Donnerstag, März 14, 2019

Schlafstörungen, Notschlafzeit, schlafen wie ein Held und "Sieben Minuten nach Mitternacht"

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Frau Sch. erzählte Herrn N. oft von ihren "Schlafstörungen", unter denen sie sehr litt.
Herr N. schlief zwar auch manchmal schlecht, er wusste aber nie so richtig, ob das nun auch Schlafstörungen sind oder einfach nur schlechter Schlaf.

Dann geschah es: Herr N. schlief nicht nur einmal schlecht oder ab und zu mal schlecht, sondern über Monate hinweg,  Nacht für Nacht: Zwar schlief er gut ein, träumte auch oft etwas Schönes während des Schlafes, doch nach fünf oder sechs Stunden wachte er auf, ein Schalter legte sich um, und er geriet in Panik, schwitzte manchmal und bekam Ängste, ohne dass er je fassen konnte, wovor er eigentlich Angst hatte; die Angst und die Panik schienen inhaltslos und grundlos zu sein. - Waren das nun die besagten Schlafstörungen von Frau Sch.?

Themenwechsel:
Herr N. hört im Radio ein Interview über Hirnforschung: "Unsicherheiten sind Teil des Lebens".
Das Gehirn sei sehr gut darin, Strategien zur Bewältigung von Unsicherheiten zu entwickeln, sagte dort der Hirnforscher Achim Peters, im Deutschlandfunk am 3. März 2019.
Allerdings könne Unsicherheit auch zum Dauerzustand werden – mitunter mit gravierenden gesundheitlichen Folgen. "Unsicherheit sei unter anderem auch eine biologische Größe und medizinisch erfassbar, sagte der Hirnforscher, Internist und Buchautor Achim Peters im Interview. Wenn der Mensch unsicher ist in seiner Strategieauswahl, wenn er nicht weiß, was er tun soll, zum Beispiel kündigen oder bleiben, dann gibt es da einen Hirnbereich, das ist der vordere cinguläre Cortex, und der stellt fest, ob es eine eindeutig beste Strategie gibt oder nicht.“
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Gebe es diese eindeutig beste Strategie nicht, so Peters weiter, dann starte dieser Hirnbereich ein Unsicherheitsbeseitigungsprogramm – nämlich den Stress. Unter Stress fahre das Gehirn hoch, „wir sind überwach, es arbeitet mit doppelter und dreifacher Kapazität und verarbeitet mehr Informationen, um die Unsicherheit zu beseitigen.“
Wenn man dann eine Strategie gefunden habe, dann „fährt man wieder runter und führt ein gutes Leben“, sagte der Hirnforscher im Deutschlandfunk.
Permanenter Unsicherheitspegel macht krank: Wenn man ein gutes Leben habe, dann gehöre Unsicherheit mitunter dazu. Es gibt immer kleine Episoden von Unsicherheiten, so Peters, „man fährt hoch, löst das Problem und schläft wie ein Held.“ Wenn es jedoch nicht gelinge, Unsicherheiten aufzulösen, führe das zu toxischem Stress und langfristig unter Umständen zu schwerwiegenden Erkrankungen führen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Depression, Diabetes oder Übergewicht.
Zurück zu Herrn N. und seinen Schlafstörungen
Nein, Herr N. schlief gewiss nicht mehr wie ein Held; seit Wochen und Monaten nicht mehr. Er wusste aber auch: "Der Körper nimmt sich, was er braucht."
Herr N. muss sich keine Sorgen machen, dass er Nacht für Nacht nur 5 Stunden schläft; 5 Stunden Schlaf sind für den Körper genug, und diese 5 Stunden "Notschlafzeit" nahm sich der Körper auch, er lässt sich die für ihn not-wendige Notschlafzeit nicht nehmen.  Manche Menschen sprechen daher von der "Weisheit des Körpers".
Doch das Gehirn arbeitet auch intensiv daran, Unsicherheiten im Leben zu bekämpfen, Probleme zu lösen, Strategien zur Lösung von Problemen zu finden - und raubt deshalb dann in seiner Weisheit Herrn N. nach einer gewisen Zeit den Schlaf, den sein Körper nicht mehr benötigt, es weckt ihn auf, fordert ihn auf, an einer Lösung zu arbeiten und seine Lebenszeit nicht zu verschlafen: Das ist die so genannte Schlaf-Störung. Ja, es ist eine Störung, Herr N. wird gestört: Er würde ja lieber weiterschlafen und die Decke über den Kopf ziehen, statt daran zu arbeiten, Probleme zu lösen, eine not-wendige Entscheidung zu treffen, eine Strategie zu suchen und zu finden, die die Not wendet und die Unsicherheit beseitigt.

Der "weise Körper" lässt Herrn N. auch tagsüber keine Ruhe, Herr N. fühlt sich gestresst und grübelt Tag und Nacht. Das fühlt sich dann ungefähr so an, wie es in einem aktuellen Roman geschildert wird:

Der Arzt zum Patienten:
Aber was dazukommt, ist, dass Ihr Cortisolspiegel stark erhöht ist, es ist unglaublich, was Sie an Cortisol ausschütten können. Ehrlich gesagt … darf ich offen sprechen?«
Ja, antwortete ich, unsere Gespräche seien doch bislang stets von Offenheit geprägt gewesen.

»Nun gut, also, ehrlich gesagt …« Er zögerte immer noch, seine Lippen zitterten leicht, bevor er zu mir sagte: »Ich habe den Eindruck, Sie sind schlicht dabei, vor Kummer zu sterben.«
»Das gibt es wirklich, an Kummer sterben?« war die einzige Erwiderung, die mir in den Sinn kam.
»Nun ja, das ist kein sehr wissenschaftlicher Ausdruck, aber es ist immer besser, man nennt die Dinge beim Namen. Wobei es letztlich nicht der Kummer ist, der Sie tötet, nicht unmittelbar. Ich nehme an, Sie haben schon zugenommen?«
»Ich glaube, ja, es ist mir nicht besonders aufgefallen, aber ich habe schon das Gefühl.«
»Das bringt das Cortisol unweigerlich mit sich, Sie werden immer weiter zunehmen, Sie werden richtiggehend fettleibig werden. Und wenn Sie einmal fettleibig sind, mangelt es nicht an tödlichen Krankheiten, da gibt es eine reiche Auswahl. Was mich veranlasst hat, Ihre Behandlung zu überdenken, ist das Cortisol. […]Man bezeichnet das Cortisol oft als ›Stresshormon‹, und das ist nicht falsch. Ich bin mir sicher, dass Mönche zum Beispiel sehr wenig Cortisol ausschütten; aber das ist nicht mehr wirklich mein Bereich. Nun, ich weiß, es wirkt vielleicht seltsam, Sie als ›gestresst‹ zu bezeichnen, wo Sie den ganzen Tag lang eigentlich so gut wie nichts machen, aber die Zahlen sprechen für sich!« Er tippte kräftig auf das Blatt mit meinen Untersuchungswerten. »Sie sind gestresst, Sie sind in einem extremen Ausmaß gestresst, es ist ein bisschen, als hätten Sie einen stillen Burn-out, als würden Sie sich innerlich aufzehren.
Der Körper/das Gehirn sendet Herrn N. mittels Botenstoffen (den Hormonen Adrenalin und Cortisol zum Beispiel) Botschaften: Denke nach! Schlaf nicht! Tu etwas! Triff eine Entscheidung! Finde eine Strategie! Suche dir gegebenenfalls Unterstützung bei FreundInnen und Fachleuten! Akzeptiere alle Fakten und Wahrnehmungen! Verschlafe nicht dein Leben - und du wirst wieder schlafen wie ein Held! ---
Stress ist eigentlich etwas Gutes, nur permanenter Stress macht krank.
Kleine Anmerkung am Rande: So wie übrigens auch kein Mensch den Stress einer permanenten Verliebtheit gesund überstehen würde ... ;-) .

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