beispiellosen Schritt. Sie stellte sich 2008 vor die Fernsehkameras und erklärte den Deutschen, dass alle Spareinlagen sicher seien. Es handelte sich also um eine unbegrenzte Einlagensicherung, die durch den Staat garantiert wurde.
Bisher gilt diese Garantie nur für Deutschland, doch dürfte sich die Kanzlerin demnächst gezwungen sehen, die unbegrenzte Einlagensicherung auf die gesamte Eurozone auszuweiten. Denn sonst fliegt der Euro auseinander, weil ständig Hunderte von Milliarden Euro auf der Flucht sind.«...
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