Montag, Juli 23, 2018

Deutschlands Brücken, Schulen, Schienen, Züge, Renten bröseln - Nur die Mieten nicht

Anjana Shrivastava is an American journalist writing from Berlin. Born in Britain, she studied European history at Harvard University. She has been an essayist for the Wall Street Journal Europe and Die Welt. She is currently completing a book on Franz Kafka  

https://www.theguardian.com/profile/anjanashrivastava
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Frau Shrivastava schreibt nicht nur über Kafka, sondern aich über ihr eigenes Land, zum Beipsiel über das, was sie dort Lateinamerikanisierung nennt:
  • Donald Trump bläst zur Jagd auf Einwanderer. Die Ironie dabei: Gleichzeitig schreitet die Lateinamerikanisierung der USA voran. [...]
  • Einst staunte Alexis de Tocqueville (1805-1859) über die amerikanische Demokratie im frühen 19. Jahrhundert, wo fast jeder Wähler eigenes Land zu haben schien, wo Menschen Freiheit und Gleichheit atmeten wie die Luft.
    • Aber die angelsächsisch geprägte Welt in Nordamerika, wie man sie kannte, die Welt der Mittelklasse und der Tradition des bürgerlichen Liberalismus, leidet unter Schwindsucht. Mit jeder Finanzkrise und den einhergehenden Übeln – Zwangsversteigerungen, Polizeigewalt, Wählerunterdrückung – schwindet diese Welt.
  • [...] bleibt die Ironie, dass Amerika unter Trump einen frontalen Kampf gegen den Süden just in dem Moment anzettelt, da Amerika selbst in seinen Sozialverhältnissen immer mehr auf dem Niveau des Südens ankommt. Das Leben in Nordamerika wird zunehmend auch von Ungleichheit und ausufernder Rechtlosigkeit geprägt, Erscheinungen, die bis dato die Länder Zentral- und Lateinamerikas kennzeichneten. Die Möglichkeiten der charismatischen Führung nach dem Vorbild einer Evita Perón locken, aber die sich türmenden Probleme bleiben bestehen.  [Quelle]
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Und Deutschland?

Hält sich noch! ganz tapfer!
Wodurch?
  • Kanzler Schröder und Vizekanzler Joschka Fischer machten Deutschland zum Billiglohnland (Hartz IV, Agenda 2010...)  und dadurch eben auch zum Export-Weltmeister, der (u.a., aber nicht nur) andere Länder unter den Tisch konkurrieren konnte. --- Das war gut für "uns", aber weniger gut für z.B. Italien; und nun wehrt sich auch Präsident Trump mit allen Mitteln dagegen. --- Nicht ganz zu Unrecht?
Aber auch: 
  • Jeder Sechste in Deutschland kann sich inzwischen nicht mal einen 1-wöchigen Urlaub leisten (Zahlen von Eurostat). 
  • Von den Alleinstehenden muss jeder Vierte, unter den Alleinerziehenden jede(r) Dritte wegen Geldmangels zu Hause bleiben.
  • Deutsche Schulen und Kitas bleiben oft in einem desolaten Zustand - auf 55 Milliarden Euro beziffert eine Studie nun den Investitionsstau im Bildungsbereich. Warum eigentlich? Dreckige Toiletten, baufällige Turnhallen - viele Schulen in Deutschland sehen traurig aus. Auf fast 48 Milliarden Euro beziffert die Förderbank KfW in einer aktuellen Studie den Investitionsstau.Für Kindertagesstätten fehlen den Kommunen bundesweit weitere 7,6 Milliarden Euro. Damit macht der Bildungsbereich mit zusammen gut 55 Milliarden Euro (Vorjahr: 37,4 Milliarden Euro) inzwischen mit 35 Prozent den größten Teil des Investitionsrückstandes der Kommunen aus. Dieser kletterte nach KfW-Berechnungen insgesamt auf den Höchststand von 158,8 Milliarden Euro.... [Quelle]

    Grafik: taz vom 16.8.2018
  • Stau auf allen Autobahnen, ausgefallene Züge bei der Deutschen Bahn, ICEs mit Billig-Klimaanlagen von Siemens u.a., die für warme Sommer nicht geeignet sind  verstopfte Toiletten in den Zügen, auch im ICE (man muss am Personal sparen, weil...).
    Aktuell, im Sommer 2018, mussten ICEs auf halber Strecke zwischen Hamburg und Stuttgart geräumt werden, weil die Klima-Anlagen nicht funktionieren und die Gesundheit der Reisenden gefährdet war; in diesen Tagen fielen dann auch Motoren von ICE-Triebköpfen aus, weil sie für Temperaturen über 30 Grad offenbar nicht ausgelegt waren. "Wegen hohem Schadstand bei ICE-Triebzügen müssen am Montag, 6. August 2018 mehrere Zugfahrten von Frankfurt/M nach Amsterdam sowie Frankfurt/M nach Brüssel auf dem Abschnitt Frankfurt/M - Köln ausfallen. Betroffen sind auch die Gegenrichtungen."   --- "Man" muss an den Fahrgästen sparen, denn die AktionärInnen möchten bitte eine schöne Rendite für ihre Aktien sehen und die Manager hohe Boni. Wie bei der Bahn so bei den Automobilen. 
  • Deutschlands Volks(!)-Wagen-Chefs betrogen weltweit die Umwelt, ihre Käufer (inklusive ihrer eigenen Arbeiter_innen),  die deutschen Finanzämter; und sitzen nun in U-Haft und /oder im Gefängnis.  -
    Ex-VW-Chef Winterkorn muss u.a. in den USA vor Gericht, Audi-Chef Rupert Stadler sitzt derzeit  in Deutschland im Gefängnis, Firma Bosch hat die Mogel-Software für die Abgasschummelei wohl entwickelt oder mit entwickelt ...
  • Die Deutsche Bank hatte eine Schein-Blüte entwickelt, indem sie sich für Menschen weltweit Schrott-Papiere ausgedacht und dann weltweit ahnungslosen Sparer_innen angedreht hat. Sie hat (u.a.?) in den USA Immobilienkredite an Häuslebauer vergeben, von denen sie wusste, dass diese ihre Schulden niemals würden tilgen können. Jahrelang hat sie von ihnen die Schuldzinsen kassiert, um sie anschließend um ihre (vermeintlichen) Häuser zu bringen. Der Trick ist alt, schon zu Zeiten des Alten Testaments der Bibel, vor fast 3000 Jahren, wird diese Geschäftspraktik kristisiert.
    Zudem hat die Bank weltweit mit Lebensmitteln spekuliert, und nun steht sie - zu Recht - am Abgrund.
    Diese und andere deutsche Banken haben immer noch zu wenig Rücklagen für den Fall einer neuen Banken-Krise, so dass die normalen Steuerzahler_innen wohl eines Tages wieder zur Kasse gebeten werden.
  • Neulich erzählte eine Journalistin, die viel zwischen Deutschland und Dänemark pendelt, dass sie mit geschlossenen Augen sagen könnte, ob sie mit ihrem Auto die Grenze von Deutschland nach Dänemark schon passiert habe. Wie macht sie das?
    Ganz einfach: In Deutschland rumpelt das Auto - wegen der Schlaglöcher - in Dänemark gleiter es ruhig über die gepflegte Straße.
    Am schlimmsten ist die die deutsche Straßen-Lage in Sachsen-Anhalt: Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind dort 64 Prozent der Landstraßen kaputt. Ebenfalls hoch ist der Anteil in Bayern mit 61 Prozent und Hessen mit 50 Prozent. In Baden-Württemberg und Sachsen gelten jeweils 49 Prozent der Landstraßen als marode, in Brandenburg sind es 48 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jeweils 45 Prozent.

  • Etwa jeden zweiten Tag wird in Deutschland ein Öffentliches Bad geschlossen
    (davon etwa 1/3 Freibäder, der Rest Hallenbäder).
     
  • Die Warteschlangen für Patient_innen in manchen Krankenhäusern (HNO-Klinik Uni Tübingen zum Beispiel) und Arzt-Praxen sind manchmal so lang wie in den Wartehallen im Flughafen Tegel beim Pilotenstreik.
    Weil PatientInnen - offenbar insbesondere Kassen-PatientInnen - keinen Platz und keinen Termin bekommen, weichen sie in die Notfall-Ambulanzen aus, die nun - in der Kettenraktion - "echte" Notfälle nicht mehr behandeln können.
  • "Die ärztliche Versorgung auf dem heutigen Niveau wird in Deutschland in Zukunft nicht mehr möglich sein." - Das scheint sicher. Private Krankenhaus-Konzerne versprechen ihren Aktionären hohe Renditen. Beispiel:
    Im Kreuzfeuer der Kritik: "Spiegel" macht Asklepios zum Sinnbild gnadenlosen Klinikmanagements. Pflegekräfte werden als Kostenfaktor betrachtet, Ärzte am Gewinn gemessen und Patienten als Kostenpauschale behandelt – der „Spiegel“ zeichnet in seiner aktuellen Ausgabe ein düsteres Bild des Krankenhauskonzerns Asklepios.
    Und so weiter?
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  • "Die Rente ist sicher",  hatte der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm (CDU) 1986 legendär und werbewirksam plakatieren lassen. Das war nicht falsch, nur von der Höhe und Fairness der Rente war nicht die Rede.
  • "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein" - versicherten Kanzlerin Merkel (CDU) und Fianzminister Steinbrück (SPD) im Jahr 2008. --- Wie lange und in welcher Höhe wird man sehen.

    Kann manchmal auch sehr nützlich sein
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  • Wolfgang Schäubles (CDU) Schwarze Null für Deutschland (und jetzt Olaf Scholz`s (SPD) Rote Null) lassen Deutschland bröckeln so wie auch die Sparpakete ("Rettungspakete") für Griechenland, Portugal, Spanien andere Länder "lateinamreikanisieren"; das spart Geld, das man für die Rettung der Banken benötigte und vielleicht schon mal für die nächste Rettung der Deutschen Bank und der Commerzbank zurücklegt. 
    schlimmsten ist die Situation in Sachsen-Anhalt: Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind dort 64 Prozent der Landstraßen kaputt. Ebenfalls hoch ist der Anteil in Bayern mit 61 Prozent und Hessen mit 50 Prozent.
    Wie „Bild“ weiter schreibt, gelten in Baden-Württemberg und Sachsen jeweils 49 Prozent der Landstraßen als marode, in Brandenburg sind es 48 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jeweils 45 Prozent.
  • Am schlimmsten ist die Situation in Sachsen-Anhalt: Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind dort 64 Prozent der Landstraßen kaputt. Ebenfalls hoch ist der Anteil in Bayern mit 61 Prozent und Hessen mit 50 Prozent.
    Wie „Bild“ weiter schreibt, gelten in Baden-Württemberg und Sachsen jeweils 49 Prozent der Landstraßen als marode, in Brandenburg sind es 48 Prozent, in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz jeweils 45 Prozent.

1964

„Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ 
war der Titel einer im Herbst 1966 gestarteten, viel beachteten Werbekampagne der damaligen Deutschen Bundesbahn. Der Slogan, der zu den erfolgreichsten in der Geschichte der ehemaligen Bundesbahn zählt.


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Deutsche Bahn/ Deutsche Bank/ Deutscher VOLKsWagen ... 
"Damals", 1933ff,  war unser Kraft-durch-Freude-Auto (VW-Käfer/Volkswagen) Betrug von Anfang an, wie sich später herausstellte.
Nun hoffen wir mal, dass SEINE Geschichte kein böses Omen ist für Deutschlands weitere Geschichte. 

Quelle
Ursprünglich sollte das Auto für 990 Reichsmark (RM) erhältlich sein (heute ca. 4.100 Euro).[8] Eine Barzahlung war nicht vorgesehen, sondern die Interessenten konnten Wertmarken in nicht begrenzter Zahl zu je 5 RM kaufen und diese auf „KdF-Wagen-Sparkarten“ kleben. Die erste Sparkarte (Grundkarte) diente gleichzeitig als Kaufantrag. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Auslieferung der so bestellten Wagen; zu einer Serienfertigung kam es nicht mehr. Weil im VW-Werk ab 1939 ausschließlich für den Kriegsbedarf produziert wurde, bekam keiner der über 330.000 „KdF-Sparer“ einen Wagen. Bis zum Kriegsbeginn waren 278 Millionen RM auf einem Konto der Bank der Deutschen Arbeit verbucht; sehr viele Sparer hatten ihre Sparkarten vollgeklebt und damit einen Anspruch auf ein Fahrzeug. In den Kriegsjahren wurden jedoch statt der versprochenen zivilen KdF-Wagen etwa 65.000 Kübel- und Schwimmwagen und verschiedene andere Rüstungsgüter für die Wehrmacht produziert. [Quelle]
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Klagen auf höchstem Niveau?
Ja, stimmt. (Wenn auch nicht für alle Deutschen)

Quelle November 2014
Trotzdem führen solche Artikel wohl in die falsche Richtung.
Klar, in absehbarer Zeit wird niemand in Deutschland wirklich hungern müssen, hoffen wir mal, auch wenn unser Bundesgesundheitsminister trotzdem nicht von Hartz IV leben will:

Quelle
Noch hat kein Deutscher aus Armutsgründen einen Schein-Asyl-Antrag in der Schweiz gestellt oder hat sich auf einem Schlauchboot auf die Überfahrt nach Schweden als illegaler Einwanderer begeben.
Auch wenn es in der Vergangenheit schon viele Deutsche auf der Flucht vor Armut, Verfolgung und der Suche nach einem besseren Leben gab. (Und geben wird?)



Derzeit geht es bei uns in D ja - in der Mittelschicht - um der Angst VOR der Armut, VOR dem Abstieg. Die Angst davor, dass man von seiner Rente nicht mehr leben können wird, dass die ärztliche Versorgung im Alter nicht mehr gesichert sein wird. Ist sie ja auch nicht. Die Angst ist berechtigt. Derzeit fehlen 10.000 Ärzte bzw. die entspechenden Studienplätze für das Medizinstudium. 
Warum? 
Weil dem Deutschen Staat die Studienplätze zu teuer sind. Die Schwarz-Rote Null, Sie wissen schon, die Ausrüstung statt Aufrüstung, das Banken-Retten, die Boni für die Manager ... .
Es fehlen Hunderttausende von Kranken- und Altenpfleger_inne. - 
Macht ja nichts: Wenn es mal ganz Dicke kommt, kann man die ja aus den armen Ländern billig importieren. Die Menschen dort sind und sicher dankbar, auch für einen Hungerlohn. Auch wenn wir ihren armen Ländern auf diese Art  ihre Pfleger_innen wegnehmen.
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Und die Antwort auf diese (sozialen und politischen) Fragen des 21. Jahrhundets?
Die Rattenfänger bei der AfD machen es sich leicht: Sie suchen sich ein paar Sündenböcke aus, die mit der eigentlichen Sache im Grunde sehr wenig zu tun haben: DIE Flüchtlinge, DEN Islam, Frau Merkel. DIE EU ...  ---
Billig, billig. Aber leicht zu glauben und zu verstehen.

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