Ece Temelkuran, geboren 1973 in Izmir, ist Juristin, Schriftstellerin und Journalistin. Aufgrund ihrer oppositionellen Haltung und Kritik an der Regierungspartei verlor sie ihre Stelle bei einer der großen türkischen Tageszeitungen.
Sie sagt: „Erdoğan ist es wieder einmal gelungen, durch den bewussten Einsatz von Feindbildern, Drohungen und Unwahrheiten eine Stimmung zu erzeugen, in der die Menschen nun sogar für ein System gestimmt haben, das ihnen selbst schaden wird.“
Um möglichen Regierungsrepressionen zu entgehen, lebt sie seit Ende 2016 im Exil in Zagreb. Sie veröffentliche ein Dutzend
Bücher, darunter auch Romane wie
Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann, das in zweiundzwanzig Sprachen übersetzt wurde.
In ihrem neuesten Buch (siehe Grafik) arbeitet sie "Sieben Schritte in die Diktatur" heraus. Im Aufstieg der sog. Rechtspopulisten in den USA und in Europa findet sie vieles von der Entwicklung in der Türkei wieder: "
Was heute in Europa geschieht, passierte der Türkei vor zehn Jahren".
Das
einzige Ziel von Rechtspopulist*innen ist, die unteren Schichten zu
mobilisieren, um obere Schichten stark zu halten. Von daher müssen sie
nicht wissen, was sie tun. Wir müssen wissen, was wir tun. [...]
Die Kolleg*innen in den Medienhäusern Europas oder der USA sind noch immer der Meinung, dass alles halb so wild sei, dass sie im Grunde unantastbar seien. Diese privilegierte Haltung erinnert mich an die türkische Tageszeitung Hürriyet. Als weibliche, kurdische oder sozialistische Kolleg*innen aus der Zeitung entlassen wurden, dachten die männlich-privilegierten Kollegen, dass es sie nie erwischen würde. Das dachten sie bis zu dem Tag, an dem sie selber entlassen wurden. Heute sind sie alle arbeitslos. [...]
Ich
glaube, dass die globale Antwort auf den Rechtspopulismus in Deutschland
artikuliert und von dort aus in die Welt gesendet werden kann.
Aufgrund
seiner Geschichte weiß Deutschland, was für ein böses Ende die aktuelle
Entwicklung nach rechts haben kann. Deutsche kennen die heimtückische
Phase vor dem Reichstagsbrand 1933 aus eigener Erfahrung. [Das ganze Interview]
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Ähnlich sieht das auch:
„Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“ (
Björn Höcke auf einer Kundgebung im Oktober 2015)
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„Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“ (auf einer Kundgebung im Oktober 2015)
„Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“ (auf einer Kundgebung im Oktober 2015)
Drei Romane beschreiben die Zeitenwende 1930 ff :
Während in der ARD die zweite Staffel von „Babylon Berlin“ zu Ende ging, erschien der neue Roman von Volker Kutscher, ohne dessen Bücher es diese Serie nie gegeben hätte. „Marlow“ heißt der Roman, der siebte in der Gereon-Rath-Reihe und der erste, der im Piper Verlag erschien.
So grau wird Deutschland, dass spätestens jetzt klar wird, warum Volker Kutscher in drei Romanen, wenn die Rath-Reihe im Jahr 1938 angekommen ist, mit ihr Schluss machen muss. Danach kann es keinen Kriminalroman mehr geben in Deutschland, danach gibt es kein Durchkommen mehr, danach fährt ein Land endgültig gegen die Wand. [Quelle]
„Marlow“ spielt in einem Deutschland, in dem alles immer grauer, dunkler, immer enger wird. Rath taumelt von einer Abhängigkeit in die nächste. Selbstjustiz wird betrieben, Hermann Göring wird in einem Intrigenspiel missbraucht. Es sterben ein paar mehr oder weniger liebgewordene Figuren.
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Franz Josef Degenhardt (* 3. Dezember 1931 in Schwelm, Provinz Westfalen; † 14. November 2011 in Quickborn, Schleswig-Holstein), auch genannt „Karratsch“, war ein deutscher Liedermacher, Schriftsteller sowie promovierter Jurist und Rechtsanwalt. Als Liedermacher war er eine Stimme der 68er-Bewegung, Degenhardt war ein Cousin des 2002 verstorbenen Paderborner Kardinals Johannes Joachim Degenhardt. [Wikipedia]
Befragung eines Kriegsdienstverweigerers.
im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich
Songtext 1972 (?)
Dies ist die Befragung eines Kriegsdienstverweigerers durch den liberalen und zuvorkommenden Kammervorsitzenden
also sie berufen sich hier pausenlos aufs grundgesetz sagen sie mal sind sie eigentlich kommunist
ja sie dürfen sitzen bleiben überhaupt wir sind hier ziemlich liberal
lange haare bärte ketten ringe ham wir alles schon gehabt aber in die akten scheißen mögen wir hier nicht
marx und engels haben sie gelesen sagen sie uns sagen sie verstehen sie das denn sie ham doch bloß die volksschule besucht
na nun regen sie sich nicht gleich auf dafür können sie ja nichts
lesen dürfen sie ja was sie wollen überhaupt hier darf jeder machen was er will - im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich
ja soldat sein das will heute keiner mehr kann ich auch verstehen und ich selber hätte keine lust
aber gründe haben müssen wir dafür na nun fangen sie nicht wieder an mit imperialismus den zwei kriegen und die alte klasse ist noch immer an der macht und sie wollen nicht für die kastanien aus dem feuer holen
das verstehn wir ja mag auch alles richtig sein interessiert uns aber nicht das ist nämlich politik
hier interessieren nur gewissensgründe was das ist hört sich zwar sehr grausam an trifft den nagel aber auf den kopf nämlich ob sie töten können oder nicht ja hier darf jeder machen was er will im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich
also fangen wir mal an inner kirche sind sie nicht auch nicht inner anerkannten sekte sehen sie da wirds schon schwierig mit gewissensgründen
einen haben wir mal hier gehabt und der machte auf buddhist war son typ mit glatze aber durchgekommen ist er - schlaues kerlchen -
also passen sie mal auf ich werd jetzt ihr gewissen prüfen nehmen wir mal an sie gehn spazieren mit ihrer freundin nachts im park plötzlich kommt ne horde russen stockbesoffen und bewaffnet
halt sagen wir n trupp amerikaner schwer betrunken und bewaffnet nachts im park machen sich an ihre freundin ran SIE haben ne MP dabei na was machen sie was sagen sie uns da - sie verbitten sich dies beispiel meinetwegen bitte schön hier darf jeder machen was er will im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich
schön die russen und amerikaner fallen also weg die chinesen sicher auch und mit negern brauch ich gar nicht erst zu kommen lassen wir das eben -
nehm wir einfach ein paar ganz normale kriminelle schwer betrunken und bewaffnet nachts im park machen sich an ihre freundin ran SIE haben wieder die MP dabei na was machen sie sagen sie uns bloß jetzt nichtsie fallen auf die knie und beten denn mit so was kommt hier keiner durch der marx und engels liest was sagen sie uns da ich red die ganze zeit von politik das ist aber wirklich komisch bilde einen fall so richtig auf sie zugeschnitten baue ihnen auch noch goldene brücken aber sie aber hier darf jeder machen was er will im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich
so nun wolln wir aber wirklich wissen was sie tun also noch mal ein paar schwere jungs schwer bewaffnet und betrunken nachts im park machen sich an ihre freundin ran SIE haben wieder die MP dabei na was machen sie was sagen sie uns da sie wehren sich weil sie ja in notwehr sind ätschdas ist aber falsch durften sie nicht sagen richtig ist die antwort nämlich die ich werfe meine waffe fort und dann bitte ich die herrn mit der vergewaltigung doch bitte aufzuhörn
was sagen sie uns da sie kämen als soldat doch nie in eine solche situation fangen sie schon wieder an ist doch politik hat doch mit gewissen nichts zu tun
ja grundgesetz ja grundgesetz ja grundgesetz sie berufen sich hier pausnelos aufs grundgesetz sagen sie mal sind sie eigentlich kommunist
na ja hier darf jeder machen was er will im rahmen der freiheitlich-demokratischen grundordnung versteht sich.
Text-Quelle