Sonntag, September 18, 2016

Was/Wer ist typisch deutsch? - Eine wichtige oder eine blöde oder eine bösartige Frage?


Also in wikipedia lese ich,
dass das zeitweise in Deutschland schon eine wichtige Frage war,
ob man nun richtig deutsch ist oder nicht. Und gar nicht blöd. - Aber ziemlich bösartig bis tödlich.


Die Deutsche Adelsgesellschaft soll ab 1920, also in der Weimarer Republik(!) nur noch solche Adlige als Mitglied aufgenommen haben, die "reinen deutschen Blutes" waren.

Anfang April 1933 erließ dann die brand-neue nationalsozialistische Reichsregierung unter Kanzler Adolf H. ein Gesetz, dass alle "nicht-arischen" Beamte in den Ruhestand schickte. Später wurde das Gesetz auch auf die Zulassung von Ärzten und Rechtsanwälten ausgedehnt und ab Ende April war es auch ein Mittel gegen die Überfüllung von Schulen und Hochschulen. - Sehr praktisch.

Und damit klar war, 
wen es nun genau betraf und wen nicht,  wurde im Reichsgesetzblatt auch definiert, bis in welches Glied rückwärts man einen Nachweis auf biodeutsches Blut erbringen musste:
„Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen, insbesondere jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist.“

Mogeln - also sich z.B. schnell taufen lassen - galt nicht.

Könnte man heute genau so machen,
man müsste sich dann groß keinen Kopf machen und könnte einfach die alten Gesetze und Verordnungen abschreiben, also entsprechend abändern natürlich.

Zum Beispiel:
"Als nicht deutsch gilt, wer von nicht deutschen, insbesondere muslimischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht deutsch ist."
Also unser MdB Cem Özdemir wäre damit schon mal ganz klar nicht deutsch (zwei muslimische Elternteile). Und evangelisch umtaufen lassen? Und der deutsche Pass? - Gilt nicht. Ist gemogelt.

Macht man aber nicht. - Zum Glück. (Manche sagen vielleicht  auch: "Leider") 
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Wenn man Frau Annette Treibel fragt,
Jahrgang 1957, Soziologie-Professorin an der PH Karlsruhe, was denn typisch deutsch sei, dann lacht sie nur und antwortet:
  • "Wenn ich das [wissenschaftlich fundiert] beantworten könnte, wäre ich Nobelpreis-verdächtig. [...] Es gibt im Grunde bei den Fachleuten keine eindeutige Definition davon." ____________________


Wenn man Ingo Zamperoni fragt, 
Jahrgang 1974, der ab Oktober 2016 in der ARD die "Tagesthemen" moderiert,
eine italienische Mutter und einen deutschen Vater hat,
ab Februar 2014 ARD-Korrespondent in Washington war
und über die USA im September 2016 ein Buch veröffentlicht hat ["Fremdes Land Amerika"],
dann sagt er: 

  • Im Unterschied zu den AmerikanerInnen, antworten Deutsche auf die Frage "Wie geht`s?" nicht einfach mit: "Hey super!".
  • Deutsche kommen in den USA manchmal etwas besserwisserisch rüber. - Und sei es, dass man an einer roten Fußgängerampel stehen bleibt, selbst wenn weit und breit kein Auto kommt.
    Zum Buch
  • Deutsche bauen ein Haus und ziehen bis zur Rente nicht mehr um. - Amerikaner bauen ein Haus, und wenn sich die Umstände ändern oder der Job wechselt, verkaufen sie es halt wieder.
  • Der Gartenzaun gehört vielleicht zu Deutschland: Man zieht sich hinter seine Burg zurück. - Auch in den USA gibt es mal einen Zaun, aber dann ist man echt irritiert: "Was ist denn jetzt los?". 
  •  Ein Tempolimit ist in Deutschland nicht umsetzbar. Es spricht sehr viel für ein Tempolimit, allein aus Umweltschutzgründen, aber es ist emotional in Deutschland nicht umsetzbar. Alle anderen europäischen Länder haben es.
  • Hausschuhe, das ist etwas, womit Amerikaner nichts anfangen können. Die fragen sich: "Was machen die Deutschen da mit ihren Puschen?".  [Quelle] 
Also auch nichts mit reinem deutschen Blut und so, nur was mit Gartenzaun und Pantoffeln.
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Wenn man Pubertierende aus einer Hauptschulklasse in einem "Problemviertel" fragt,
in der nur 1/4 der SchülerInnen "biodeutsch" ist und einige SchülerInnen aus sehr armen Familien stammen und/oder aus "problematischen Elterhäusern",
dann hört man zum Beispiel:

  • Deutsch ist, die essen Currywurst
  • Sie sind komisch, unreligiös, sie haben kein Benehmen. Warum? Sie essen Schweinefleisch.
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Anmerkung:

Hans-Peter Pauckner ist Justizvollzugsbeamter und der Chef der Abschiebehaftanstalt für Baden-Württemberg in Pforzheim.
Ende März 2016 wurde aus der Jugendstrafanstalt Pforzheim ein Abschiebegefängnis. Zuvor waren die "Ausreisepflichtigen", nicht bleibeberechtigte Flüchtlinge, die untertauchen könnten, bevor sie abgeschoben werden, in Mannheim im Gefängnis untergebracht. - Der Europäische Gerichtshof entschied aber 2014, dass abzuschiebende AusländerInnen keine Verbrecher seien und eigene Haftanstalten für sie eingerichtet werden müssen.

In der Anstalt gibt es ein Piktogramm mit einem Schwein. 
 »Das Tier, fett und rot, durchgestrichen.
"Bei uns gibt's vegetarisch und laktosefrei, warum nicht auch halal?", sagt Hans-Peter Paukner.
"Ich stelle es mir fürchterlich vor, wenn ich bei jeder Mahlzeit Bedenken haben muss, dass was drin ist, was ich nicht essen darf."
Deshalb wird vom Caterer nur nach arabischer Machart gekocht, das war ihm ein Anliegen. Die Karte mit der Sau drauf ist das am meisten gebrauchte Zeige-Kärtchen hinter den mehr als fünf Meter hohen Betonmauern. - Kein Schweinefleisch im Abschiebe-Knast in Pforzheim.« [Quelle]

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Die HauptschülerInnen:
  • Die Deutschen heiraten so mit 30, so mit 35, bekommen die Kinder, mit 40 heiraten sie vielleicht nochmal. - Ausländer heiraten so mit 16, mit 18 haben sie ein Kind, mit 20 haben die schon drei Kinder. - Nicht alle, aber viele.
    Quelle
  • Deutsch ist, wenn man Deutsch kann und wenn man in Deutschland geboren ist. 
  • Deutsche haben wahrscheinlich Angst, dass die Ausländer Deutschland regieren. Also, dass es mehr Ausländer als Deutsche gibt. 
  • Mir ist eigentlich egal, ob jetzt Muslime oder Jude oder Christ. Hauptsache derjenige, der da ist, glaubt auch an seine Religion.
  • Wenn ich sehe, dieser Mensch ist eigentlich korrektmäßig zu mir und ist eigentlich ein sympathischer Mensch, den mag ich, dann ist mir egal, ob der jetzt ein Araber, Türke, Kosovo-Albaner, was weiß ich, ist. Mensch ist Mensch. 
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 Anmerkung
Die Abschiebe-Haftanstalt
»liegt am Ende einer Straße im Osten Pforzheims. Sie passt gut hierher, in diese hässliche Stadt mit der landesweit höchsten Arbeitslosenquote und den landesweit meisten AfD-Wählern.
"Ja", sagt Paukner,und dann, wie sehr ihn das "ganze Getue um den Islam und um Muslime" nervt. "Ich kenne Muslime und das Problem, das die Leute mit ihnen haben.
Aber es ist einfach keines." So mancher Ausländer sei zugänglicher als einige Deutsche.« [a.a.O.]

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Die HauptschülerInnen:
  • Die Deutschen sind immer pünktlich, die machen immer die Arbeit genau, die sie machen müssen. - Es gibt nicht so viel Kriminalität wie in anderen Ländern. Und die Polizei ist auch besser.
  • Ohne uns Ausländer, den ganzen ISIS, die nach Deutschland kommen, glaub mir, ihr werdet uns dankbar sein, dass hier so viele sind. Dass wir dann auch noch gegen die kämpfen, für Deutschland. Weil wir auch noch hier bleiben wollen. 
  • Weißt du, wenn du jetzt in Serbien da wärst, du würdest sterben da, du würdst in Straße liegen und heulen. [Quelle swr2]
Abschiebe-Haftanstalt Pforzheim [Quelle]
Quelle

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