Samstag, April 30, 2016

Man könnte Angst vor der Christianisierung des Morgenlandes haben ...


I.
»Es stimmt allerdings:
Derzeit wird der Islam durch die Meldungen über den alltäglichen brutalen Terror nur als gewaltförmig wahrgenommen.
Der Islam führt Krieg gegen den Islam. So wie in Europa im Dreißigjährigen Krieg [1618-1648] das Christentum gegen das Christentum.
Das zerstört die Reputation des Islam, langfristig aller Religionen. 
So wie wir das Christentum vor sich selbst retten mussten, muss heute auch der Islam sich selbst vor seinen dunklen Seiten retten.

ChristInnen unter sich: Jacques Callot, Der Galgenbaum,  1633

Diese Konfessionskriege 
sind den barbarischen Unmenschlichkeiten des Islamischen Staates höchst ebenbürtig: Gott sei`s geklagt: Wer nicht im jeweils staatlich geschützten konfessionellen Sinn glaubte, wurde gemordet, gehängt, vergewaltigt.
In manchen Regionen, in denen der Dreißigjährige Krieg wütete, sind bis zu 70% der Bevölkerung umgebracht worden. 
Bilder aus dieser Zeit zeigen, wie schwangeren Frauen von Soldaten der Bauch aufgeschlitzt wird; an riesigen Eichen hängen reihenweise Leichen.
Damals hat das Christentum in Europa gegen sich selbst Krieg geführt. 
Die Reputation des Christentums wurde dadurch derart nachhaltig beschädigt, dass Voltaire eine Weltreligion ohne die Konfessionen forderte und Jean-Baptiste le Rond d'Alembert sich für das Ende jeglicher Religion und damit für den Atheismus einsetzte.
Es war, so klagte das Zweite Vatikanische Konzil, das Christentum selbst, das den Atheismus hervorgebracht hat.
Das christliche Abendland war also, gemessen am Evangelium, vor allem wegen seiner [...]  Verquickung von Religion und Gewalt [...] keinesfalls christlich.

Es ist eine schmerzliche Wahrheit für die großen Religionen: Erst eine [...] wohlwollende Säkularisierung hat jenen europäischen Ländern den Frieden gebracht, die sich in den Konfessionskriegen im Namen „ihres Gottes", genauer ihrer konfessionellen Interessen, gegenseitig mordeten.«

(Quelle: Paul M. Zulehner, Entängstigt Euch!, 2.Aufl. 2016).
Paul Michael Zulehner ist ein österreichischer Theologe und katholischer Priester.
Der seit 2008 emeritierte Universitätsprofessor gehört zu den bekanntesten Religionssoziologen Europas.[wikipedia]


Nicht nur Voltaire und le Rond d'Alembert [1717-1783], auch der Dalai Lama [Juni 2015]  kommt ins Grübeln 
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II.
Man muss nicht bis zum Dreißigjährigen Krieg zurück gehen.Das Massaker von Srebrenica war ein Kriegsverbrechen von Christen an Muslimen während des Bosnienkriegs, 
das durch UN-Gerichte gemäß der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes als Genozid klassifiziert worden ist:
 
In der Gegend von Srebrenica wurden im Juli 1995 mehr als 8000 [überwiegend muslimische] Bosniaken– fast ausschließlich Männer und Jungen zwischen 13 und 78 Jahren – getötet.
Bosniaken sind eine südslawische Ethnie mit etwa drei Millionen Angehörigen. Der Begriff ersetzte 1993 die bis dahin amtliche Bezeichnung der bosnischen Muslime als Muslimani u smislu narodnosti („Muslime im Sinne der Nationalität“).
Das Massaker wurde unter der Führung von Ratko Mladić von der Armee der Republika Srpska, der Polizei und serbischen Paramilitärs trotz Anwesenheit von Blauhelmsoldaten verübt: Überwiegend serbisch-orthodoxen Christen.
Das Massaker gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. [Quelle: wikipedia u.a.]

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III.

Noch ein Blick in die christliche Missionsgeschichte im China des 19. Jahrhunderts:
Der Taiping-Aufstand (1851–1864) war einer der blutigsten Konflikte der Weltgeschichte. 
Wenn der chinesische Bauernjunge Hong Xiuquan (gest. 1864) niemals die Missionsstation des amerikanischen baptistischen Missionars Pater Issachar Jacox Roberts (gest. 1871) betreten und beim Konfuzianismus geblieben wäre, so hätte es im 19. Jahrhundert vielleicht 30 Millionen tote ChinesInnen weniger gegeben... .


Von links nach rechts: England, Deutschland, Russland, Frankreich
(und Japan) teilen den Kuchen China unter sich auf

Dass dieser Bürgerkrieg, der als Taiping-Aufstand in die Weltgeschichte einging und rund 30 Millionen ChinesInnen das Leben kostete, 
so furchtbare Ausmaße annehmen konnte, lag nicht zuletzt auch an der Tätigkeit der europäischen (und natürlich christlichen) Agenten, die ein Interesse daran hatten, die Gegensätze innerhalb Chinas zu schüren, um den chinesischen Kuchen dann besser aufteilen zu können. Der Begriff "Weißer Teufel" bekam in jenen Jahren endgültig seinen bösartigen Sinn.

"Die fremden Teufel nennen sich Christen.
Ihre Priester verkünden die Sittenlehre eines Buddha namens Jesus. Dessen höchste Tugend heißt Liebe. Nach Konfuzius ist die Liebe nur eine der kleineren Tugenden. Die Liebe lebt als Naturgabe in jedem menschlichen Herzen, sie braucht also nicht als Moral ... zu einer besonders sittlichen Erkenntnis ... erzogen zu werden. Aber wenn die Liebe trotzdem die gleiche Geisteskraft wie die moralischen Tugendgesetze besitzt, warum benehmen sich dann die Fremden hier im Lande wie die Teufel?
(Plakat der »Ta Tao Hui« vom Jahre 1854, übersetzt nach dem englischen Text.
Das Original hängt mit roten Schriftzeichen auf gelbem Reispapier gedruckt
im Museum in Schanghai.)

Der Aufstand begann harmlos. 
In der Bibelstunde einer Missionsanstalt amerikanischer Missionare in Ningpo, einer Stadt an der Ostküste Chinas, fiel eines Tages der Bauernjunge Hong Xiuquan, ein intelligenter Bursche, in Krämpfe. Pater Isaachar J. Roberts kannte den Jungen schon mehrere Jahre.
Eines Tages war dieser Bauernbursche bei ihm erschienen und hatte um Aufnahme in die Missionsstation gebeten. Die Bibelsprüche behielt Hong Xiuquan zwar besser als alle anderen, doch der Missionar wollte ihn erst taufen, wenn er das Opiumrauchen aufgegeben habe. - Hung verließ die Missionsanstalt, fand Anhänger und gründete eine eigene christliche Religionsgemeinschaft, die "Gesellschaft zur Anbetung des Höchsten Herrn". ...

Hong Xiuquan
Die Kunde, in der Missionsanstalt der Methodisten rede ein Chinese vom Stamme der Hakka plötzlich in »Heiligen Zungen«, ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt Ningpo. Zu Hunderten strömten die Einwohner zum Missionshaus, denn keine der zahlreichen christlichen Religionsgemeinschaften, die in der Provinz Fukien (Fujian) Stationen unterhielten, konnte bisher mit so etwas aufwarten. Jeder wollte mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Ohren hören, was Gott durch einen Chinesen verkündete. Hung hatte nun aufnahmebereite Zuhörer vor sich, denen er seine Lehren und Ziele ins Herz pflanzen konnte. Er geriet in einen Rauschzustand und phantasierte  diesmal in chinesischer Sprache, vom »Heiligen Geist«, der ihn auserwählt habe, das »Reich der blumigen Mitte« (China) von den Mandschu-Kaisern und allen anderen fremden Teufeln zu befreien, womit vornehmlich die mandschurischen Beamten gemeint waren. ...

Verhandlungen englischer Kaufleute mit dem Rebellenführer Hong zeigten, daß man mit ihm ins Geschäft kommen konnte. Die Taipings brauchten möglichst schnell zusätzliche Waffen, die sie auch »angemessen« bezahlen wollten. Nach einer weiteren Lieferung der modernen, noch keine zehn Jahre im Handel befindlichen Zündnadel-Gewehre, breitete sich der Aufstand im Jahre 1852 schnell auf die gesamte Provinz Tschekiang aus. Nanking/Nanjing fiel den Taipings am 19. März 1853 in die Hände. Eine Regierung wurde gebildet. Hong, der sich zum »Himmelssohn« hatte ausrufen lassen, residierte im Kaiserpalast der Ming-Dynastie. Nanjing wurde Hauptstadt des Himmlischen Königreichs und als solche in Tianjing (Himmlische Hauptstadt) umbenannt. ...

Hongs Armee kommandierte ein von den USA importierter General Burlingame, von Beruf Rechtsanwalt. Persönlich ein rechtlich denkender Mensch. Seine Soldaten waren allerdings alles andere als korrekt. Sie plünderten, raubten und mordeten, fast so wie die Landsknechte des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland. In den großen europäischen Handelshäusern in Indien, Singapur und London begriff man schnell, dass an den Waffenlieferungen für die Taipings gut zu verdienen war. ...

"Die Rückeroberung durch Truppen der Qing-Dynastie erfolgte am 19. Juli 1864.
100.000 verbleibende Taiping begingen Selbstmord. Hong Xiuquan wurde einige Tage nach der Eroberung Nanjings in einem Abfluss tot aufgefunden. Eingewickelt in ein gelbes Tuch hatte er sich vergiftet."

Und nun kann man vielleicht verstehen, warum Dr. Kung, Schwager von Sun Yats-sen, diesen auch im Jahre 1925 nicht öffentlich christlich beisetzen lassen wollte:

Sun Yat-sen, genannt "Vater der Republik China" und "Vater der chinesischen Revolution" (* 12. November 1866, † 12. März 1925 in Peking) war ein (evangelisch-methodistischer) chinesischer Revolutionär und Staatsmann. - Er wurde am 1. Januar 1912 der erste  Präsident der Republik China, mit der das 2000-jährige Kaiserreich, "Das Reich der Mitte", endete.

Sun Yatsen hatte in Hawaii dieselbe Missionsschule besucht, auf der auch später US-Präsiden Obama seinen Schulabschluss machte. Beeindruckt von seinen dortigen christlichen LehrerInnen, insbesondere der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, ließ Sun sich später in Hongkong evangelisch-methodistisch taufen.

Sun Yat-sen fiel am Abend des 12.3.1925 in eine wohltätige Ohnmacht und starb in der Nacht im Alter von 59 Jahren. Zuvor hatte er angeblich noch gestammelt:
"Gott hat mich für mein Volk gesandt, das Böse zu bekämpfen. Jesus Christus war ein Revolutionär, ich auch...".
Sein Schwager Dr. Kung wagte aus den o.g. Gründen nicht, für den Führer des chinesischen Volkes ein christliches Begräbnis anzusetzen. Nach einer Feier im engsten Familienkreise und unter Teilnahme des Methodistenpredigers werden die öffentlichen Beisetzungsfeierlichkeiten in konfuzianischer Form vorgenommen.
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Es stimmt allerdings:


Derzeit wird der Islam durch die Meldungen über den alltäglichen brutalen Terror nur als gewaltförmig wahrgenommen.
Der Islam führt Krieg gegen den Islam. So wie in [nicht nur] Europa im Dreißigjährigen Krieg  das Christentum gegen das Christentum.
Das zerstört die Reputation des Islam, langfristig aller Religionen. 
So wie wir das Christentum vor sich selbst retten mussten, muss heute auch der Islam sich selbst vor seinen dunklen Seiten retten.
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Es stimmt auch:
Die Reputation des Christentums wurde derart nachhaltig beschädigt,
dass Voltaire eine Weltreligion ohne die Konfessionen forderte und Jean-Baptiste le Rond d'Alembert sich für das Ende jeglicher Religion und damit für den Atheismus einsetzte. ...

Barack Obama, Missionsschüler und Präsident des mächtigsten Staates des Christlichen Abendlandes.

Obama (bis 1979) und Sun Yatsen ("Vater der Chinesischen Republik", 100 Jahre vorher, zwischen 1979 und 1883, siehe oben), besuchten beide das gleiche College - eine christliche Privatschule auf Hawai:


In ZEIT-ONLINE hieß es am 1.12.2014:
"Töten ohne Prozess:
Die US-Drohnenangriffe lassen Beschuldigten keine Chance, sich zu verteidigen. Der US-Präsident bricht erneut ein Versprechen zum Antiterrorkampf." -
"Weit mehr als 500-mal genehmigte US-Präsident Barack Obama den Abschuss tödlicher Drohnen auf mutmaßliche Terroristen. Meist auf Knopfdruck des US-Geheimdienstes CIA schlugen sie in Afghanistan und Pakistan ein, im Jemen und im Irak, in Somalia und Mali."
 In einem offenen Brief an die US-Regierung haben ein Jahr später vier Drohnen-Piloten den Drohnenkrieg kritisiert. Er sei ein Terroristen-Rekrutierungsprogramm.

15.10.2015 in Berlin: "Heute tagt wieder der Geheimdienst-Untersuchungsausschuss im Bundestag. Die Zeugen sind diesmal Brandon Bryant, Frau K. und Renate Leistner-Rocca, Oberthema ist der „Geheime Krieg“. Brandon Bryant war US-Drohnenpilot, der im Irak, New Mexico und Nevada im Einsatz war, 2011 aber aus Gewissensgründen ausstieg.
Seitdem kritisiert er immer wieder öffentlich die Praktiken im Drohneneinsatz. Mit seiner Hilfe will der Untersuchungsausschuss mehr darüber erfahren, wie sehr Deutschland in die Drohnenangriffe der USA involviert war.  [...] Außerdem wird die US-Luftwaffen-Basis Ramstein in Deutschland dazu genutzt, Drohnenangriffe zu steuern. Eine Rolle bei der Zielauswahl spielt auch das in Deutschland [Stuttgart] stationierte United States Africa Command (AFRICOM). Bryant sagte in einem Interview gegenüber der Süddeutschen Zeitung:
  • »Es ist ganz einfach. Ohne Deutschland wäre der gesamte Drohnenkrieg des US-Militärs nicht möglich.«
Siehe auch:
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