In der christlichen Theologie gibt es eine Strömung, "die Theologie der Befreiung" genannt wird:
Die Befreiungstheologie oder Theologie der Befreiung ist eine in Lateinamerika entwickelte Richtung der christlichen Theologie. Sie versteht sich als „Stimme der Armen“ und will zu ihrer Befreiung aus Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung beitragen. Bekannte Vertreter waren oder sind zum Beispiel Ernesto Cardenal in Nicaragua, Dom Helder Camara in Brasilien, Camilo Torres in Kolumbien oder in Deutschland Dorothee Sölle, Ulrich Duchrow und andere.
Aus dieser Theologie ergaben sich, vor allem in der katholischen Kirche, erhebliche Konflikte mit der Kirchenhierarchie, die häufig in Disziplinarmaßnahmen gegen einzelne Geistliche mündeten. Besonders hervorgetan in der Bekämpfung der Theologie der Befreiung hat sich der jetzige Papst Benedikt XVI. als er noch Präsident der Glaubenskongregation war und Kardinal Joseph Ratzinger hieß. -
Als Konsequenz ihrer Überzeugungen stellten sich die Befreiungstheologen offen gegen die in Südamerika weit verbreiteten oligarchischen und diktatorischen Regime, was zahlreiche Geistliche das Leben kostete. Das bekannteste Opfer ist ÓscarRomero, der 1980 ermordete Erzbischof von El Salvador.
[Quelle: wikipedia u.a.]
Eine fundamentales Stelle im Neuen Testament der Bibel, auf die sich die Befreiungstheologie stützt, ist der sog. Lobgesang der Maria - ein Lied, das die mit Jesus schwangere junge Frau Maria angestimmt haben soll, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Man findet das Lied im Lukas-Evangelium, und es wird in der Adventszeit in den Kirchen gerne vorgetragen. Der Gesang handelt von der Rolle Gottes in der Weltgeschichte - und damit auch von der künftigen Rolle ihres Sohnes Jesus, der später von den Christen als "Sohn Gottes" betrachtet wurde:
Maria preist Gott (Der Lobgesang Marias: Magnificat)
Maria aber sprach:
»Mein Herz preist den Herrn,
alles in mir jubelt vor Freude
über Gott, meinen Retter!
Ich bin nur seine geringste Dienerin,
und doch hat er sich mir zugewandt.
Jetzt werden die Menschen mich glücklich preisen
in allen kommenden Generationen;
denn Gott hat Großes an mir getan,
er, der mächtig und heilig ist.
Sein Erbarmen hört niemals auf;
er schenkt es allen, die ihn ehren,
von einer Generation zur andern.
Jetzt hebt er seinen gewaltigen Arm
und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen.
Jetzt stürzt er die Mächtigen vom Thron
und richtet die Unterdrückten auf.
Den Hungernden gibt er reichlich zu essen
und schickt die Reichen mit leeren Händen fort._____________________________
An das Loblied der Maria musste ich denken, als ich den Kommentar des deutschen Politilogen Raul Zelik (*1968) las, der derzeit an der Nationaluniversität Kolumbiens als Professor lehrt. Er schreibt über Venezuela ohne Chavez, denn derzeit befindet sich Präsident Hugo Chávez in Kuba im Krankenhaus, und ein Führungswechsel in Venezuela bahnt sich an. Kolumbien ist auch das Heimatland des revolutionären katholischen Priesters und Befreiungstheologen Camilo Torres (*1929 in Bogotá; Camilo Torres wurde am 15. Februar 1966 bei seinem ersten Gefecht mit der kolumbianischen Armee von Regierungstruppen getötet. Ein christliches Begräbnis wurde ihm verweigert und wo er begraben wurde ist bis heute unbekannt).
Zelik schreibt in seinem Kommentar u.a.:
" [...] Von der Regierungspartei ist wenig zu erwarten
Ob der „bolivarische Prozess“ die nötige Kraft zur Erneuerung besitzt, ist ungewiss. Von der Regierungspartei PSUV ist wenig zu erwarten. Ihre Strukturen sind zu sehr von der Klientellogik des Erdölstaats geprägt. Auch die sozialen Bewegungen scheinen zu schwach, um dem Veränderungsprozess einen entscheidenden Schub geben zu können.
Doch man sollte Venezuela auch nicht unterschätzen: In den vergangenen 25 Jahren hat die arme Bevölkerungsmehrheit hier erst den Neoliberalismus, dann das politische Establishment zu Fall gebracht. Sie hat „ihren“ Präsidenten immer wieder gegen die politische Rechte verteidigt und sich doch eine Autonomie gegenüber dem Staatsapparat bewahrt.
Und sie besitzt ein Wissen, über das heute nur noch wenige verfügen: Sie weiß, dass sich Gesellschaften Märkten keineswegs unterwerfen müssen und Reichtum anders verteilt werden kann. Es ist durchaus möglich, dass das chavistische Lager ohne seinen „Comandante“ zerfallen wird. Aber noch wichtiger wird die Frage sein, ob sich die Bevölkerung die Errungenschaften des vergangenen Jahrzehnts einfach wieder abnehmen lässt."
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Hoffen wir das Beste.
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