Donnerstag, Juli 20, 2023

Von Putin, Selenskij, den Wikingern und Normannen, von grausamen Kriegern und (un-)geschickten Eroberern

Quelle
Solange der Krieg wüte
KÖNNE man nicht über den Krieg reden und urteilen. Soll Carl von Clausewitz gesagt haben.
Wenn man ChatGPT fragt, ob Clausewitz das wirklich gesagt hat, dann antwortet er/sie/es (?) in seiner/ihrer bekannten Weisheit:

»Das Zitat, das Sie erwähnen, lautet: "In einem Kriege kann man nicht alles so klar unterscheiden wie im taktischen Unterrichte, wo jederzeit Worte und Dinge zusammenstimmen.
Die ganze Sache ist hier ein Gewebe, in das man nicht hineingreifen kann, ohne alles zu verwirren. Wenn man in einem Kriege nicht über einen Krieg sprechen kann, so ist das eine traurige Beschränkung, wie sie nur dem Philosophen und dem Arzt auferlegt ist."

Clausewitz macht hier die Aussage, dass es während eines Krieges schwierig ist, klare Unterscheidungen zu treffen und über den Krieg zu sprechen, da die Realität des Krieges komplex und unvorhersehbar ist. Es ist wichtig anzumerken, dass Clausewitz nicht sagt, dass man während eines Krieges überhaupt nicht über den Krieg sprechen kann, sondern dass es schwierig ist, dies aufgrund der Komplexität der Situation zu tun.

Clausewitz' Werk "Vom Kriege" ist eine der bedeutendsten Abhandlungen über Kriegstheorie, in der er die Natur des Krieges und seine Auswirkungen auf die politischen und sozialen Strukturen untersucht. Obwohl Clausewitz die Komplexität des Krieges betont, hat er selbst viel über den Krieg geschrieben und seine Erkenntnisse weitergegeben.

Insgesamt betont Clausewitz, dass Kriege keine einfachen Angelegenheiten sind und dass ihre Analyse und Diskussion eine gewisse Herausforderung darstellen kann. Aber das bedeutet nicht, dass eine Diskussion über Kriege unmöglich ist oder vermieden werden sollte. Vielmehr sollten wir die Komplexität des Themas anerkennen und sorgfältig darüber nachdenken, wie wir den Krieg verstehen und darüber sprechen.«

Übrigens: 20% der Antworten von ChatGPT seien sachlich falsch,  

sagen die KI- ("Künstliche Intelligenz") ForscherInnen. Und als ich ihn/sie/es neulich nach einer Buchempfehlung zum Thema Quantenphysik fragte, das leicht verständlich sein sollte und wissenschaftlich korrekt, empfahl er/sie/es mir ein Buch, das es gar nicht gibt. Vielleicht wollte ChatGPT mir damit sagen, dass es solch ein Buch in der Tat gibt?
Und vielleicht ist es mit Aussagen zum Kriege, (z.B. zum aktuellen Krieg in der Ukraine nach Putins Überfall auf die Ukraine),  ebenso:  Es gibt (noch) keine wissenschaftlich korrekten und leicht verständlichen Aussagen zum Thema? - Die wird es vielleicht in 50 Jahren geben, wenn die Archive für die Forschung geöffnet werden?

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 Schauen wir also bei Clausewitz selber nach:

Clausewitz schreibt - unter anderem - zum Thema Wahrheit und Lüge im Krieg:

"Was von dem Gange der kriegerischen Ereignisse bekannt wird, ist gewöhnlich sehr einfach, sieht sich einander sehr ähnlich, und niemand, der sich an die bloße Erzählung hält, sieht von den Schwierigkeiten, die dabei überwunden wurden, etwas ein.
Nur hin und wieder kommt in den Memoiren der Feldherren oder ihrer Vertrauten oder bei Gelegenheit einer besonderen historischen Forschung, die sich auf ein Ereignis verbissen hat, ein Teil der vielen Fäden an das Tageslicht, die das ganze Gewebe bilden. Die meisten Überlegungen und Geisteskämpfe, welche einer bedeutenden Ausführung vorhergehen, werden absichtlich verborgen, weil sie politische Interessen berühren, oder geraten zufällig in Vergessenheit [...].

Jenes Gewebe nun von unwahren Vorstellungen
geht in die Geschichte über und verdrängt den ganz einfachen und wahren Grund des Nichterfolges, nämlich die Furcht vor dem feindlichen Schwert. Geht nun die Kritik in einen solchen Feldzug ein, so müht sie sich an einer Menge von Gründen und Gegengründen ab, die kein überzeugendes Resultat geben, weil sie alle in der Luft schweben, und man in den eigentlichen Grundbau der Wahrheit nicht hinuntersteigt.

Jener Betrug aber ist nicht etwa bloß eine üble Gewohnheit, sondern in der Natur der Dinge begründet. Die Gegengewichte, wodurch die Elementarkraft des Krieges und also der Angriff insbesondere geschwächt wird, liegen dem größeren Teile nach in den politischen Verhältnissen und Absichten des Staates, und diese werden der Welt, dem eigenen Volke und Heere immer, in manchen Fällen aber sogar dem Feldherrn verborgen. Niemand z. B. kann und wird seinen Entschluß des Innehaltens oder Aufgebens durch das Geständnis motivieren, daß er fürchtet, mit seiner Kraft nicht bis ans Ende zu reichen, oder sich neue Feinde zu erwecken, oder daß er seinen Bundesgenossen nicht will zu stark werden lassen usw. Alle solche Dinge bleiben lange verschwiegen oder bleiben es wohl auf immer; für die Welt aber soll doch das Handeln im Zusammenhange dargestellt werden, und so wird denn der Feldherr genötigt, entweder für eigene Rechnung oder für Rechnung seiner Regierung ein Gewebe von falschen Gründen geltend zu machen. Diese immer wiederkehrenden Spiegelfechtereien der Kriegsdialektik haben sich in der Theorie zu Systemen verknöchert, die natürlich ebensowenig Wahrheit haben."

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So erklärt es sich wohl u.a. auch, dass heute - über 100 Jahre nach Beginn des 1.Weltkrieges - noch immer bzw. immer wieder - je nach Stand der Forschung und der Quellen - über die genauen Ursachen, Umstände  und die Kriegsschuld dieses Weltkrieges diskutiert und geschrieben wird.
Die (ost)-deutsche Schriftstellerin Christa Wolf (1929-2011) befindet in ihrer Erzählung Kassandra:

"Wann Krieg beginnt, kann man wissen. -
Aber wann beginnt/begann der Vorkrieg?"

Siehe dazu  auch

Zu allen Zeiten haben wir die zeitgenössischen Berichte der Leidtragenden und Opfer (beider Seiten) eines Krieges, daneben die - auch zeitgenösssichen - Berichte der Krieger beider Seiten, der Herzöge und Generäle, die über ihre eigenen Heldentaten und Erfolge und bie bösen Taten und Miss-Erfolge des Gegners berichten; und als dritte Quellen-Gruppe die Berichte der Nachfahren: Was denken die Nachkommen der nächsten und übernächsten und überübernächsten Generation über die Kriege ihrer Vorfahren: "Wie hat Opa gelebt?"
Von den heutigen Kriegen werden wir diese Berichte haben. Eines Tages.

"Die ganze Sache ist hier ein Gewebe, in das man nicht hineingreifen kann, ohne alles zu verwirren. Wenn man in einem Kriege nicht über einen Krieg sprechen kann, so ist das eine traurige Beschränkung, wie sie nur dem Philosophen und dem Arzt auferlegt ist." (Clausewitz)
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Und was hat das mit den Normannen zu tun?

Normanne Wilhelm der Eroberer,
Herzog der Normandie; König der Engländer

Quelle Audio herunterladen

Die Normannen (= Nord-Männer), waren Skandinavier (Dänen, Norweger?) und wurden zuvor Wikinger  genannt. Zu Normannen wueden sie nachdem sie sich im 10. Jahrhundert in Frankreich in der Normandie festgesetzt hatten.
Die Wikinger waren (wie ihr heidnischer nordischer Gott) gerne mit Hämmern bewaffnet, trugen dazu runde Schilde und reisten auf Schiffen in die Welt hinaus; als Normannen waren sie  vornehmlich zu Lande und per Pferd unterwegs, trugen eher ein Schwert als einen Hammer, passend dazu ein ovales Schild und gerne einen Helm mit Nasenschutz. 

Die Normannen konnten grausame Krieger sein ("zum Berserker werden"), aber ansonsten waren sie lieber geschickte Eroberer, die nicht mit Hammer und Schwert, sondern durch Anpassung an die Sitten, die Sprache, die Gewohnheiten und die Kultur der Länder, in die sie eingewandert/eingedrungen waren, zur Herrschaft gelangten. Zuerst in der Normandie, (wo sie christianisiert wurden und die französische Sprache übernahmen), später dann auch in England, in Süditalien, auf Sizilien und beinahe auch in Nordafrika.

  • Sie gründeten auch Siedlungen/Handelsstützpunkte  auf dem Gebiet der heutigen Ukraine und in Palästina. (Siehe unten)

Dabei war die Zeugung zahlreicher männlicher Nachkommen und die anschließende Heirats-Politik ein ungemein wichtiges Mittel dieser Politik. 

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Elfenbein-Schnitzerei
aus Walross-Zahn:
Ein Wikingerkrieger -
in der Tracht eines
Normannen
wird zum Berserker (und
beißt vor Wut in sein
Schild).

Es gibt Parallelen zur Habsburger Dynastie (400 Jahre später),

die mit Rudolf I. --- einem zunächst unbedeutenden niedrigen Fürsten von der Burg Habsburg in der Schweiz ---  ab etwa 1240 ganz klein anfingen.
Mit Rudolf I., der dann von 1273 bis 1291 der erste römisch-deutsche König aus der Familie ("dem Geschlecht" / der "Dynastie") der Habsburger wurde.
Zum König im Heiligen Römischen Reich wurde er nicht durch Krieg, Sieg und Waffengewalt, sondern durch geschickte (man könnte auch sagen "skrupellose und mafiöse") Politik, auch Heirats-Politik, durch die er letzten Endes von den 7 Kurfürsten zum König gekürt wurde.
 
Zu guter(?) letzt erlangte die Familie/"das Geschlecht" der Habsburger die Herrschaft über ein Reich, das von Ungarn über Böhmen und die Niederlande bis nach Spanien und Portugal reichte und auch die Kolonialreiche der letzteren in Amerika, Afrika und Asien umfasste.

"Ein Reich, in dem die Sonne nie unterging"
mit der Methode "Tu felix Austria nube!"

»1430–1570. "Bella gerant alii, tu felix Austria nube." – "Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate."
Dieser berühmte Spruch wird zitiert, wenn der Aufstieg der Habsburger durch erfolgreiche Heiratspolitik charakterisiert werden soll. Die jungen Erzherzoge und Erzherzoginnen wurden häufig schon im Kindesalter mit Mitgliedern anderer Dynastien oder auch mit Angehörigen der eigenen Familie vermählt.« Quelle

 Der tumbe deutsche Kaiser Wilhelm, der Gefreite Hitler und der Geheimdienstler Putin hätten vielleicht daraus lernen können? Also Putin heiratet Selenskis Schwester. Oder Putins Sohn oder Tochter heiraten in Familie Selenski ein. Oder so ... . Oder umgekehrt.

Quelle
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Die normannische Expansion, die sich bis in den Mittelmeerraum erstreckte. Ca. 800-1000 n.Chr.
Die Wikinger in Kiew und Byzanz ( >> Konstantinopel >>  Istanbul)

Zum Beispiel: Basileios II. (958–1025), Kaiser von Byzanz.
Dem stand nach seiner Thronbesteigung im Jahr 976 das Wasser bis zum Hals. Bis dahin hatte er zwar die Kaiserwürde getragen, war aber von den Generälen, Männern und Liebhabern seiner Mutter an den Rand gedrängt worden. Jetzt aber, im Alter von 18 Jahren, sollte er die Regierungsgeschäfte führen. Schnell schlossen sich seine Gegner zusammen, riefen einen Gegenkaiser aus und sammelten in Kleinasien ein Heer.

In dieser Situation schlug Basileios dem Großfürsten von Kiew, Wladimir I., ein ungewöhnliches Geschäft vor: Er bot dem heidnischen Barbaren die Hand seiner purpurgeborenen Schwester Anna an. Als Gegengabe forderte er Krieger, erfahrene Kämpfer, die sich durch Zuverlässigkeit und Kampfkraft auszeichnen sollten. Er erhielt sie: 6000 Waräger, wie die Wikinger des Ostens genannt wurden.
Denn Kiew war alles andere als ein frühe russische Residenz, es war das Zentrum der Rus, eines Reiches, das im 9. Jahrhundert von Schweden gegründet worden war. (
Bei Baileios Tod war Byzanz wieder eine Großmacht, die sich von Süditalien bis nach Syrien erstreckte.) (Quelle) (Quelle)
Blau: Nordmänner (in Ljubetsch, Kiew, Cherson - Ukraine)

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Die Normannen“.
Eine Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim vom 18.09.2022 bis 26.02.2023
über die wilden Nordmänner und die Ukraine

  • Der Überfall der russischen Föderation auf die Ukraine Anfang 2022 hatte Auswirkungen auf die Ausstellung in Mannheim: Ein Kapitel in der Ausstellung sollte auch die Rus sein mit zahlreichen und zum Teil "phantastischen" (Viola Skiba) Leihgaben aus Museen in Russland, die schon zugesagt waren und dann abgesagt wurden.
    "Aber andererseits hat in demselben Moment, wo wir Objekte verloren haben, hat das Thema an sich an Bedeutung und Aktualität gewonnen, die wir uns nicht hätten träumen lassen. - Weil wir da direkte Bezüge haben und sehen, wie die Vergangenheit und die Deutung der Vergangenheit instrumentalisiert wird." (Dr. Viola Skiba, Kuratorin und Projektleiterin der Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim)
  • Und:
    "Einer der Hauptgründe, warum Kiew (von Russland) nicht dem Boden gleich gemacht wurde ist, weil es aus normannischen Wurzeln die Wiege des ganzen russischen Reiches ist; und zwar egal, wie man das russische Reich jetzt definiert, ob man Groß-Russland oder Klein-Russland, wie Putin die Ukraine nennt, oder Weißrussland nennt. Aber Kiew ist das älteste Zentrum.  Und Putin hat sich mit gutem Grund gescheut, diese Stadt dem Erdboden gleich zu machen. [...] Das Zentrum Kiews ist nicht geschliffen worden." (Dr. Rudolf Simek, Professor für germanistische Mediävistik und Skandinavistik, Universität Bonn)
  • "Dort ist ja auch, wenn man so will, die Wiege der russisch-orthodoxen Kirche. Die ersten Kirchen, Kirchenbauten sind in Kiew entstanden. Hier haben wir ein kulturelles Zentrum und auch die Vergangenheit, die eine extrem wichtige Rolle in Osteuropa spielt. In ganz unterschiedlicher Art und Weise. " (Viola Skiba)
  • "Eine der großen Fragen [...], die immer noch diskutiert wird, ist das Ausmaß des skandinavischen Einflusses auf das, was wir als Rus bezeichnen." (Dr. Nikolas Jaspert, Professor für Mittelalterliche Geschichte, Universität Heidelberg)



Sonntag, April 10, 2022

Zeitenwende. Von Männlichkeit, Helden, Antihelden, Pophelden, Schwarz-Weiß-Dichotomie, Putin, Selenski, Satan, Königreichen des Bösen und des Guten




Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig?
Dass das Leben nicht verging, soviel Blut auch schreit.
Achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg.
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensie leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.

Komponiert hat dieses Lied der Liedermacher Fritz Baltruweit. Der Text stammt von dem jüdischen Schriftsteller Schalom Ben-Chorin. Er hat eine besondere Geschichte. Geboren wurde Schalom Ben-Chorin 1913 in Deutschland. Er hieß damals Friedrich Rosenthal. Er wurde von den Nazis mehrfach verhaftet und floh 1935 nach Israel. Dort nannte er sich Schalom Ben-Chorin. Dieser Name bedeutet „Frieden, Sohn der Freiheit“. Mitten im zweiten Weltkrieg dichtete er diese Zeilen. [Quelle]

 "Es fehlt gegenwärtig so sehr an Menschen, die sich öffentlich mit Kenntnis und Augenmaß äußern und sich dabei der Souveränität zivilen Denkens sicher sind. [Charlotte Wiedemann, 21.4.2022] ___________________________

Quelle

Männergruppe

Häkeln. Gayropa. Kinderwagen schieben. Pazifismus, gepunktete Herren-Socken ... . - Waren früher. Sowas von gestern und von vor der Zeitenwende 2022.

Jetzt möchte/darf man wieder richtig Mann sein. Ein richtiger Mann: Stark. Mit dem Gewehr in der Hand. Mit nacktem Oberkörper im Eiswasser stehend. Im Muskelshirt auf dem Rücken eines Pferdes im Sajangebirge. Auge in Auge mit einem sibirischen Tiger. Länder erobern. Panzer fahren. Ein Held sein. - Oder wenigstens ein Antiheld wie Putin: Ein böser Mann, kein Zweifel. Der Satan? Vielleicht?

Ist Selenskyi nicht auch ein Held? "Der jugendliche Antipode" zu Putin, "Selenski als Popheld im Krieg der Sterne." (C.W.) 

Stehender Applaus und Bravo-Rufe
(wer war das eigentlich?)
für die 100-Milliarden-EuroAufrüstung
im Bundestag

 

Jede/r weiß es:
"Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer."
Aischylos (525-456), griech. Dichter,
Schöpfer d. griechischen Tragödie (!)

Keine Talkshow ohne General a.D. -
Kaum eine Talkshow mit Friedens-ForscherInnen



Auch Frauen wollen Panzer fahren

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Vor der sog. "Zeitenwende":

1969, Vietnam-Krieg

 
KriegsteilnehmerInnen Frühjahr 2022

Eine LeserInnenbriefschreiberin  kommentierte in einer bundesweiten Tageszeitung:
  • "Sicher ist es beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit sich Selenski der Social Media bedient. Aber was kommuniziert er? Er polarisiert, ist aggressiv, respektlos, unsachlich und manipuliert.
    Er treibt die Regierungen der westlichen Welt vor sich her und fordert immer mehr Härte. Mit Arroganz und Überheblichkeit eskaliert er den Konflikt und diffamiert Lösungsansätze, die friedensfördernde Maßnahmen einbeziehen.
    Ich wünsche mehr Anstrengungen für eine friedliche Lösung."
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"Können sich die Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen?"

 "Es gibt derzeit so eine Lust unter deutschen Männern, andere deutsche Männer abzuhärten. Der „große Kulturwissenschaftler Helmut Lethen“, so kündigte die Welt ein Interview mit ihm an, redete  mit der Zeitung darüber, ob sich die „Deutschen ihren Pazifismus abgewöhnen“ ließen. Knapp zwei Wochen vorher schrieb ein [Journalisten-] Kollege im Spiegel unter der Überschrift „Zu weich für die neue Wirklichkeit“ über mit gepunkteten Socken gekleidete Großstadtmänner. Die ahnten, so der Autor, „dass es Momente gibt, in denen man gern weniger Kultur und mehr Natur wäre, weniger domestiziert, dafür instinktiver, ursprünglicher“.

Anlass für den Wunsch nach maskuliner Stählung ist natürlich der Ukrainekrieg und im Falle des Kollegen im Spiegel auch sein neues Buch, das laut Titel die „Verteidigung eines Auslaufmodells“ ist, also des härteren Mannes. Solche Texte gehören zum Buchgeschäft, auch ich rede auf Lesungen derzeit viel über Männlichkeit in Ost und West und versuche, einem vermuteten Publikumsinteresse nachzukommen.

Über das Geschäftliche hinaus sind beide Texte aber deshalb interessant, weil sie sich als Versuche lesen lassen, Antworten auf eine tatsächlich formulierte Herausforderung zu finden. Eine der Erzählungen, die Wladimir Putin und seine Berater, Deuter und Speichellecker zu einer politischen Waffe gemacht haben, ist nun einmal die vom harten Ostmann, der dem reichen, gierigen, verweichlichten, quasi zur Frau gewordenen und/oder schwulen Westmann jetzt mal zeigen müsse, wo der Hammer hängt. [...]." 
(Daniel Schulz am 9. April 2022. Quelle )


Breitbeinig: Interview im ZDF berlin-direkt  mit dem Vorsitzenden des Europaausschusses
des Deutschen Bundestages Anton Hofreiter (B'90/Grüne; Screenshot) am 10.4.2022

Männlichkeit in Zeiten des Krieges:
Hofreiter: "Waffen, Waffen, Waffen!"

Lästermaul Küppersbusch kommentiert den grünen Koalitionspartner in der Ampel-Regierung:
"Gut, dass die Grünen aus dem Wahlkampf nicht in die Regierung gekommen sind, sondern irgendwie andere." 

Plakat von vor der "Zeitenwende": 

Das Plakat der Grünen
erschien anlässlich der zehnten Bundestagswahl
am 06.03.1983. Die Grünen erreichen 5,6 Prozent der Stimmen
und sind nach dieser Bundestagswahl erstmals im Parlament vertreten.
Quelle

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Harald Welzer:


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In der Ukraine ist das Kind in den Brunnen gefallen:
Der Krieg nimmt seinen Lauf.
Es ist zun spät.
Vergessen hatten die meisten Menschen, dass es auch andere Formen des Widerstandes gab und gibt, wenn ihr Land von einem Aggressor überfallen oder beherrscht wird. 
E. Chenoweth
Buchbesprechungen.
Mehr als ein Jahrhundert lang, von 1900 bis 2006, waren Kampagnen des gewaltlosen Widerstands bei der Erreichung ihrer Ziele mehr als doppelt so effektiv wie ihre gewaltsamen Pendants. Durch die beeindruckende Unterstützung der Bürger, deren Aktivismus sich in Form von Protesten, Boykotten, zivilem Ungehorsam und anderen Formen der gewaltfreien Nichtkooperation äußert, tragen diese Bemühungen dazu bei, Regime von ihren wichtigsten Machtquellen zu trennen und bemerkenswerte Ergebnisse zu erzielen, selbst im Iran, in Birma, auf den Philippinen und in den Palästinensischen Gebieten.
2021
Erica Chenoweth und Maria J. Stephan kombinieren statistische Analysen mit Fallstudien spezifischer Länder und Gebiete und beschreiben detailliert die Faktoren, die den Erfolg solcher Kampagnen ermöglichen und manchmal auch ihr Scheitern verursachen. [...]
Ein umfassender Überblick über zivile Widerstandsbewegungen auf der ganzen Welt.

2011

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Siehe auch:




Samstag, August 21, 2021

"Nichts ist gut in Afghanistan" - Deutschlands Sicherheit wurde am Hindukusch verteidigt. (Von Kundus nach China)


Und warum waren wir nochmal in Afghanistan?

Zum Ankreuzen: 

  1.  Zum Brunnen bohren
  2. Um Schulen zu gründen
  3. Um Mädchen in die Schule zu begleiten 
  4. Wir wollten eine Pipeline durch Afghanistan von Indien nach Turkmenistan bauen, die Taliban störten dabei 
  5. Um Deutschlands Freiheit zu verteidigen
  6. Von Afghanistan sollen keine neuen Terroranschläge aufdie USA ausgehen
  7. Um die Demokratie nach Afghanistan  zu bringen
  8. Um Afghansitan nach unsren Werten und Vorstellungen umzugestalten
  9. Damit Frauen kurze Röcke und Bikini tragen und sich schminken dürfen
  10. Frauen müsssen beim Männerfußball in Afghanistan auch Schiedsrichter:innen sein dürfen
  11. Weil die Taliban nicht gendern wollen
  12. Um Geschlechtergerechtigkeit in die muslimische Welt zu tragen
  13. Um MuslimInnen zum Christentum zu bekehren
  14. Zum Nation-Bulding, um aus den vielen wilden Stämmen eine Nation zu formen
  15. Um Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit einzuführen
  16. Aus Bündnistreue zu den USA und
  17. weil Kanzler Schröder die Vertrauensfrage gestellt hatte
  18. Um Osama Bin Laden zu verhaften
  19. Weil es eine robuste Aktion der Vereinten Nationen war, in der wir auch Verantwortung übernehmen mussten
  20. Um Al Qaida, Taliban und IS, den Islamischen Staat, aus Afghanistan zu vertreiben
  21. Um Menschenleben zu retten
  22. Weil wir auch in Afghanistan mehr deutsche Autos verkaufen wollen
  23. Afghanistan hat billige Arbeitskräfte 
  24. Afghanistan hat "atemberaubende" Rohstoffvorkommen (General Petraeus), Kupfer, Lithium, Eisen, Gold und Kobalt ...
  25. Unsere chinesische Konkurrenz sollte uns dieses Mal nicht zuvor kommen  
  26. Sonstiges:  ... 
(Die "richtige" Anwort finden sich am Schluss.)
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Hinterher hat man immer gut reden.
Und hinterher weiß man immer alles besser. Doch manche wussten es vielleicht doch schon vorher besser? 

11.09.2001: Nine Eleven. Und dann...

Der Militärschlag vom 7. Oktober 2001 war der Beginn des Krieges gegen den Terror, den die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan bis heute führ(t)en.

Viele Kritiker sahen und sehen in dem Angriff auf Afghanistan eine völkerrechtlich fragwürdige und eskalierende Vergeltungsaktion gegen ein Land, das als Ganzes für die Terroranschläge einer Gruppe in Generalhaftung genommen wurde. Die Vereinigten Staaten begannen den Krieg eigenmächtig und versicherten sich nicht einmal des Beistandes der NATO — die ihnen allerdings wenig später zur Seite trat und den Bündnisfall erklärte. Enduring Freedom war seitdem eine NATO - Operation.

In Deutschland ließ die rot-grüne Regierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder den Bundestag am 16. November 2001 über den »Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA« abstimmen. 

Es war eine historische Parlamentssitzung, denn nachdem bereits deutsche Kampfflugzeuge Anfang der 1990er Jahre im Kosovokrieg eingesetzt worden waren, ging es nun um eine weitere Stufe der Bundeswehr-Beteiligung: Zum ersten Mal stand die Teilnahme deutscher Soldaten an Bodenkämpfen außerhalb des NATO -Vertragsgebietes zur Diskussion.
Bundeskanzler Schröder, (der den USA noch am 11. September 2001 die »uneingeschränkte Solidarität« Deutschlands zugesagt hatte, vertrat die Auffassung, die »Kriegserklärung durch den Terrorismus« erzwinge die Beteiligung der Bundeswehr an der Operation Enduring Freedom, und) verband die Abstimmung mit der Vertrauensfrage. Aus Schröders eigener Partei kam die berechtigte Kritik, Militäreinsätze würden zunehmend wieder als Mittel der Politik opportun. Und die damalige grüne Vizepräsidentin des Bundestages, die evangelische Theologin Antje Vollmer, äußerte eine Befürchtung, die sich im inzwischen jahrelangen Krieg gegen den Terror vielfach bewahrheitete:

»Dass nach aller Erfahrung mit dem Terrorismus Terrorismus militärisch nicht besiegbar ist, sondern in der Regel durch militärische Aktionen eher an Zulauf gewinnt von neuen Generationen von Terroristen, das ist meine größte Sorge.«

Trotz aller Einwände stimmte das Parlament mit knapper Mehrheit für die Entsendung bewaffneter Soldaten nach Afghanistan. Deutschland wollte keine Sonderrolle mehr spielen und zeigen, dass es sich als zuverlässiger Bündnispartner auch vor dem Ernstfall eines Kampfeinsatzes nicht drücken würde.

Als sich dann ein kleines Kontingent deutscher Spezialkräfte zur Terrorbekämpfung der Operation Enduring Freedom anschloss, war die Taliban-Regierung in der Hauptstadt Kabul bereits entmachtet, und amerikanische und britische Bodentruppen waren dabei, immer mehr Gebiete Afghanistans von den Taliban zu befreien. [Quelle: Der ev. Militär-Bischof a.D. Sigurd Rink a.a.O., S. 215ff] 

Gut 8 Jahre später, Januar 2010: Margot Käßmann
 
»In diesen Tagen, Ende August 2021,  wird sich manche/r an den einen Satz aus der Neujahrspredigt von Margot Käßmann in der Dresdner Frauenkirche am 1. Januar 2010 erinnern:

„Nichts ist gut in Afghanistan.“.
 
Damals war Käßmann noch Landesbischöfin und Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Ein Sturm der Entrüstung entlud sich über sie. -
Aber entsprang ihr Ausruf vor 11 Jahren nicht prophetischer Geistesgegenwart."
« [Quelle1] [Quelle2]
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Die humanitären Einzel-Schicksale stehen derzeit (Ende August 2021) im Mittelpunkt der Öffentlickeit ...
 
  • Der eine Deutsche, der auf dem Weg zum Flughafen wohl von Taliban angeschossen und verwundet wurde...
  • Das eine afghanische Baby, das einem amerikanischen Soldaten über die Mauer des Flughafen gereicht wurde, und der es an schwedische Ärzte im Airport weiter gegeben hat, so dass es gerettet werden konnte.
  • Die zwei afghanischen Brüder, man sagt 16 und 17 Jahre alt, die sich an das Fahrwerk des US-Flugzeugs geklammert haben sollen, bevor sie aus 100 m Höhe (?) abstürzten.

 Und das ist auch gut so.

 
So heißt es in allen drei "abrahmatischen" Religionen,
  • im jüdischen Talmud, 
  • im islamischen Koran (Sure 5:32) 
  • und sinngleich auch in der christlichen Bibel (Bergpredigt, Matthäus 25,40). 

Weniger erfreulich, die unterschwellige Botschaft der drei Pressebeispiele: "Wir", der Westen, sind die Guten: Wir retten Babies... . Die Taliban sind die Bösen: Schießen auf uns deutsche Flüchtling und lassen Flüchtende nicht zu den Flugzeugen... .

Und auch nicht so erfreulich? Europa sucht sich seine Afghanistanflüchtlinge selbst aus. Über Einreise und Aufnahme entscheidet nicht das Ausmaß der Gefährdung, sondern der Grad der Loyalität beziehungsweise das europäische Interesse. [Quelle]

  • „Die Menschen, die für uns gearbeitet haben, denen gegenüber haben wir eine Verpflichtung – aber das muss ­exakt begrenzt sein auf diese Menschen“.
    (AfD-Fraktionschef Alexander Gauland und ziemlich genau die Position der EU und ihrer Regierungen.)

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Die Toten.
Über 240 000 Menschen starben im Afghanistan-Krieg 
 
Anzahl der Todesopfer von Oktober 2001 bis August 2021, nach Opferkategorie (Quelle)
  • Taliban und andere Rebellen 120.071
  • Afghanisches Militär und Polizei 67.176
  • Zivilisten 47.812
  • Amerikanische Soldaten 2.445 + 3.800 Söldner
  • Andere ausländische Soldaten 1.144, darunter 59 der deutschen Bundeswehr
  • Humanitäre Helfer 444
  • Journalisten 72
  • Weiteres US-Personal 6

In den vergangenen knapp 20 Jahren waren etwa 150.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr am Hindukusch im Einsatz, viele von ihnen mehrfach. 59 deutsche Soldaten kamen in dem Land ums Leben, 35 von ihnen wurden im Gefecht oder durch Anschläge getötet.  (Quelle      

In westlichen Medien, insbesondere in den Ländern, die Truppen nach Afghanistan entsandt hatten, standen natürlich die eigenen Opfer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Insgesamt starben rund 3500 ausländische Soldaten – der Blutzoll der afghanischen Armee war 20 Mal so hoch. Zwei Drittel der gefallenen Ausländer waren Amerikaner, denn die USA hatten das mit Abstand größte Kontingent im Land. 
Die Zahl der westlichen Opfer ist auch deutlich tiefer als die Verluste der Sowjets während ihres zehnjährigen Kriegs zwischen 1979 und 1989: Die Rote Armee verlor damals schätzungsweise 14 000 Mann. (Quelle)


Stand: 20.08.2021 (Quelle
STRG_F: Joe Biden sagt: "Amerikanische Truppen sollten nicht in einem Krieg kämpfen und sterben, den die afghanischen Streitkräfte selbst nicht zu kämpfen gewillt sind." Ist die afghanische Armee schuld?

Petraeus: Die Fakten sind, dass 27-mal so viele afghanische Sicherheitskräfte im Kampf für ihr Land gestorben sind wie US-Amerikaner. Ich bedauere diese Aussage [von Joe Biden], denn aus meiner Zeit als Kommandeur weiß ich, wie hart die Afghanen Seite an Seite mit unseren Frauen und Männern in Uniform gekämpft haben. Die Afghanen haben in riesiger Anzahl gekämpft, bis sie jetzt plötzlich gemerkt haben, dass ihnen keiner mehr Rückendeckung gegeben hat. Dass unsere Luftwaffe nicht mehr da war.
Anmerkung: "Unter General Petraeus wurde die Theorie der Aufstandsbekämpfung zum bestimmenden Faktor der US-amerikanischen Miltärstrategie." (Bernard E. Harcourt, Professor für Rechts- und Politikwissenschaften, New York) .

Das Field Manual 3-24 Counterinsurgency von General Petraeus u.a. (englisch für Feldhandbuch 3-24 Aufstandsbekämpfung) ist ein Feldhandbuch der United States Army und des United States Marine Corps vom Dezember 2006. Die darin beschriebene Strategie wurde in Afghanistan auch als Partnering bezeichnet. Es beschreibt eine mögliche Strategie der Aufstandsbekämpfung (engl. counterinsurgency). (Wikipedia)
  • "Die Ausbildung afghanischer Soldaten und Polizisten und dann der gemeinsame Einsatz im sogenannten Partnering: Das soll der Schlüssel für den Erfolg sein." (FAZ)
  • Partnering bedeutet, dass ausländische und afghanische Soldaten gemeinsam arbeiten, während die einheimischen Rekruten ihre Ausbildung erhalten. So sollen sie darauf vorbereitet werden, schon 2012 den größten Teil der Kampfeinsätze gegen die radikalislamischen Taliban-Milizen zu übernehmen. Nato-Truppen sollen entweder abziehen oder sich auf eine „Unterstützerrolle“ beschränken. (Frankfurter Rundschau, FR, 7. März 2011(!)

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Die Ortskräfte

Bis zum 30. September 2021 sollten "bis zu 600" deutsche Soldaten in Afghanistan erneute eingesetzt werden für die "Mission, mehr Menschen aus Afghanistan zu retten". Ein sog. "robustes Mandat",  das auch erneut den Einsatz militärischer Gewalt erlaubt. "Insbesondere zum Schutz der zu evakuierenden Personen und eigener Kräfte, sowie im Rahmen der Nothilfe." Dazu wäre die Zustimmung des Bundestages erforderlich, denn die Bundeswehr ist eine "Parlaments-Armee". Aber: "Gefahr im Verzuge". Die Zustimmung des Bundestages soll nachträglich eingeholt werden, geplant ist der 25.9.2021. 

Wer darf mit ins Flugzeug? 
Darum gibt es Streit: Deutsche Staatsangehörige, auch Personal der "internationalen Gemeinschaft" (wer ist eigentlich Teil der internationalen Gemeinschaft - und gibt es überhaupt eine internationale Gemeinschaft?) , "weitere designierte Personen" (wer designiert?), besonders schutzbedürtige RepräsentantInnen der afghanischen Zivilgesellschaft (= Ortskräfte, die direkt bei deutschen Organisationen beschäftigt waren nebst Familien, dazu EntwicklungshelferInnen, MenschenrechtsaktivistInnen, FrauenrechtlerInnen nebst Angehörigen). Nicht dabei: Afghanische Ortskräfte, die über Subunternehmen für deutsche Stellen gearbeitet haben. Klar: Sie sind weder desgniert noch Teil der internationalen Gemeinschaft.
Die Menschen, die für uns gearbeitet haben, denen gegenüber haben wir eine Verpflichtung – aber das muss ­exakt begrenzt sein auf diese Menschen“.
(AfD-Fraktionschef Alexander Gauland) 

Was ist eigentlich ein "Kollaborateur"?
Das "Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache" meint:
"jmd., der mit dem Kriegsgegner, der Besatzungsmacht gegen die Interessen des eigenen Landes zusammenarbeitet". ...
"Kollaboration f. ‘verräterische Zusammenarbeit mit dem Landesfeind’, älter allgemein ‘Zusammenarbeit’, entlehnt (19. Jh.) aus frz. collaboration ‘Mit-, Zusammenarbeit’.
Im zweiten Weltkrieg nimmt frz. collaboration die Bedeutung ‘landesverräterische Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner, dem faschistischen Deutschland’ an."  

Wikipedia erläutert:
Im Deutschen ist der Begriff außer in bestimmten (vom angelsächsischen Sprachgebrauch beeinflussten) Randbereichen in der Regel negativ besetzt und meint nicht in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Zusammenarbeit“, sondern „Verrat durch die Zusammenarbeit mit dem Feind“.  - 

Wertfrei wird der Ausdruck Kollaboration unter anderem in den Wirtschaftswissenschaften und in anderen anwendungsbezogenen Wissenschaften sowie im Projektmanagement verwendet. In diesem wertfreien Sinn ist der Begriff collaboration auch im Englischen und Französischen geläufig. Kollaboration meint hier allgemein eine Form der geistigen Kooperation oder Zusammenarbeit. 

Die Abgrenzung zwischen Kooperation und Kollaboration wird dabei in einer aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch importierten Sichtweise darin gesehen, dass die Partner bei einer Kollaboration am Endergebnis der Zusammenarbeit schöpferisch beteiligt und keine bloßen Zuarbeiter oder Inhaltslieferanten sind. 

Also:
Alles klar. Aus "unserer" Sicht: 

Die deutschen Ortskräfte sind keine KollaborateurInnen im ursprünglichen negativen Sinn. (Die Taliban werden das eventuell anders sehen.)
Und die Mehrheit der AfghanInnen? Die, die anfangs klatschten, als die deutschen Soldaten nach Afghanistan kamen und am Ende nicht mehr? Und wie sehen es die JuristInnen, die in internationalen Gerichtshöfen  für internationales Recht und Menschenrechte zuständig sind? Und wie wird am "Jüngsten Tag", am "Tag der Abrechnung" beim "Jüngsten Gericht" entschieden werden, das es ja bei MuslimInnen und ChristInnen nach deren Glauben geben wird?


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Warum die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz war,

steht in den Verteidungspolitischen Richtlinen (VPR). Die aktuellen VPR stammen aus dem Jahr 2011; ein weiteres Dokument des Verteidigungsministeriums zum gleichen Thema ist das Weißbuch der Bundeswehr, das jedoch, im Unterschied zu den VPR, mit den anderen Ministerien abgestimmt ist und von der Bundesregierung verabschiedet wird. Im Juli 2016 erschien das neue Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr.

"Die Verteidigungspolitischen Richtlinien beschreiben den strategischen Rahmen für den
Auftrag und die Aufgaben der Bundeswehr als Teil der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge. Sie formulieren die sicherheitspolitischen Zielsetzungen und die sicherheitspolitischen Interessen der Bundesrepublik Deutschland. Sie gründen auf einer Beurteilung der gegenwärtigen Lage, beziehen gegenwärtige und künftig wahrscheinliche Entwicklungen ein.
Sie werden weiterhin in regelmäßigen Abständen überprüft. Sie bilden die verbindliche Grundlage für die Konzeption der Bundeswehr und für alle weiteren Folgearbeiten im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung." [Quelle: VPR 2011]

Im Weißbuch heißt es:

"Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung von und der Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu geordnet. Verknappungen von Energieträgern und anderer für Hochtechnologie benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Staatenwelt. Zugangsbeschränkungen können konfliktauslösend wirken. Störungen der Transportwege und der Rohstoffund Warenströme, z.B. durch Piraterie und Sabotage des Luftverkehrs, stellen eine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar. Deshalb werden Transportund Energiesicherheit und damit verbundene Fragen künftig auch für unsere Sicherheit eine wachsende Rolle spielen." (Seite 9)

Siehe dazu die Punkte 4, 24 und 25 ganz am Anfang dieses Posts unter "Zum Ankreuzen":

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Verteidungsminister Struck (2002-2005), SPD, hatte es einst so formuliert:

zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan vor dem Deutschen Bundestag am 20. Dezember 2002 in Berlin.
"Afghanistan braucht Hilfe und wir wollen diese Hilfe heute beschließen.  ... Unsere herausragende Rolle für die Zukunft Afghanistans wird vom Vertrauen der afghanischen Bevölkerung und der afghanischen Regierung getragen. Das spürt jeder, der sich in Kabul ein Bild von der Situation macht. Das hat übrigens auch Präsident Karzai während der Petersberg-Konferenz am 2. Dezember erneut hervorgehoben. ...
Wir verstehen unser Engagement in einem sehr umfassenden Sinne, weil Stabilität und Sicherheit im Lande nur durch ein umfassendes Herangehen gefördert werden können. Die Petersberg-Konferenzen, die wirtschaftliche Unterstützung unter dem Dach der Europäischen Union, der Aufbau der Polizei und der Anteil der Bundeswehr an der Sicherheitspräsenz in Kabul stehen für den deutschen Beitrag. ...
  • Um zu verdeutlichen, worum es wirklich geht, habe ich davon gesprochen, dass unsere Sicherheit auch am Hindukusch verteidigt wird.
Deutschland ist sicherer, wenn wir zusammen mit Verbündeten und Partnern den internationalen Terrorismus dort bekämpfen, wo er zu Hause ist, auch mit militärischen Mitteln. Unsere Sicherheit wird größer, wenn sich die Bundeswehr mit Erfolg am Wiederaufbau unter demokratischen Vorzeichen auf dem Balkan und in Afghanistan beteiligt, indem sie hilft, dort das dringend benötigte sichere Umfeld zu schaffen."
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Überraschend hatte Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2010 seinen Rücktritt erklärt.

Ein Hörfunk-Interview zu Afghanistan hatte ihm herbe Kritik eingebracht. Hintergrund der Rücktrittserklärung von Bundespräsident Horst Köhler waren umstrittene Äußerungen des Staatsoberhaupts über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. In einem Interview von Deutschlandradio Kultur stellte er - völlig korrekt - den Kriegseinsatz in Afghanistan in einen Zusammenhang mit Deutschlands Wirtschaftsinteressen. Das hätte er lieber nicht tun sollen? Denn es kostete ihn seinen "Job":

"Aus meiner Einschätzung ist es wirklich so: Wir kämpfen dort auch für unsere Sicherheit in Deutschland, wir kämpfen dort im Bündnis mit Alliierten auf der Basis eines Mandats der Vereinten Nationen. Alles das heißt, wir haben Verantwortung. Ich finde es in Ordnung, wenn in Deutschland darüber immer wieder auch skeptisch mit Fragezeichen diskutiert wird. Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind,
  • doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.

Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg." [Quelle]

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2021: Mali und China kommen/kamen hinzu

Die Bundesregierung hatte bereits im April 2021 angekündigt, ihr "Engagement" in Asien verstärken zu wollen. Die vom Verteidigungsministerium erklärten Ziele, wie zum Beispiel freie Seewege, sollten mit einer freundlichen Geste in Richtung China - dem nun geplatzten Hafenbesuch - verknüpft werden. Im Südchinesischen Meer gibt es einen sich um Rohstoffe drehenden Gebietskonflik. ... [Quelle NDR]

Die Abfahrt der Fregatte war Anfang August 2021 sowohl von der Verteidigungs-Ministerin als auch vom Außenminister schön-geredet worden: "Die Zukunft mitgestalten" / "Verantwortung übernehmen" / "Partnerschaften und Engagement in der Region" ausbauen / "Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea" / "nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen" / ... [Quelle]  

Etwas deutlicher und ehrlicher gab sich der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach: Er "machte deutlich, dass es darum gehe, Flagge zu zeigen und vor Ort zu demonstrieren, dass Deutschland an der Seite seiner internationalen Partner für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrechts in der Region eintritt".[a.a.O.]  --- Nun ja ...

China war offensichtlich not very amused über die Entsendung eines Kriegschiffes Richtung China als versöhnliches Signal. Zumal China schlechte Erfahrungen mit der Entsendung deutscher Fregatteen hat:

Die deutsch-chinesische Geschichte: Gebranntes Kind scheut Feuer.

Im späten 19. Jahrhundert:  China, das riesige Reich der Mitte lag politisch, wirtschaftlich und militärisch am Boden. Heute heißt es "Das Jahrhundert der Schande",  Europäische Großmächte wie Frankreich oder Großbritannien nutzten diese Schwäche Chinas nach den Opiumkriegen aus und setzen sich als Kolonialherren in den Küstenstädten des Kaiserreiches fest. Auch Preußen schickt bereits 1859 Kriegsschiffe vor die chinesische Küste. Einer der ersten Staaten, die sich nach dem schändlichen Pekinger Vertragsschluss in den Kreis der imperialistischen Vertragsmächte einreihte,war Preußen, das 1861 im Namen 22 weiterer deutscher Staaten einen Vertrag mit China schloss. Da diese Verträge China so einseitig benachteiligten, kam für die um 1920 der Begriff "ungleiche Verträge" auf, bu pingdeng tiaoyue

Imperialismus: England, Deutschland,
Russland, Frankreich, Japan

Ende des 19. Jahrhunderts beschließt die Reichsregierung dann, ihren Einfluss nach Fernost auszudehnen, "eingebunden in die Großmachtpolitik des Reiches, das ab 1871 vehement diese Politik verfolgt hat, einen sogenannten Stützpunkt in China.“
Deutschland wollte diesen Stützpunkt aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen.
Und die kaiserliche deutsche Marine besaß damals ein Ostasiengeschwader, dessen Kreuzer fern der Heimat mit Brennstoff versorgt werden mussten:

Wikipedia
 

Die Provinz Shandong, in der die Hafenstadt Qingdao liegt,

war mit Kohle ausgestattet und die Möglichkeiten, einen Hafen anzulegen waren gut, es gab schon einen chinesischen Hafen. Und es war keine große Interessenkollision, nicht wie in Shanghai.
Qingdao war nicht ein Objekt der Begierde von Seiten der USA, Englands oder Frankreichs.
In Bezug auf Qingdao war es eine optimale Situation, die Kohlesituation und keine anderen rivalisierenden Mächte zu haben.
Als 1897 zwei deutsche Missionare in der Nähe Qingdaos ermordet werden, nimmt Kaiser Wilhelm II. das zum Vorwand, ein Kreuzergeschwader als Drohgebärde zu entsenden. Ein Jahr später presst er dem Chinesischen Kaiser das Recht ab, dass Deutschland Qingdao und sein Umland für 99 Jahre pachtet, als Deutsches Schutzgebiet Kiautschou. --- Schutzgebiet sagte man, weil man das Wort Kolonie vermeiden wollte. - So wie man in Afghanistan das Wort Krieg vermeiden wollte. 
 

 Ansichtskarte:

Qingdao/Tsingtau, Provinz Shandong, Ost-China,
Deutsches Panzerschiff und Torpedoboot im Hafen 

Quelle

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Sonntag, Mai 30, 2021

Die Angst, die Brandmauer und die politische Respektabilität. "...dass die AfD stärkste Partei wird" - Zunächst in Sachsen-Anhalt.

Des einen Freud ist des anderen Leid. 

"WIR können nicht wollen, dass eine rechtsradikale Partei in einem deutschen Landtag stärkste Partei wird." (Sagte der CDU-Kanzlerkandidat und Vorsitzende (leicht genervt) im Interview im Deutschlandfunk. - Wer ist WIR?

Keine Angst, dass die AFD stärkste Partei wird.

  • Die ca. 25%, die i.d.R. die AFD in Sachsen-Anhalt wählen, werden sich freuen, wenn die AfD stärkste Partei im Landtag ist.  -
    In diesem Viertel der Wahlberechtigten befinden sich (auch zahlreiche) Menschen, die die AfD nicht wählen, obwohl sich  waschechte "Rechtsradikale (Neo-Nazis)" in der AfD sind, sondern weil auch ebensolche in der AfD sind: Eine Oberbürgemeisterin aus den "neuen" Bundesländern  schätzt, dass das in ihrer Stadt 60% von den 25% AfD-WählerInnen sind.

    Dazu kommen Protest-WählerInnen, plus konservative WählerInnen, die früher CDU gewählt hatten, dann aber von Merkels liberalisierter CDU enttäuscht waren (z.B. wegen der Migrationspolitik im Jahre 2015, wegen der Coronamaßnahmen 2020/21; "Merkel muss weg" ...) plus Menschen, die Provokation und Konfrontation statt parlamentarische Aussöhnung und Kompromiss suchen ("Trump-Effekt").

Alice Weidel und Tino Chrupalla, die die die AfD in den Bundestagswahlkampf führen, werden sich wahrscheinlich auch freuen. 

Der Hauptstadtkorrespondent des MDR meint übrigens:

Überraschen kann das Ergebnis der Urwahl für das AfD-Spitzenduo nicht. Alice Weidel und Tino Chrupalla waren die Favoriten. Interessant ist allerdings der Abstand zwischen den beiden Kandidatenpaaren, denn es erzählt viel über die Mehrheitsverhältnisse in der AfD. Fast drei Viertel votierten für Weidel/Chrupalla. Beide gelten zwar nicht als eindeutige Flügelleute, aber sie werden vom angeblich aufgelösten Flügel um Björn Höcke getragen.

Also wird sich wohl auch Herr Höcke freuen.

Die Brandmauer. Und wer freut sich wahrscheinlich nicht? 

Alles, was "links" ist, (im weiteren Sinne),  wird sich nicht freuen.
Doch auch Herr Laschet und "die"(?) CDU nicht, denn natürlich möchte die "christliche" Partei selber regieren und den Ton angeben, ihre Mandate und die Regierungs-Macht sichern.
Jedoch: Viele WählerInnen liefen ihr davon in Richtung AfD. - 

Was könnte die CDU tun? 

Sie könnte schimpfen über die Ossis, wie der Ostbeauftragte der Bundesregierung, CDU-Mann Marco Wanderwitz:

„Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“, sagte Wanderwitz in einem FAZ-Podcast.

Sie, die CDU, könnte nach der Landtagswahl auch mit der AfD koalieren. Aktuell "tut man das nicht", das gehört sich (noch?) nicht:
Es gibt die oft genannte Brandmauer zwischen den konservativen Parteien und den Rechtsextremen. Doch diese bröckelt. Einige CDU-lerInnen aus der mittleren Führungsetage denken hörbar über eine schwarz-blaubraune Koaltion nach. So hört man. Zum Beispiel die beiden Vize-Fraktionschefs der CDU-Fraktion im Landtag, die dazu auch eine neunseitige "Denkschrift" verfasst haben: Im Wortlaut.

Diese Brandmauer wurde nach dem 1. Weltkrieg auch in Italien von den konservativen Parteien gegenüber der "National-Faschistischen Partei" (PNF) der italienischen Faschisten beschworen. 

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Respektabilität 

Aber nur bis 1922.
Benito Mussolini war es gelungen, die Faschisten (so nannten sie sich selber) Fasci di combattimento vor der Parlamentswahl am 15. Mai 1921 in einen bürgerlichen Wahlblock zu integrieren. Der bürgerliche "nationale Block" umfasste alle Parteien mit Ausnahme der Sozialisten, der Kommunisten und der katholischen Volkspartei.
Für Mussolini persönlich bedeutete dieser Erfolg den Eintritt in die von den alten Eliten definierte Zone der „politischen Respektabilität“. Zusammen mit Mussolini, der bei den Wahlen an der Spitze der Listen des nationalen Blocks in Mailand und Bologna platziert worden war, zogen 34 weitere Faschisten in die Abgeordnetenkammer ein.
Ab da war die PNF in einer Koalition mit konservativen Partein und
Mussolini als Ministerpräsident an der italienischen Regierung beteiligt. Von 1926 bis 1943 war die PNF dann die diktatorische Staatspartei des faschistischen Italien. ... 

Siehe auch:
Benito Amilcare Andrea Mussolini
Das Vorbild für Hitler ein Jahrzehnt später in Deutschland:

Repektabilität: Adolf Hitler
mit dem ehemaligen Reichskanzler Franz von Papen
im März 1933.

Das Kabinett Hitler stellte anfangs im Wesentlichen eine Koalitionsregierung aus NSDAP und Deutschnationaler Volkspartei (DNVP) dar, an der auch weitere nationalkonservative bis völkisch orientierte Politiker des rechten Rands beteiligt waren. Diese Koalition besaß im Reichstag keine Mehrheit. Erst die gewaltsame Verfolgung der Kommunisten mit Hilfe der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 und die Reichstagsneuwahlen vom 5. März 1933 änderten die Lage: NSDAP und DNVP verfügten nunmehr über eine Mehrheit, doch nach der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933 – das der Regierung auf vier Jahre diktatorische Vollmachten einräumte – wurde auch der konservative Koalitionspartner DNVP überflüssig und nach der Selbstauflösung traten deren Abgeordnete der NSDAP bei. 

Auch die Deutschnationale Volkspartei hatte zuvor hoch und heilig versprochen, niemals mit der NSDAP zu koalieren oder zu kooperieren. 

So kann`s gehen .... So ging das ... (Quelle)

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Quelle: tageszeitung 26. Mai 2021)

Und die "Linke" (im weiteren Sinne): Hat Angst und hofft.

Eine Landesleiterin des DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) zur tageszeitung eine Woche vor der Wahl in Sachsen-Anhalt: 
  • "Unsere große Angst ist, dass die AfD stärkste Partei wird, auch weil die CDU schwächelt".
Und was tut sie dagegen?
  • "Ich hoffe ganz fest, dass das nicht passieren wird und die CDU weiterhin zu ihren klaren Beschlüssen steht."
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Sagt man, wenn jemand auch in schwierigen oder sich verschlechternden Situationen nicht aufhört, an den positiven Ausgang oder die positive Wendung einer Sache zu glauben.
 
Siehe auch:
und:

Die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht ist der Ansicht, „Lifestyle-Linke“ bereiten Sozialabbau und Rechtspopulismus den Weg. Ein Interview.

Oder

 dieses Interview als Video aus Anlass der Leipziger Buchmesse 2021. (67 Minuten)