Am 17. September begann ganz klein eine Bewegung, die sich inzwischen "Occupy Wall Street" - "Besetzt die Wall Street" - nennt und sich mit dem Satz "Wir sind 99 Prozent" Mut macht: 99% gegen 1%. Bei einem Marsch von 1500 Demonstrierenden über die Brooklyn Bridge in New York wurden sie von der Polizei eingekesselt und 500 - 700 von ihnen wurden verhaftet. ...
Ein Aktivist glaubt:
"Wir sind an einem Wendepunkt in der Geschichte unserer Nation und der Welt. Ein Teil davon zu sein ist großartig. ... Nach dem Beginn der Wirtschaftskrise 2008 war es nur eine Frage der Zeit, bis die Leute auf die Straße gehen. Vielleicht musste es jemanden geben, der die Initiative ergreift und etwas auf die Beine stellt. Die Adbusters (eine PR-Agentur, Anm. d. Red.) und die Internet-Gruppierung Anonymous waren ausschlaggebende Impulse. Die Leute haben nur darauf gewartet, dass eine Gruppe sich auflehnt und gemeinsam kämpft, um sich dieser dann anzuschließen." Quelle des Zitats.
Die frei Autorin Antje Passenheim aus Washington analysiert in der taz vom 5.10.11:
"Was im intellektuell geprägten Finanzdistrikt von Manhattan begonnen hat, zieht sich nun von Boston über Seattle und Chicago bis an die Westküste. Politiker, Schauspieler und nun sogar Multimillionäre wie Großinvestor George Soros stehen hinter der Kriegserklärung an ein marodes und korruptes Banken-, Wirtschafts-- und Sozialsystem, dessen Opfer 99 Prozent der US-Bevölkerung sind. Die Wall Street ist dafür nur ein Symbol. Es steht für ein politisch-industrielles System, das seit der Reagan-Ära vor 30 Jahren ununterbrochen Krieg gegen die Mittelschicht führt. Ein Krieg zugunsten der Superreichen, die gerade mal 0,1 Prozent der Bevölkerung ausmachen."
"Was im intellektuell geprägten Finanzdistrikt von Manhattan begonnen hat, zieht sich nun von Boston über Seattle und Chicago bis an die Westküste. Politiker, Schauspieler und nun sogar Multimillionäre wie Großinvestor George Soros stehen hinter der Kriegserklärung an ein marodes und korruptes Banken-, Wirtschafts-- und Sozialsystem, dessen Opfer 99 Prozent der US-Bevölkerung sind. Die Wall Street ist dafür nur ein Symbol. Es steht für ein politisch-industrielles System, das seit der Reagan-Ära vor 30 Jahren ununterbrochen Krieg gegen die Mittelschicht führt. Ein Krieg zugunsten der Superreichen, die gerade mal 0,1 Prozent der Bevölkerung ausmachen."
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Die Parole mit den 99% erinnert an die Analyse eines weltbekannten Revolutionshelden, die dieser etwa 85 Jahre vorher, zu Beginn der Aufstände in seinem Land, erstellt hatte. - Dieses Land hatte zu der Zeit 400 Millionen EinwohnerInnen. Er schrieb:
«Selbst wenn wir in ... vier Millionen Feinde sehen, wachsen diese insgesamt nur auf fünf Millionen an, und ein Niesen von 395 Millionen genügt, um sie hinwegzufegen. 395 Millionen, vereinigt Euch! »
395 von 400 Millionen, das waren ebenfalls 99%.- O.k. - nicht ganz: 98,75%.
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Die 4 Millionen "Feinde", von denen er spricht, aus denen vielleicht 5 Millionen werden könnten, errechnete er so:
- In den Städten besteht die Großbourgeoisie aus den großen Bankiers, den großen Kaufleuten und Industriellen.
- Die Geldverleiher und die mit Maklergeschäften betrauten Kaufleute sowie die Besitzer von kleineren Betrieben nannte er die mittlere Bourgeoisie;
- das Kleinbürgertum besteht aus Ladenbesitzern und Handwerkern;
- die Angestellten im Handel, die Straßenverkäufer und die Handwerksgesellen sind das Halbproletariat;
- Fabrikarbeiter und Kulis stellen das Proletariat dar.
Diese fünf Kategorien der Bevölkerung haben eine unterschiedliche ökonomische Lage und nehmen demzufolge auch eine unterschiedliche Einstellung zu den Aufständen ein, so glaubte er:
- völlige Gegnerschaft zu den Aufständen,
- teilweise Opposition,
- Neutralität,
- Teilnahme an der Revolution
- oder Hauptkraft der Bewegung.
Anmerkung: "Freunde" waren 1926 noch etwas Anderes als heute bei Facebook ;-)
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Allerdings ging die Rechnung nicht auf. Diese 98,75% in China hielten nicht immer zusammen, und das Ganze endete später in der "Kulturrevolution", von manchen noch später dann auch "Bürgerkrieg" genannt. - Wer gerne aus der Geschichte lernt, kann das nachlesen zum Beispiel bei Henry Kissinger ("China. Zwischen Tradition und Herausforderung", Bertelsmann 2011 - aus "rechter" Sicht) oder bei Henning Böke ("China und die Linke. Bilanz und Perspektive", Schmetterling 2007 - aus eher "linker" Perspektive).
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Siehe auch: Freedom Plaza.
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Über Occupier.
"Ich kann die jungen Leute verstehen. Ihre Wut und ihren Zorn. Sie haben den Eindruck, ständig belogen zu werden. Von der Politik und den Banken. Man traut ihnen einfach nicht mehr. Sie wollen Ehrlichkeit, Anstand und Solidarität. Das ist alles klasse, und ich denke mir immer, es ist eigentlich bescheuert, dass wir das nicht hinkriegen. Aber das reicht nicht. Das ist so sozialromantisch wie der Kartoffelacker und wird wieder einschlafen."
Bernd Nolte in der KONTEXT-Wochenzeitung. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Beratungsfirma 4p Consulting. 50 Mitarbeiter betreuen dort 200 Kunden in zwölf Ländern, wobei der Schwerpunkt im (genossenschaftlichen) Bankbereich liegt. Nolte lehrt bei der Steinbeis-Stiftung sowie an den Universitäten von Berlin, Tokio und Ulan Bator.
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