Das hat sich bisher noch keine Papst getraut -
Sich Franziskus zu nennen. Das ist eigentlich ein Tabu-Bruch, wie der italienische Philopsoph Flores d’Arcais sagte:
"Seit den Zeiten des Franz von Assisi, seit 800 Jahren also, hat es kein Papst gewagt, diesen Namen zu wählen."
In der katholischen Religion kommt Franziskus ziemlich dicht hinter Jesus und Petrus.
Warum?
Im Matthäus-Evangelium heißt es (Mt 16,16 ff):
Da antwortete Simon Petrus und sprach:
Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm:
Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Und ich sage dir auch:
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen... Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.
Daher war bisher noch kein Papst so kühn, sich "Papst Petrus I" zu nennen. Oder auch nur "Petrus II".
Und warum nicht "Franziskus"?
Als sich Franziskus im Spätsommer des Jahres 1224 auf den Berg La Verna bei Assisi zurückzog, wo er seit 1212 eine Felsnische als Einsiedelei zum Gebet benutzte, wurden bei ihm nach Aussage der Biografen Wunden an Händen und Füßen sichtbar. Während man wohl davon ausgehen kann, dass Franziskus sich diese Wunden selber zugefügt hat, um möglichst so wie Jesus selber zu leiden, werden diese Wunden in der katholischen Tradition als die Wundmale Christi betrachtet, die ihm "von oben" zugefügt wurden und seine Jesus-Ähnlichkeit belegen.Franz von Assisi, "Der letzte Christ", heißt ein Buch des österreichischen katholischen Priesters und Theologen Adolf Holl (Jg. 1930).
Dies gilt als der erste überlieferte Fall einer sog. Stigmatisierung. Als Tag dieses Ereignisses wird in den Biographien der 17. September 1224 angegeben.
Man könnte es also als Hybris, Überheblichkeit oder zumindest als ziemlich frech ansehen, wenn sich ein Papst "Franziskus" nennt oder "Petrus" nennen würde. - Fast so, als wenn man sich gleich "Papst Jesus" nennen wollte....
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Die meisten Gläubigen sehen den Namen aber wohl positiv: Als ein Versprechen:
"Schon die Wahl des Namens Franziskus ist ein sehr starkes Versprechen, gleichsam ein Eid gegenüber 1,2 Milliarden Katholiken, dass hier eine Revolution stattfinden soll."
Eine Revolution wäre es jedoch ziemlich sicher nicht, denn der neue Papst hat sich als Erzbischof Bergoglio von Buenos Aires und auch in seinen ersten Amtstagen als Papst zwar stets an der Seite der einfachen Leute gezeigt, "so wie ein einfacher Land-Pfarrer". - Doch man hat ihm schon in Argentinien vorgeworfen, dass er nicht nach den Ursachen der Armut gefragt habe, dass er nie Vorschläge gemacht hat, wie die Ursachen der Armut zu bekämpfen seien und dass er die Theologie der Befreiung - die eben dieses tut - scharf kritisiert habe. -
Auch Franz von Assisi selber hat als Sohn sehr wohlhabender Eltern zwar in Armut gelebt, nur eine Hirten-Kutte und einen Strick zu dessen Befestigung besessen, er hat den Armen geholfen, doch nicht nach Ursachen von Armut gefragt.
Und an der Seite der Armen steht - das ist lobenswert, doch sie hat keine Macht wie der Papst - auch die (evangelisch-freikirchliche verankerte) Heilsarmee:
Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der universalen christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet sich auf die Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen.
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Böse Zungen sagen, der Name des neuen Papstes sei nur eine Nebelkerze und Schauspielerei:
"Er ist sehr bedacht darauf, dass alle Welt weiß,
dass er U-Bahn und Bus fährt, dass er alte Schuhe trägt
und gebrauchte Kleider, dass er den kirchlichen Pomp ablehnt.
Er ist ein großer Schauspieler."
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Und was kommt nun der Sache am Nächsten? - Anmaßung, Versprechen, Nebelkerze?
„Wir werden sofort sehen, was er will“
sagt Flores d`Arcais:
"Einer, der sich Franziskus nennt, müsste zum Beispiel die Vatikanbank IOR auflösen oder sie ihrem ursprünglichen Auftrag wieder zuführen. IOR, das heißt ja „Institut für religiöse Werke“ (Istituto per le Opere di Religione). Doch das IOR ist zu einem Finanzinstrument nicht bloß der weltlichen Macht der Kirche geworden, sondern zu einem Instrument, in dem ganz selbstverständlich schmutziges Geld floss, mit dem Korruptionsaktivitäten zwischen Politik und Unternehmen verdeckt abgewickelt wurden, in dem sogar Gelder des organisierten Verbrechens recycelt wurden. [...]
Ein weiterer Prüfstein für eine echte Erneuerung wird sein, ob der Papst bereit ist, den enormen Einfluss von Organisationen wie Comunione e liberazione oder dem Opus Dei, die sich zu auch ökonomisch höchst mächtigen wahren Kirchen in der Kirche entwickelt haben, zurückzudrängen. Sowohl unter Wojtyla als auch unter Ratzinger wurden diese Organisationen nach Kräften privilegiert, nicht umsonst wurden ihre Gründer beide heiliggesprochen. Ein weiteres Thema, dem sich der Papst wird stellen müssen, ist der Umgang mit den Pädophilieskandalen. [...] "
Schau`n wir mal...
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