"Ja, ich will": Warum ist die Ehe wieder modern?
Darüber diskutierten am Mittwoch, 16. Mai 2018, im SWR2-Forum ("Das SWR2 Forum ist die mit Abstand beste Talksendung im deutschen Rundfunk", meint übrigens die Neue Osnabrücker Zeitung):
Dr. Hans Jellouschek - Psychologe und Paartherapeut, Ammerbuch im Landkreis Tübingen, Prof. Dr. Johannes Kopp - Familiensoziologe, Universität Trier, Prof. Dr. Monika Wienfort - Historikerin, Technische Universität Berlin Gesprächsleitung: Doris Maull.
Nachhören kann man das hier. (45 Minuten)
Die Redaktion der Sendung Forum schreibt zum Thema Eheschließungen:
Die Ehe war lange Zeit "out" - wer hip und modern sein wollte, lebte ohne Trauschein zusammen. Neue Familien-Modelle haben sich etabliert. Doch jetzt scheinen die Deutschen wieder heiratswilliger. Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Eheschließungen. Werden wir also wieder romantischer? Oder hat es vor allem wirtschaftliche Gründe, dass sich mehr Menschen das Ja-Wort geben? Wie hat sich der Blick auf die Ehe gewandelt? Welche Bedürfnisse werden heute damit erfüllt? Rund ein Drittel der Ehepaare werden geschieden. Warum wollen dennoch so viele Menschen an den Bund fürs Leben glauben? (Quelle)B)
Die Nation
Im Roten Faden in der taz am wochenende vom 19. Mai 2018 schreibt Robert Misik u.a.:
Das Sprachbild vom Kontrollverlust geistert ja durch viele Debatten.C)
Im neoliberalen Kapitalismus, in dem stets alles auf Messers Schneide steht, in dem man nie langfristig auf etwas bauen kann, in dem Karrieren, Jobprofile, Arbeitsstellen, Mietverträge und Lebenspartnerschaften stets nur befristet und mit Ablaufdatum (aber eben keinem exakten) versehen sind, empfinden die Menschen Kontrollverlust. Auch an der „Flüchtlingswelle“ haben viele Menschen, so wird jedenfalls behauptet, vor allem die Bilder vom „Kontrollverlust“ als verstörend erlebt. Und die Brexit-Befürworter in Großbritannien gewannen ihre Kampagne mit der Parole, es gelte „die Kontrolle zurückzugewinnen“. Soll heißen: Statt Spielball supranationaler Kräfte und undurchschaubarer Institutionengeflechte zu sein, soll wieder nationalstaatliche Kontrolle zurückgewonnen werden. In einer zunehmend unkontrollierbaren Lebenswelt die Kontrolle zu behalten oder zurückzugewinnen – das scheint gerade ein Thema zu sein.
Quelle/Screenshot
Kontroll-Gewinn durch Bindung
Man könnte sowohl die wieder anwachsende Zahl der Eheschließungen
als auch die in manchen Kreisen wieder erwachende Liebe zur Nation
als Versuch und als Bedürfnis verstehen,
im Kleinen wie im Großen etwas mehr Kontrolle über sein Leben
in gefühlt unsicheren Zeiten zu bekommen.
Durch Bindung an vermutet sichere und stabile "bewährte"(?) Modelle der Vergangenheit.
Das wäre eine psychologische Erklärung. -
Was würde uns das dann für die Politik sagen?
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