Dienstag, September 13, 2016

Churchill / Post-Demokratie/ Prä-Demokratie und die Wahlen in Europa

DAS ist nun schon fast 70 Jahre her:


Und DAS Zitat auch:
Winston Churchill
im Jahr 1947:
"Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind."
Im englischen Original klingt es etwas anders:
No one pretends that democracy is perfect or all-wise.
Indeed, it has been said that democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time.
Rede vor dem Unterhaus am 11. November 1947 Sitzungsprotokoll column 207 
 
1947. Links: König Georg VI von England mit Gattin Elsabeth

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Zeit, doch mal was Anderes auszuprobieren?
Eine Art Wechselstimmung scheint in der Luft zu liegen. 
  • Manchen macht das Angst, 
  • andere freuen sich, dass sich etwas bewegt in der Welt und dass sie "das noch erleben dürfen".
  • Manche wollen vorwärts - wissen aber noch nicht so ganz genau, wohin, 
  • andere haben schon den Rückwärtsgang eingelegt (Türkei, Ungarn, Trump in den USA, Le Pen in Frankreich, van Bellen in Österrich, AfD in Deutschland, "islamischer" Staat/Daesh ...) und wissen ziemlich genau, wohin sie wollen, auch wenn sie das nicht so ganz genau laut sagen wollen. Wie es früher war, das weiß man auf jeden Fall so ungefähr. 

Mitte September 2016, Wahlkampf Österreich:
»Österreichs Präsidentenstichwahl wird zur Lachnummer. Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung. [..]
Seit bald acht Monaten ist Österreich jetzt im Präsidentschaftswahlkampf – die letzten fünf davon im Entscheidungswahlkampf zwischen dem grünen Kandidaten Alexander van der Bellen und dem der rechtsradikalen Freiheitlichen Partei, Norbert Hofer. 
Fünf Monate extreme Polarisierung,
fünf Monate hochgehende Emotionen –
und jetzt kommen noch mindestens zweieinhalb dazu. Schon machen Scherzbildchen die Runde: „Präsidentenwahl 2016–2019 – ich war dabei.“« [Quelle]


Frankreich 2017, Wahlkampf
 
»Viele Männer interessieren sich für Politik und Krieg,
 aber ich konnte einer solchen Beschäftigung nichts abgewinnen, ich war politisiert wie ein Handtuch, was wahrscheinlich schade war. Es stimmt, dass die Wahlen in meiner Jugend so uninteressant waren, wie man es sich nur denken konnte. Die Dürftigkeit des „politischen Angebots“ war sogar wirklich frappierend.
  • Man wählte einen Mitte-links -Kandidaten, abhängig von seinem Charisma für die Dauer von einem oder zwei Mandaten, ein drittes wurde ihm aus durchsichtigen Gründen verwehrt.
  • Dann wurde das Volk dieses Kandidaten bzw. der Mitte-Linksregierung überdrüssig-hier ließ sich gut das Phänomen des demokratischen Wechselspiels beobachten - worauf die Wähler einen Mittel-rechts-Kandidaten an die Macht brachten, ebenfalls für die Dauer von ein oder zwei Mandaten, je nach Typ.
  • Seltsamerweise war der Westen überaus stolz auf dieses Wahlsystem, das doch nicht mehr wahr als die Aufteilung der Macht zwischen zwei rivalisierenden Gangs, nicht selten kam es sogar zu einem Krieg, um dieses System anderen Ländern aufzuzwingen, die diesbezüglich weniger enthusiastisch waren. 
In der griechischen Mythologie
tritt Kassandra zunächst als ein sehr hübsches Mädchen auf, vergleichbar mit der „goldenen Aphrodite“, wie Homer schrieb. Apollon, der sich in sie verliebt, verleiht ihr im Austausch gegen ihre Gunst die Gabe der Weissagung. [...] So sagt sie nacheinander die Entführung von Helena durch Paris und den Ausbruch des trojanischen Krieges voraus, ebenso wie sie ihre trojanischen Mitbürger von der List der Griechen (dem berüchtigten „trojanischen Pferd“) warnt, die diesen schließlich ermöglicht, die Stadt einzunehmen. [...]
Kassandra steht also beispielhaft für ungünstige Vorhersagen, die immer wieder tatsächlich eintreffen;
gemessen an den Fakten schien es, als wären die linksliberalen Journalisten von der gleichen Blindheit befallen wie die Trojaner - was in der Geschichte auch nichts Neues wäre: dasselbe könnte man über die Intellektuellen, Politiker und Journalisten der 1930 er-Jahre sagen, die einhellig davon überzeugt waren dass Hitler schon zur Vernunft käme.
Wahrscheinlich ist es für Menschen, die in einem bestimmten sozialen System gelebt und es zu etwas gebracht haben, unmöglich, sich die Perspektive solcher zu versetzen, die von diesem System nie etwas zu erwarten hatten und einigermaßen unerschrocken auf seine Zerstörung hinarbeiten.

Nun, seit einigen Monaten hat sich die Einstellung der linksliberalen Medien gewandelt:
von der Gewalt in den Vorstädten, den Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen war gar keine Rede mehr, das Problem wurde einfach totgeschwiegen, man hatte sogar aufgehört, sich über die „Kassandras“ zu beklagen die ihrerseits ebenso verstummt waren. Die Menschen waren das Thema Leid-und in den Kreisen in denen ich verkehrte, war man es noch früher leid als anderswo.

„Es kommt wie es kommen muss“, 
so lässt sich die allgemeine Stimmung recht gut wiedergeben. « [Quelle]
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Mal was Anderes?


»Die Zeit der utopischen Großerzählungen 
ist für immer vorbei, das wissen längst auch jene, die sonst mit postmodernem Denken nichts anzufangen wissen. Gerade darum lebt die Sehnsucht nach einer kleinen, gestutzten Utopie fort.
Die bekannteste Mikroutopie ist wohl das bedingungslose Grundeinkommen. Befreit vom Arbeitsethos, so die Annahme, könnten alle Menschen endlich ihre brachliegende Kreativität ausleben, um „heute dies, morgen jenes zu tun“ (Karl Marx).
Die andere prominente Utopie nach den Utopien ist die aleatorische Demokratie. Der belgische Historiker und Schriftsteller David Van Reybrouck stellt sie in seinem jetzt auf Deutsch erschienenen Buch „Gegen Wahlen. Warum Abstimmen nicht demokratisch ist“ nochmals vor.» [Quelle und ganzer Text]

Klappentext:
"Es ist seltsam mit der Demokratie. Jeder ist dafür, aber keiner glaubt mehr so recht daran, dass sie funktioniert, jedenfalls nicht durch Wahlen. Wenn die Ergebnisse anders lauten als gewünscht, ist rasch der Vorwurf des Populismus im Raum. Immer weniger Menschen gehen wählen, die Mitgliederzahlen der politischen Parteien gehen dramatisch zurück. Wie kann überhaupt eine Demokratie effizient arbeiten und langfristig tragfähige Entscheidungen treffen, wenn die Politiker ihr Handeln vor allem an einem ausrichten müssen: Bei der nächsten Wahl wollen sie wiedergewählt werden.
David Van Reybrouck beschreibt diesen Mechanismus mit bestechend klaren Argumenten als 'demokratisches Ermüdungssyndrom'. [...]"




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