Freitag, Dezember 15, 2017

"Überall wird »Jude« als Schimpfwort benutzt" - Stimmt

taz vom 15.12.2015
In dem Interview dazu heißt es:

  • taz: Frau Cheema, was empfinden Sie, wenn Sie brennende Israelflaggen in Berlin sehen? 
  • Saba-Nur Cheema: Erschütterung. Es hat mich schockiert, so etwas erneut zu sehen. Das war ja nicht das erste Mal.
  • Lassen Sie das Argument gelten, es gehe bei dieser Art von „Protest“ „nur“ um Kritik am Staat Israel?
  • Nein. Eine Flagge zu verbrennen, ist ein hetzerischer Akt, es geht darum, etwas auszulöschen. Mit der Ideologie, dass Juden vernichtet werden sollten, sehen sie sich seit Jahrhunderten konfrontiert. Das Existenzrecht Israels zu hinterfragen, speist sich aus genau dieser antisemitischen Logik. [...]

Saba-Nur Cheema ist Programmleiterin an der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt a. M.

Quelle 
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Stimmt das? - 
Ja. Einerseits. 
Zum Beispiel Karl Marx im 19. Jahrhundert:

Quelle
  • Nach jüdischem Glauben war Karl Marx Jude, denn er hatte eine jüdische Mutter.
    Sein Vater, Heinrich (Herschel) Marx war Rechtsanwalt in Trier. Heinrich Marx  stammte sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits aus einer bedeutenden jüdischen Rabbinerfamilie. Die Familie konnte bedeutende jüdische Schriftgelehrte aus Krakau, Padua, Mainz zu den Vorfahren zählen.
    Marx als Student?
  • Im Jahre 1814 heiratete Karl Marx nach jüdischem Ritus Henriette Pressburg, seine Frau aus einer orthodoxen jüdischen Familie.
  • Zwischen 1816 und 1822 - manche Quellen sagen 1816 - konvertierte Vater Heinrich Marx zum Protestantismus. Das war nacktem finanziellen Zwang geschuldet, denn er hätte als Jude in Trier  unter der preußischen Obrigkeit sein - unter napoleonischer Regierung angetretenes - Amt als „Advokat-Anwalt“ nicht weiterführen dürfen. 
  • Immerhin half die Taufe ihm damals, im 19. Jahrhundert in Trier. -  Im 20. Jahrhundert hätte sie ihm nicht mehr geholfen. 
  • Am 26. August 1824 wurden Heinrich und Henriette nebst ihrer Kinder (Sophia, Hermann, Henriette, Louise, Emilie, Caroline) und auch Karl Marx in der elterlichen Wohnung in Trier evangelisch getauft. Von einem Regiments-Pfarrer.
  • Die Mutter von Karl Marx ließ sich ebenfalls, aber erst am 20. November 1825, evangelisch taufen.
  • Karl schrieb im Jahr 1844 einen Aufsatz "Zur Judenfrage". Darin setzte er das Judentum und den Jüdischen Geist gleich mit Eigennutz, Schacher, und Geldwirtschaft. Das hat ihm, de Juden Karl Marx, den Ruf des Mitbegründers des modernen Antisemitismus eingetragen.


     
  • Das ist Unfug --- (okay, ich weiß nicht, was so manch ein Psychoanalytiker dazu sagen würde...) ---  doch Karl war weder im religiösen Sinne (wie später Martin Luther) noch im rassistischen Sinne (wie später Adolf Hitler und andere) antijüdisch oder antisemitisch. 
Er benutzte hier "den jüdischenGeist" im Sinne von kommerziell-egoistischem Geist, der sich "erst in der christlichen Welt" vollendet habe.  (Vgl. zum Beispiel)
  •  Das ist aber nun wieder eine ganz eigene Geschichte, wie es dazu gekommen ist, dass "Judentum" und kommerzieller Geist in der Geschichte (ausgerechnet im Christentum!)  miteinander in Verbindung gebracht wurden.

Karl Marx`s Geburtshaus in Trier
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20. und 21. Jahrhundert

Ich (also Blogger udopia04) hatte vor einigen Jahren in New York einen Vortrag zu halten.
Dabei ging es u.a. um den Krieg zwischen Israel, Palästina und den arabischen/muslimischen Staaten.

Unter den etwa 40 TeilnehmerInnen waren überwiegend jüdische Rabbiner und zudem viele christliche amerikanische DemokratInnen.
Nach dem Vortrag war eine der wichtigesten Fragen (sinngemäß): Hast Du (als Deutscher) auch (Gewissens-) Probleme, die Politik der israelischen Regierung (also nicht: "der Juden"!) gegenüber den PalästinenserInnen zu kritisieren und/oder zu verurteilen?
  • Natürlich! (Wegen der deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945).
Aber ihr Trost: 
Das musst du nicht. Denn es gibt einen Unterschied zwischen einem religiösen und/oder rassistischem Antisemitismus --- einer "gruppenbezogenen Menschenfeidlichkeit" würde man heute wohl sagen --- und einer Kritik an der Politik der jeweils aktuellen israelischen Regierung, die wiederum ggf. mit dem Geist der biblischen jüdischen Überlieferung des  "Alten Testamentes" nichts zu tun hat. Denn der Gott des Alten ("Ersten") Testatmentes ist der Gott, der die Menschen aus der Sklaverei heraus geführt hat und herausführen will.

Und wir - die demokratischen amerikanischen Rabbiner und Rabbinerinnen - kritisieren die israelische Regierung - ohne AntisemitInnen zu sein.
  • "Auf diesen Propaganda-Trick der israelischen Regierung solltest du nicht hereinfallen!".
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Dezember 2017
Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Verbrennungen israelischer Flaggen auf Demonstrationen in Berlin scharf verurteilt. In einem Telefongespräch mit Israels Präsidenten Reuven Rivlin sprach Steinmeier von "zutiefst verstörenden Ausdrücken von Antisemitismus während einer Welle anti-israelischer Aktivitäten in Berlin im Laufe der vergangenen Woche", das teilte Rivlins Büro in Jerusalem mit.
"Solche Akte des Hasses und Rassismus' haben keinen Platz in Deutschland", sagte Steinmeier demnach.
In Berlin verurteilte das Abgeordnetenhaus Antisemitismus und Hass auf Israel.[Quelle]
Ja und Nein.
Es macht einen Unterschied! Ob [auf Grund der Geschichte, siehe oben] "in Deutschland" die israelische Regierung verurteilt wird oder von Juden und Jüdinnen und/oder isrealischen StatsbürgerInnen selber. -
Also von wem und aus welchen Gründen!

Quelle: Google search


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