Samstag, September 03, 2016

Ist das Projekt Europa bereits museumsreif? 2016 stand die Wiesbaden-Biennale unter dem Titel "This is not Europe"

In Brüssel wird gerade ein neues MUSEUM gebaut: Das Haus der Europäischen Geschichte.


Quelle

Durch das Haus wird beabsichtigt, alle zur Verfügung stehenden Mittel – (Dauerausstellung/ Wechsel- und Wanderausstellungen/ Sammlung von Gegenständen und Dokumenten, die für die europäische Geschichte stehen/ Bildungsprogramme/ Kulturveranstaltungen/ Veröffentlichungen/ Online-Inhalte) – für ein besseres Verständnis der europäischen Geschichte und Integration einzusetzen. Es wird sich in Brüssel, in unmittelbarer Nähe der europäischen Institutionen befinden. [Quelle]

Der belgische Regisseur Thomas Bellinck meint: 
Wenn man ein Museum von etwas baut, dann weiß man doch: Der Tod steht gerade vor der Tür. Die EU selber baut sich ihr eigenes Museum in Brüssel.

Bellinck, Jahrgang 1983, erzählt,  er habe jüngst auf dem Pariser Flughafen zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder eine Passkontrolle bei einer innereuropäischen Reise erlebt:
"Die Wiederkehr der Grenzen." Erst wenn man etwas verloren hat, das freie Reisen ohne Grenzen, merkt man, wie wichtig es war.

In seiner Ausstellung auf der Biennale in Wiesbaden, (die zuvor u.a. auch in Brüssel, Athen, Wien zu sehen war) und eine Parodie auf das Haus der europäischen Geschichte in Brüssel sein soll, schaut man aus der Zukunft zurück auf ein verstaubtes und untergegangenes Europa, das es dann so nicht mehr gibt. Man sieht Fundstücke in Abstellkammern, die weggeräumt wurden, weil sie keiner mehr braucht. (siehe unten, das Schengen-Schild).
"An den sozialen Gegensätzen ist die Gemeinschaft zerbrochen."


An der Wand eines Gerichtssaals hängen in der Ausstellung unzählige Original-Visitenkarten von Lobbyisten, Abgesandten der großen Konzerne, die in Brüssel Einfluss auf die Politik der EU nehmen wollten und nahmen; jetzt sitzen sie hier im aal symbolisch auf der Anklagebank: Die Vormacht ihrer ökonomischen Firmen-Interessen habe die EU getötet.
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Ortswechsel. Von Brüssel und Wiesbaden
nach Italien und Südfrankreich.



In Ventimiglia betreibt das Rote Kreuz ein Lager für Flüchtlinge. 
Sie hatten versucht, über das Mittelmeer und Italien weiter in die Schweiz zu reisen oder nach Frankreich. Denn die Schweiz lässt wohl auch Asybewerber gar nicht mehr in Land hinein berichten einige Flüchtlinge. Sie werden unbefragt an der Grenze abgewiesen und probieren es nun über Frankreich.

»610 Menschen sind heute hier untergebracht. Teilweise sitzen die Bewohner seit Jahren in Italien fest, teils sind sie erst wenige Tage im Land. Die Zahl im Lager sei nur „stabil“, weil die Polizei immer wieder Busladungen mit Flüchtlingen zurück in den Süden des Landes bringe, sagt das Rote Kreuz. Trotzdem versuchen immer wieder Flüchtlinge auch hier über die Grenze zu gelangen. Schwimmend oder zu Fuß. Entweder halten die Italiener sie auf oder die Franzosen.

Neun Minuten braucht der Regionalzug bis ins französische Menton Garavan. Jetzt, am späten Nachmittag, stehen dort am Bahnhof Mannschaftswagen der französischen Nationalpolizei CRS. Die Männer postieren sich vor jeder Tür, bevor der Zugführer sie öffnet. Mit Sonnenbrillen und Schlagstöcken gehen sie in den Zug, zwei durch das obere, zwei durch das untere Stockwerk von jedem Waggon. Sie werden diesmal nicht fündig. Nach ein paar Minuten rollt der Zug weiter Richtung Nizza.
Es ist der Tod Schengens auf Raten. Der EU-Kommission gelingt es nicht, die Einhaltung der EU-Verträge durchzusetzen, es gibt keine kollektive Regelung für das Flüchtlingsproblem. Als erstes Land hatte Deutschland letzten September wieder Grenzkontrollen eingeführt. Österreich, Dänemark, Schweden und Norwegen folgten, noch bis November 2016. Frankreich hat gar bis 2017 verlängert.
Ausstellungsraum auf der Biennale
in Wiesbaden
„Alle haben ein anderes System“, sagt einer der Afrikaner in der Bar gegenüber der Grenzpolizei von Chiasso. „Die Deutschen, die Belgier, die Schweiz, die Franzosen, die Italiener. Aber am Ende läuft es für uns immer auf das Gleiche hinaus: Wir sitzen im Gefängnis oder auf der Straße. Er fragt: „Hast du eine Zigarette?“«  [Quelle und ganzer Text]

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