Kunstdruck-Poster: Tuareg. Von Pascal Maitre |
Der Kabarettist Georg Schramm erzählt:
Wenn ein deutsches Militär-Kommando in Afghanistan Patrouille fuhr, dann hielt die Militärkolonne nebst zwei Wagen von ARD und ZDF zunächst vor dem Dorf an. Ein Vor-Kommando verteilte deutsche Fähnchen im Ort an die Kinder und Bonbons. Erst dann brauste die Kolonne durch den Ort, die Kinder winkten mit den Fähnchen, ARD und ZDF filmten. -
2012, so sagt er, blieben 80% der deutschen Soldaten in ihrem Lager: Patrouille fahren sei für die deutschen Soldaten zu gefährlich geworden - und winken würde sowieso niemand mehr....
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Mali ist ein
Binnenstaat in Westafrika. Er ist seit 1960 von
Frankreich unabhängig.
Nach einem Militärputsch in der Hauptstadt Bamako und der
einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Nordens (Azawad) durch Tuareg-Rebellen steht das Land Anfang 2013
in einer schweren politischen Krise. Der Staatsstreich wurde vom UN-Sicherheitsrat, von der EU und von der afrikanischen Union verurteilt.
Am 11. Januar 2013 begann die Opération
Serval, ein Einsatz der französischen Streitkräfte zur Unterstützung der
Soldaten der malischen (Putsch-)Regierungstruppen, die nicht in der Lage waren, die radikalen Islamisten aus dem Norden zurückzudrängen. Nachdem die beiden Islamistenfresser Mubarak in Ägypten und Gaddafi in Syrien nicht mehr an der Macht waren, konnten sich die radikalen Islamisten mit erbeuteten Waffen aus Lybien aufrüsten und bekamen militärisch Oberwasser.
Die französischen Soldaten wurden mit französischen Flaggen begrüßt (ob die ebenfalls vorher verteilt wurden?), auch wenn die Soldaten nicht nur edle Ziele verfolgen:
Die französischen Soldaten wurden mit französischen Flaggen begrüßt (ob die ebenfalls vorher verteilt wurden?), auch wenn die Soldaten nicht nur edle Ziele verfolgen:
Frankreich denkt auch an das Uran im Niger und das Uran, das im Norden Malis vermutet wird, das Frankreich unbedingt braucht für seine Atom-Wirtschaft. Die Hälfte der Geiseln, die in den Händen von islamistischen Terroristen in der Sahel-Zone sind, arbeiten beim französischen Staats-Konzern Areva, der Weltmarktführer in Atom-Technik ist und die Uran-Vorkommen im Niger ausbeutet.
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In Timbuktu und anderen Städten Malis hörte man von den schrecklichen Methoden der Islamisten, von Steinigen, Hände und Köpfe abhacken.
Holzschnitt: Mittelalterliche Strafen |
Dasselbe kann man seit 70 Jahren aus Saudi-Arabien hören, doch hört man selten, dass die USA oder die europäischen Regierungen sagen, dort müsse das (ebenso) aufhören. Da wird nicht mit gleichem Maßstab gemessen. Was in Timbuktu geschieht, wird angeprangert; wenn dasselbe in Riad geschieht, wird es geschluckt.
Die gemäßigten pragmatischen Islamisten, wie sie heute in Ägypten und Tunesien an der Macht sind, sind vielleicht die Einzigen, die die radikalen Islamisten zähmen können. Von außen geht das nicht. Jeder amerikanische, französische oder "westliche" Soldat, der den Fuß in die muslimischen Gegenden der Sahel-Zone setzt, wird mit Misstrauen beäugt werden. Jede militärische Intervention muss daher wohl überlegt sein, wenn der Schuss nicht nach hinten losgehen soll.
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Ein anderer Blick auf Mali
von AMINATA TRAORÉ:
"Malis Krise wird meist so dargestellt:
Anfang 2012 rebellierten Tuareg, sie verbündeten sich mit Islamisten, die Armee wurde geschlagen und putschte, die Islamisten besetzten Nordmali und hackten Hände ab, und da musste man ja eingreifen.
Aber die Probleme entstanden nicht erst 2012.
In den letzten Jahrzehnten emigrierte Malis marginalisierte Jugend: aus Südmali nach Europa, aus Nordmali nach Libyen. Letztere lernten den Umgang mit der Waffe. Nach Gaddafis Sturz kamen sie zurück und sagten: Wir wollen einen eigenen Staat - Azawad.
Ihnen gegenüber stand eine Armee junger Arbeitsloser. Ohne Waffen und Ausrüstung. Sie wurden massakriert. Ihr Putsch damals begann mit Demonstrationen ihrer Frauen, die sagten: Die hohen Offiziere haben Geld, unsere Jungs sind Kanonenfutter.
Wie kam es zur französischen Intervention?
Eigentlich wollten die Tuareg-Rebellen über Azawad verhandeln. Aber die, die den Krieg wollten, sagten: Man kann ihnen nicht trauen, es sind Islamisten.
Niemand fragt: Warum konnten Islamisten bei uns so stark werden? Es sind die Islamisten, die Brunnen bohren, die sich um die Bevölkerung dort kümmern, wo der Staat nichts mehr tut. Heute werden sie zu Hunderten getötet. Auf Bildern der Toten sieht man junge Kämpfer, fast noch Kinder. Sie gingen zu den Islamisten, um ihre Familien zu ernähren.Jetzt wird Mali militarisiert. Die Franzosen haben unglaubliche Mengen Waffen gebracht; es ist, als wären Außerirdische gelandet. Und es sollen auch noch 15.000 UN-Blauhelme kommen.
Wir haben weder einen aktiven Staat noch einen fähigen Privatsektor. Wir haben nur Händler, jeder sucht Vorteile für sein Dorf, will Anteile von der Geldwäsche und geht in die Politik, um Geld zu verdienen. Die Landwirtschaft liegt am Boden.
Dieser malische Kapitalismus ist zusammengebrochen. Und jetzt wird von Versöhnung und Dialog geredet, ohne zu sagen, wovon die Menschen leben sollen."
AMINATA TRAORÉ.
Auszüge aus einem Vortrag, den Aminata Traoré am 17. April in Berlin hielt. Traoré ist die wohl bekannteste zivilgesellschaftliche Aktivistin Afrikas. Kulturministerin Malis 1997-2000, wurde sie danach in der globalisierungskritischen Bewegung aktiv. Quelle
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