Das Magazin der Süddeutschen Zeitung schrieb im Jahr 2014 einem sehr schönen, humorvollen und lesenwerten Artikel über dieses "Columbia-Bad", angeblich "das berüchtigste Freibad Deutschlands". (Naja.): >>>
Leseprobe:
Die Normalität ist hier krass.
Ein Bademeister-Kollege sagt, er habe sogar den Koran gelesen. Passt mal auf, sagt er und geht zu der verschleierten Dame, die im Wasser steht.
- Jute Frau, wat machen Sie im Wasser?
- Wieso, man darf hier doch mit Burkini baden!
- Dit mein ick nich.
- Meinen Sie wegen Ramadan? Ich schlucke das Wasser nicht.
- Ick rede vom Koran.
- Was wissen Sie denn vom Koran?
- Ick habe den jelesen. Da steht: Eine Frau soll nich im selben Wasser baden wie ein Mann. Ick sehe aber viele Männer in diesem Becken.
Die Normalität ist hier krass.
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Der Burkini ist nicht das Problem.
Aus der Hausordnung:
- In den Schwimmbädern ist von allen Badegästen Badekleidung zu tragen. Textilfreie Bademöglichkeiten werden besonders bekanntgegeben.
- Bitte waschen Sie sich vor Benutzung unserer Einrichtungen und legen Sie dazu die Badebekleidung ab.
Im Bad am Columbiadamm sagen die Bademeister per Lautsprecher Ja zum Burkini, Aufregerkleidungsstück der Woche. „Das Baden ist nur in Badebekleidung jestattet“, hört man aus dem Lautsprecher. Es folgt die Liste der jestatteten und vorjeschriebenen Badekleidung:
- Badehose oder
- Bikini oder
- Badeanzug oder
- Burkini.
Und die Bademeister sagen auch, welche Kleidungsstücke tatsächlich problematisch sind: „Jogginghosen sind keine Badebekleidung!“ Quelle: a.a.O.
Dreharbeiten zum Film "Tod in Venedig" - Bademoden anno 1911. Quelle |
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Schade, dass diese Bademode für Herren aus der Mode ist. - Manch einem Mann in mittleren und reiferen Jahren würde sie sicher auch gut stehen. - Mir zum Beispiel.
Flüchtlinge in deutschen Schwimmbädern:
"Manchmal falsche Kleidung und einige Nichtschwimmer":
Wie badet man richtig? Schwimmen ist in Ländern wie Irak und Syrien kein Schulsport: Deshalb kann ein Teil der Flüchtlinge nicht schwimmen. Auch die Badeordnung will gelernt sein. Die Bäder hier haben sich auf die neuen Gäste eingestellt.
Die deutschen BademeisterInnen berichten, dass auch viele Flüchtlinge sich genieren, nackig unter der Dusche im Bad zu stehen und sich "überall" öffentlich abzuseifen. - Die Lösung: Mann lässt die Unterhose an. - Und wenn dann im Bad selber Badebekleidung vorgeschrieben ist und die Unterhose verboten, dann bleibt manchmal nur die Jogginghose.-
Das Dilemma der Männer:
- Wenn ich nackt dusche, schämen ich mich.
- Wenn ich in Unterhose duschen und/oder in der Unterhose schwimmen, dann schämen sie sich auch (keine tolle adidas oder speedo-Marken-Badehose wie die Anderen).
- Scheinbarer cooler Ausweg: Schwimmen in der coolen Jogginghose.
"Während der und die Deutsche" - außer in der Pubertät - meistens kein Problem haben, im hallenbad nackt unter der Dusche zu stehen und ganz nackig in die Sauna gehen, lässt "der Amerikaner" in der Sauna die Badeshose an. (Wie ist das eigentlich in der Dusche? - Lässt er sie dort auch an?)
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Scham in Latein-Amerika
Vor einigen Jahren in Mittelamerika in der Entwicklungshilfe: Um den Bauern und Bäuerinnen - die meisten katholisch oder evangelikal - aus den Bergen eine Freude zu machen, fuhren wir zusammen auf der Ladefäche eines LKWs an die Küste des Pazifik. Zum Baden. Diese Menschen waren fleißig, aber arm. Natürlich hatte niemand eine Badehose. Natürlich ziehen sich Männer und Frauen nicht in der Öffentlichkeit aus. - Was tun, wenn man/frau trotzdem zum ersten Mal im Leben wenigsten ein Stück weit ins Meer will? Man geht in voller Montur mit langer Hose, Unterhose, Oberhemd, Kleid ... bis zu den Knien ins Meer und planscht und bespritzt sich halb jauchzend, halb beschämt...
Nicht alle Menschen in der Welt haben sich wohl die Scham mit der Scham abgewöhnt. -
- Ist das nun gut so oder schlecht so?
- Wer hat zu viel Scham - und wer zu wenig?
Vielleicht ist es sowieso wichtiger, Hunger und Armut abzuschaffen, als den Burkini im Freibad und am Strand?
Deutschlands Haupt-Problem ??? Quelle: taz-Titelseite |
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